Beschreibung
Das Buch enthält die Tagebuchaufzeichnungen des Autors und beschreibt, wie er 900 Kilometer nach Santiago de Compostela gepilgert ist. Kann man als "Evangele" pilgern? Diese Kardinalfrage kam dem Autor bei der Planung seiner ersten Pilgerfahrt. Das Grab des Apostels Jakob in Santiago de Compostela war für ihn nur ein historisch bedeutender Ort, doch auch er spürte die Kraftlinien, die schon dort waren, als es noch keine Christenheit gab. Der Weg sind für Hermann Wenzel die Menschen, die er kennenlernen durfte und mit denen er noch heute in regem Kontakt steht, aber auch die Ruhe des Alleinlaufens. Für ihn war immer das in dem Moment spürbar, was er mental gerade brauchte. Der Weg hat ihn gelassener, weniger ängstlich, zuversichtlicher und glücklicher gemacht. Begleiten Sie den Autor in seinen Tagebuchaufzeichnungen.
Autorenportrait
Hermann Wenzel, geboren 1951 in Kleinmachnow, Kreis Potsdam. Schule und Studium in Berlin. Diplom als Mathematiker. 1980 nach Wahlscheid bei Köln/Bonn gezogen; seit 2006 im Ruhestand. Seine Hobbys sind Singen, Fotografieren und Pilgern. Der Pilgervirus hat ihn 2007 gepackt; 2009 ist er das erste Mal losgepilgert.
Leseprobe
Nur wenn ich losgehe, kann ich auch ankommen Eingepflanzt wurde mir der Virus "Jakobsweg" von meinem Freund Bruno in einem Telefonat im November 2007. Bruno ist mit seinem Spezi am 28. Dezember 2008 gestartet. Er hat die südliche Route ab Sevilla gewählt. Sein Freund hat sich nach 500 Kilometern den Fuß verstaucht und so laufen sie nächstes Jahr weiter. Mein Start ist geplant für den 20. August 2009. Ich werde mich allein auf den Weg machen. Bei mir geht es los in Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Rest wird sich finden, auch wird es sich finden, ob es auf der Strecke Internetcafés gibt und ich Lust habe, von unterwegs aus zu berichten und Bilder auf meiner Internetseite einzustellen. Einen Führer (Rother Wanderführer, Spanischer Jakobsweg) habe ich von meinem Sohn Kolja geschenkt bekommen, eine Landkarte und zwei Bankkarten habe ich auch. Es kann also nichts schiefgehen, denn ich habe das große Glück, nicht nur Zeit, sondern auch das Verständnis meiner Lebenspartnerin Katharina und die besten Wünsche meiner Freundin Katharina II. (Zitat: ". ich wünsche Dir viel Glück, Erfolg und die Erfahrung, die Du machen willst.") für diese Pilgerfahrt zu haben. Mein Freund Bruno hat gesagt: "Den Weg gehst Du mental, die Kondition ist zweitrangig." Um auf Nummer sicher zu gehen, stelle ich meine Bergausrüstung auf Langstrecke um, damit sie leichter wird. Auch werde ich zusehen, einige Kilo Körperfett in Muskeln umzuwandeln. Eine bessere und damit schwerere Digicam (Canon G9) musste aber schon mal her. Die Versuchung, es zu lassen, kam auch schon in Form eines Angebotes, zusammen mit Seelscheider Männern Ende August/Anfang September durch Norwegen zu wandern. Eine Bekräftigung des Projektes kam durch die Geburtstagsgeschenke meiner Freunde aus Wahlscheid, die meine Ausrüstung großzügig ergänzt haben. Ihnen auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön. Zu denken gab mir der Wanderführer, der meine erste Etappe mit folgenden Worten beschreibt: "Der große Höhenunterschied sollte nicht von der Route Napoléon abschrecken." (1300 m Aufstieg, 500 m Abstieg) Zum Glück hat mein Bauch entschieden, diese Pilgerfahrt zu unternehmen, mein Verstand hätte spätestens bei diesem Satz das Projekt abgebrochen. Pilgern der Weg ist mein Ziel Kann ich als "Evangele" überhaupt pilgern? Ich bin unbelastet von dem Reliquienkult und so ist es für mich nur historisch interessant, dass das Grab des Apostels Jakob in Santiago ist oder sein soll. Was ich auf meiner Pilgerschaft suche, versuche ich derzeit erst selber herauszufinden, denn ich bin oft danach gefragt worden und hatte keine rechte Antwort. Mein Entschluss, den Weg zu gehen, war spontan, eine reine Bauchentscheidung. Ich versuche nun, wie schon so häufig in meinem Leben, zu verstehen, warum mein Bauch so entschieden hat. Erklärungsversuche, die mein Verstand erarbeitet hat, sind: Ich würde bitte gerne zu meinem Gott und nebenbei zu mir finden Menschen treffen, die den gleichen Virus in sich tragen, und mich mit ihnen austauschen etwas mitnehmen, was ich nicht zu tragen brauche, sondern was mich trägt etwas abwerfen, was ich mit mir herumschleppe etwas leisten, auf das ich stolz sein kann. Den Pilgerpass habe ich von der "Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg e. V." erhalten. Auf das Empfehlungsschreiben meiner Kirchengemeinde warte ich noch. Zum Startort meiner Pilgerreise geht es per Flugzeug (Köln-Bonn nach Bilbao 20.08. Do 11:45 - 16:30 Uhr Air Berlin 1592), am nächsten Tag weiter per Bus und Bahn. Bei der Reiseplanung hat mir Susanne geholfen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an sie, denn durch sie wird die Idee Wirklichkeit werden. Der Etappenplan ist auch schon mit vielen Ruhetagen geplant. Den ersten Tag wollte ich eigentlich als Wahlrheinländer mit einem "Päuschen" beginnen, habe aber jetzt doch einen kleinen Anstieg eingeplant. Der Preuße ist auch nach fast dreißig Jahren noch in mir zugegen. Ich hoffe, dass ich genügen