Beschreibung
Karl Kraus, der Satiriker der Apokalypse (Edward Timms), veröffentlichte mit der Fackel von 1899 - 1936 in Wien eine Zeitschrift, in der er die mannigfachen Zerfallserscheinungen der mitteleuropäischen Zivilisation um die Jahrhundertwende insbesondere auf ihre Sprachverwendung zurückführt und anhand dieser sichtbar macht und kritisiert.Als ein wesentlicher Aspekt der herrschenden Sprachverwendung Sprache zu funktionalisieren sei einerseits Ausdruck als auch Ursache eines verkümmernden Bewusstseins, dem Vorstellungskraft sowie Geist fehlten. Die Phrase als zu einer leeren Form erstarrten Sprache ist die fortgeschrittenste Manifestation dieses Bewusstseins. Die von Kraus exzessiv geübte Kritik an der Phrase ist somit nicht bloß abstrakte Sprachkritik, sie hat vielmehr stets auch einen gesellschaftskritischen Gehalt. Sie kritisiert Ideologie als Ausdruck des herrschenden Bewusstseinszustands einer Gesellschaft, die beinahe bewusstlos ihren eigenen Untergang - den Millionen Tote fordernden 1. Weltkrieg - tausendfach in ihren Presseerzeugnissen heraufbeschwört. Neben einem kurzen Überblick über die gesellschaftlichen Verhältnisse in Wien/Österreich-Ungarn um die Jahrhundertwende gibt die Arbeit einen knappen Eindruck von der enormen Bedeutung und Verantwortung des damaligen Pressewesens, um sich dann dem Begriff der Phrase zu widmen.Ideologiekritik zu üben ist ebenfalls ein wesentlicher Aspekt der Schriften des französischen Theoretikers Roland Barthes. In dem 1957 veröffentlichten Text Mythen des Alltags kritisiert Barthes die zu diesem Zeitpunkt herrschende Ideologie in ihren vielfachen Ausprägungen anhand des (von ihm theoretisch entwickelten Begriffs des) Mythos. Der Mythos kann - ebenso wie die Phrase - als erstarrte Sprache bezeichnet werden; darüber hinaus übt er bestimmte Funktionen aus, insbesondere das, wovon er handelt, als naturgegeben erscheinen zu lassen; 'Geschichte in Natur zu verwandeln', wie Barthes es ausdrückt. Der Mythos als eine Form kollektiver Vorstellungen hat somit in Bezug auf die Ideologie einer Gesellschaft eine stabilisierende Funktion. Die Arbeit stellt kurz die Mythen des Alltags, den Begriff des Mythos sowie die Semiotik als Methode vor, um schließlich nach einer etwaigen Anwendung des Mythos-Begriffs auf die Satire von Karl Kraus zu fragen und mögliche Parallelen zwischen beiden Kritikern bzw. ihren Schriften zu ermitteln.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 2.2.1, Beispiel einer semiotischen Analyse:Der Text Der Werbespot ist ein Beispiel einer semiotischen Analyse von Sinnprozessen; ein Beispiel dafür, wie unterschiedliche Sinnstrukturen in einfachen Texten (oder Sätzen) begrifflich erfasst werden können. In ihm erläutert Barthes, wie vermittelte Aussagen oder implizite Botschaften in Texten oder Sätzen hervorgehoben und benannt werden können.Der Gegenstand der Analyse ist ein Werbesatz. Der kommunikative Kontext weist einen Sender sowie einen Empfänger auf, die Werbung ist eine Mitteilung vom Sender zum Empfänger. Der Satz selbst (Goldkochen mit Astra) weist die Besonderheit auf, zwei Mitteilungen zu enthalten. Als ein sprachliches Zeichen ist eine Mitteilung die Vereinigung einer Ausdrucks- und einer Inhaltsebene. Zu analytischen Zwecken wird der Satz nacheinander zerlegt in die in ihm enthaltenen Mitteilungen. Die erste Mitteilung