Beschreibung
Die Folgen freilich, die die unbeschränkte Konkurrenz und die arbeitsteilige Vereinseitigung der Individuen für deren innere Kultur ergeben haben, lassen sie nicht gerade als die geeignetsten Mehrer dieser Kultur erscheinen. Vielleicht aber gibt es über der wirtschaftlichen Form der Zusammenwirksamkeit der beiden großen soziologischen Motive - der einzigen bisher realisierten - noch eine höhere, die das verhüllte Ideal unserer Kultur ist. Lieber aber möchte ich glauben, daß die Idee der schlechthin freien Persönlichkeit und die der schlechthin einzigartigen Persönlichkeit noch nicht die letzten Worte des Individualismus sind; daß die Arbeit der Menschheit immer mehr, immer mannigfaltigere Formen aufbringen wird, mit denen die Persönlichkeit sich bejahen und den Wert ihres Daseins beweisen wird. Und wenn in glücklichen Perioden diese Mannigfaltigkeiten sich zu Harmonien zusammenordnen, so ist doch auch ihr Widerspruch und Kampf jener Arbeit nicht nur ein Hemmnis, sondern ruft sie zu neuen Kraftentfaltungen auf und führt sie zu neuen Schöpfungen. (Resümee des Autors)
Autorenportrait
Georg Simmel (1858-1918), deutscher Philosoph und Soziologe, leistete wichtige Beiträge zur Kulturphilosophie; er war Begründer der formalen Soziologie und der Konfliktsoziologie. Simmel stand in der Tradition der Lebensphilosophie, aber auch der des Neukantianismus. Soziologie ist nach Simmel eine eklektische Wissenschaft. Das heißt sie hat keinen eigenen spezifischen Gegenstand, sondern benutzt lediglich das von anderen Wissenschaften bereitgestellte Material, um daraus neue Synthesen und einen neuen Standpunkt zu gewinnen. In Simmels zweitem großen Werk »Die Philosophie des Geldes« beleuchtet er das großstädtische Phänomen der Geldwirtschaft als prägend für die Moderne. Die Welt als gigantisches Rechenexempel der kalkulierenden Rationalität werde mit der Maßeinheit des Geld gemessen, ähnlich wie die Zeit mit der Uhr. Bei Simmel basiert der Wert eines Produktes anfänglich auf subjektiver Wertschätzung. Mit steigender Komplexität der Gesellschaft erreiche der Tausch den Stellenwert einer sozialen Gegebenheit. Um den Tausch zu vereinfachen, sei das Geld notwendig. Im Geld spiegle sich der Wert der Dinge wider.