Beschreibung
Jan Assmann, geboren 1938 in Langelsheim, ist Ägyptologe und Kulturwissenschaftler. Zusammen mit seiner Frau, der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, erhält im Oktober 2018 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dieses Hörbuch enthält ein Gespräch und einen Vortrag: 1 | Jan Assmann, Dieter Borchmeyer, Ludwig Finscher: Die Zauberflöte - Oper und Mysterium, Redaktion/Gesprächsleitung: Ursula Nusser, Inhalt: Man kann sich der Zauberflöte über die Mysterienliteratur annähern, über die Mysterien der Isis. Sie enthielten für Freimaurer eine Legitimationsgrundlage, insofern sich die Vernunft nur im Geheimen entwickeln könne. Der Neophyt geht seiner Einweihung mit falschen Vorstellungen entgegen, er kommt aus einer profanen Welt. Er hält Religion für eine Erfindung der Herrschenden, um dem Volk Regeln vorgeben zu können. Nun muss er umlernen, der Schleier wird von seinen Augen gezogen. In der Freimaurerei hat man die Initiation in einem Spiel von Licht und Finsternis vollzogen. Dargestellt wurde dabei eine Umperspektivierung, man lernte die Dinge völlig neu zu schauen. Bekanntlich war Mozart ein engagierter Freimaurer und wurde sicher auch durch einen Vortrag über Mysterien künstlerisch angeregt. Vom tragisch Erhabenen bis zum Komischen enthält diese Oper alles, weswegen sie eigentlich ein eigenes Genre bildet: Sie ist kein Singspiel, keine Opera seria, keine Opera buffa und auch keine Vorstadtkomödie. 2 | Jan Assmann: Der Tod als Thema der Kulturtheorie - Todesbilder und Totenriten im Alten Ägypten, Inhalt: Dem babylonischen Mythos nach gehören Weisheit und Unsterblichkeit zusammen. Der Mensch allerdings steht zwischen Tier und Gott. Im Gegensatz zum Tier weiß er, dass er sterben muss, die Götter hingegen sind unsterblich. Dieses Schicksal lässt den Menschen eine künstliche Welt erschaffen, die der Kultur, weil er durch sein Wissen aus der Natur herausgefallen ist. In dieser ihm gehörigen Sphäre, die allein vom menschlichen Handeln bestimmt wird, soll das Wissen um den Tod zur Ruhe kommen. Ihre Basis ist ein kulturelles Gedächtnis, das unsere Erfahrungen und Erwartungen prägt. Der Mensch investiert in Handlungen, die ihn überdauern, und lebt so seinen Unsterblichkeitstrieb. Assmann behandelt den Umgang mit dem Tod im Alten Ägypten entlang von drei, letztlich komplementären Prinzipien: dem Tod als Feind, als Heimkehr und als Geheimnis. Im Osirismythos wird dargestellt wie der feindliche Tod abgespalten und in eine eigene Sphäre, die der Unterwelt, verwiesen wird. Dieser Mythos stellt eine leitende Idee des Totenkults dar, dass nämlich die Bestattung ein Umwandlungsprozess ist, der den Menschen in die andere Welt überführt. Die Vorstellung des Weiterlebens nach dem Tod führt zum Prinzip der Einkehr. Der Sarg wird als Mutterleib gedacht, Tod ist Rückkehr zum Ausgangspunkt und Erneuerung. Der letzte Aspekt ist der des Geheimnisses, Osiris im Mutterschoß ist der Inbegriff des Geheimen und Erhabenen. Der Tod figuriert als Inbegriff des Heiligen und des Geheimnisses, nach dem sich Leben auflöst und wieder als neues hervorgeht. © SWR 2005 / 1999, Herausgegeben von Franz-Maria Sonner
Autorenportrait
Jan Assmann, *1938 in Langelsheim, lehrte von 1976-2003 Ägyptologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. In seiner Schulzeit beschäftigte sich Assmann mit Musik, hielt sich aber für eine musikalische Laufbahn ungeeignet und studierte daher Archäologie und Gräzistik. Von 1978 an leitete er ein Forschungsprojekt in Luxor (Oberägypten) und lehrte als Gastprofessor unter anderem in Paris, Yale und Jerusalem. Er übt eine Honorarprofessur für allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz aus. Jan Assmann ist mit der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann verheiratet, mit der zusammen er im Oktober 2018 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Mit Aleida Assmann hat er eine Theorie des kulturellen Gedächtnisses ausgearbeitet, eines kollektiven Fundus von Texten, Bildern und Riten, die über Jahrtausende hinweg unser Weltbild prägen. Teil dieses Kollektivgedächtnisses ist u.a. der Monotheismus, dessen Entstehung Assmann auf den Exodus der Israeliten aus Ägypten datiert. Den Konflikt zwischen Pluralismus und Monotheismus spürt er vor allem in der biblischen Überlieferung des Alten Testaments auf.