Beschreibung
Arthur Rimbaud: Nach dem Gesang der Abgesang auf die Poesie, dann Auswandern ins 'andere' seiner selbst und der von ihm, in den Dichtungen, imaginierten Landschaften. Sein beredtes Schweigen löste einen Mythos aus. Vor 150 Jahren geboren, am 20. Oktober 1954, und schon mit 37 verstorben, gleich einem 'Juif errant' durch die Zeiten geisternd: Phantom Rimbaud. - Nehmen wir aber hier den Dichter beim Wort: Vermutlich in den Jahren 1872-76, bei einem London-Aufenthalt (mit Verlaine) und durch Eindrücke von Stockholm und der Schweiz angeregt, schrieb Rimbaud Prosagedichte, die Verlaine später unter dem Titel 'Illuminations' versammelte. Dieses Wort (englisch und französisch lesbar) bezeichnet sowohl Be- als auch Erleuchtungen (Rimbaud verwendete es, in einem Untertitel, als mißverstandenes Synonym von Painted Plates, kolorierte Stiche). Manche der Texte wirken in der Tat wie Gravuren, in denen sich Zartheit und Härte, ja, Brutalität abwechseln. Es sind Malereien in Sprache und in Klängen, die, zwar fixiert, dennoch schweben und entschweben. Vor allem in den Städtebildern: fragile Konstruktionen, die sich unendlich verschachteln und ins Nichts führen: nach außen, ins Offene gewendete carceri, Irrgärten der Moderne, in deren grellen Licht ('lumière qu'on a crée'). Rimbaud schlägt einen ungehört-unerhörten Ton an - 'inouï'. Ein Klang, der zugleich bannt, freisetzt - und vorgreift. Komponisten wie Benjamin Britten oder zuletzt der junge Matthias Pintscher (in der Oper: 'L'Espace dernier') haben diese Texte in Musik zu übersetzen versucht. Aber wie dieses 'inouï' in eine andere Sprache bringen? Die Unübersetzbarkeit ist der ewige Anreiz des Übersetzens. Der Übersetzer Rainer G. Schmidt hat vor 25 Jahren an der legendären Ausgabe sämtlicher Dichtungen Rimbauds bei Matthes & Seitz mitgewirkt. Er legt nun eine vollständige Neuübersetzung der 'Illuminations' vor, die der Revolte, der Kraft, aber auch den zarten Visionen Arthur Rimbauds mit feineren Mitteln Ausdruck verleiht.