Beschreibung
Ein besorgter Anruf seiner Pflegemutter Rosa führt Luis Ende der 1960er Jahre zurück an den Ort seiner Kindheit, eine kleine Tiroler Gemeinde im Oberinntal. Gleich nach seiner Geburt zu Kriegsbeginn kam er zu Rosa und Alwin, aus deren Obhut ihn die Fürsorge neunjährig entriss. Einige Tage wird Luis nun bei seinen Pflegeeltern verbringen, sucht intensiv das Gespräch mit dem schweigsamen Alwin. Mit ihm begibt er sich auf Spurensuche in die eigene Kindheit, in der Musik von Anfang an Schlüssel zum Verstehen der Welt war, mit der er sich Gehör verschaffte, Anklang fand. Am Geburtsort seiner leiblichen Mutter erfährt Luis schließlich, welches Ereignis Alwin an den Rand des Verstummens brachte.
Autorenportrait
Robert Kleindienst 1975 in Salzburg geboren, studierte Germanistik, Pädagogik und Politikwissenschaft. Stadtschreiber von Kitzbühel 2007. Verschiedene Auszeichnungen, u. a. Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik 1997, Rauriser Förderungspreis 2007, Projektstipendien des Bundesministeriums für Kunst und Kultur. www.robertkleindienst.at
Leseprobe
Auch wenn dich deine Mutter viel zu früh verlassen hat, dein Vater jung sein Leben verlor, ist dir doch immer die Musik geblieben. Sie war von Anfang an für dich da, fing dich auf, bevor du fielst, öffnete ferne, unbekannte Räume. Sie ließ dich über Berge schweben und im Himmel tanzen, schenkte dir Träume vom Meer, fremden Ländern. Die Musik war deine Sprache zu Alwin, und der feine Faden, den sie wie eine Saite zwischen euch beide spannte, ist nie verklungen. Ohne Musik wäre dein Leben ein anderes geworden, und davon kannst du ein Lied singen.