besteht aus der Ausdrucksebene, die gebildet wird von den Worten selbst beziehungsweise ihrer lautliche[n] oder graphische[n] Substanz, sowie der Inhaltsebene. Die Inhaltsebene ist der buchstäbliche Sinn der Worte (die Aufforderung, Gold zu kochen mit diesem Produkt namens Astra). Die erste Mitteilung ist denotiert, sie weist keinen zusätzlichen Sinn auf als den beschriebenen.Die zweite Mitteilung ist implizit, sie ist vermittelt durch die erste. Barthes bezeichnet sie als eine globale Mitteilung. Die zweite Mitteilung ist die ,eigentliche Mitteilung, deren Verbreitung Anlass und Zweck der gesamten Kommunikation in diesem Fall ist. Sie besteht in der Behauptung der Besonderheit des beworbenen Produkts. Als Aussage formuliert lautet sie: Astra [ist] das beste aller Fette. Diese zweite Mitteilung unterscheidet sich nicht nur dadurch von der ersten, dass sie implizit ist, das heisst nicht direkt ausgesprochen wird, sondern vor allem dadurch, dass ihre Ausdrucksebene aus der ersten Mitteilung besteht. Ihre Ausdrucksebene wird nicht von geschriebenen oder gesprochenen Worten beziehungsweise deren Substanz gebildet, sondern von einem Satz, der für sich genommen bereits hinlänglich ausreicht, um Kommunikation zu gewährleisten, sie wird von einem Satz gebildet, der bereits eine (denotierte) Ausdrucks- und Inhaltsebene besitzt. Die erste Mitteilung wird zum Material, zum Signifikanten der zweiten Mitteilung. Diese konnotiert die erste. Es handelt sich bei dem Werbesatz also demnach um eine doppelte, denotierte-konnotierte Mitteilung, es lassen sich zwei voneinander verschiedene Sinnebenen unterscheiden.Eine nicht explizit gemachte Prämisse dieser Analyse besteht darin, das Objekt (die Werbung, den Werbesatz) auf einen einzigen Zweck zu reduzieren. Die kommunikative Intention, die einer Werbung zugrunde läge, sei stets die gleiche: Dieses Signifikat [die Inhaltsebene der zweiten Mitteilung; die Werbebotschaft; C. E.] ist einmalig und ist in allen Werbespots immer dasselbe: es ist, mit einem Wort, die Vorzüglichkeit des angekündigten Produkts. An dieser Stelle geht die rein formale semiotische Analyse über die modellhafte Abbildung hinaus und trifft Aussagen über den gesellschaftlichen Kontext des analysierten Gegenstandes, die eine Theorie seines Zustandekommens implizieren. In diesem Fall ist es die Unterstellung einer spezifischen Zweckgerichtetheit von Werbung (Profitmaximierung) im Rahmen ökonomischer Verhältnisse, die als konkurrenzbasiert gedacht werden. Einschränkend weist Barthes zumindest darauf hin, dass Werbung [...] vermutlich eine besondere Konnotation [darstelle]; man [...] also von ihr nicht auf jede beliebige Konnotation schließen [könne].So schlüssig, wie die kommunikative Intention von Werbung auch erscheinen mag, sie ist nicht unbedingt vergleichbar zu der kommunikativen Intention, die Pressetexten zugrunde lieg, auf die im dritten Teil dieser Arbeit eingegangen werden soll.Die Mythen des Alltags sind ebenfalls ein Beispiel einer semiotischen Analyse der Entstehung und Zusammensetzung von Sinnprozessen, allerdings ist diese Analyse umfangreicher, sie behandelt Sinnstrukturen ungleich komplexerer Art. Als Gegenstände werden untersucht kollektive Vorstellungen, die Barthes Mythen nennt. Einige Grundbegriffe der Analyse seien kurz genannt.
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