Beschreibung
Geschichtsschreibung und Schulunterricht in Indien sind immer noch stark beeinflusst durch während der Kolonialzeit entwickelte Theorien, die die Gegensätze zwischen indischen Religions-, Sprach- und Volksgruppen erhalten und vertiefen sollten. Letztere betonen den Mangel an politischer Einheit des Landes, berücksichtigen zu wenig die sich stark auf die sozialen Verhältnisse auswirkenden Folgen der etwa seit dem Jahr 1000 andauernden moslemischen Eroberungen und Gewaltherrschaften sowie die Auswirkungen der wohldurchdachten und zumindest gebietsweise noch gelehrten "Geschichtstheorien" der westlichen Kolonialherren. Nach Erlangung der indischen Unabhängigkeit entwarfen die westlich erzogenen Führungskräfte der meisten indischen politischen Gruppierungen ihre Programme mehr oder weniger stark nach obigen Theorien und versuchen diese weiterhin umzusetzen mit Methoden, die immer stärker in Gewalt oder gar Morde an politischen Gegnern ausarten. Die Folgen sind politisch-religiöse Unruhen, Zerstörung von Eigentum und Behinderung von Fortschritt und Modernisierung. Dieses Buch zeigt die Schwächen obiger Theorien auf und schildert das Verhalten bestimmter indischer Gruppierungen und ihre Auswirkungen, ist also gedacht als Beitrag zum besseren Verständnis und dadurch zum Abbau der in Südasien noch stark nachwirkenden Hinterlassenschaften des Kolonialismus. Dies wäre gleichzeitig eine Hilfe zum Abbau von Spannungen und zur Beruhigung der politisch-religiösen Verhältnisse in diesem Teil der Erde.
Autorenportrait
Hermann Jung, Jahrgang 1935, beschäftigt sich seit den 1960er Jahren mit intensiv mit indischer Geschichte, Sprachen und Kultur. Durch langjährigen Austausch mit indischen Brieffreunden, vor allem mit Publizisten und Mitgliedern dortiger Reformbewegungen, erhielt er umfassende Einblicke, vertieft durch sieben Indien-Reisen zwischen 1969 und 2010. Er ist daher mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in Indien bestens vertraut.