Zwischen den Gezeiten

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630872551
Sprache: Deutsch
Umfang: 254 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 21.8 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Alles oder nichts: Das Leben ist ein Spiel. Genau wie die Liebe. In einem britischen Camp lernt Inga, eine junge Deutsche, 1948 den charismatischen Offizier Alec Hayden kennen. Inga begreift rasch, dass Hayden nur eine Leidenschaft kennt: Er ist ein Spieler, besessen von den Karten. Doch diese Entdeckung schreckt sie keineswegs ab. Denn die lebenshungrige Inga träumt davon, selbst einmal das richtige Blatt in Händen zu halten und den großen Coup zu landen. Ohne nachzudenken, setzt sie alles auf eine Karte - und droht alles zu verlieren. Da entdeckt der sonst so unnahbare Hayden, dass es für ihn im Leben noch Wichtigeres gibt als das Spiel. Norddeutschland 1948: In einem Lazarett der britischen Truppen lernt Inga, eine junge Deutsche, Alec Hayden kennen - einen Offizier, der zerbrechlich wirkt, aber eine geheimnisvolle Aura besitzt. Inga, von dem unnahbaren Mann mit dem fahlen Gesicht merkwürdig angezogen, begreift rasch, dass Hayden nur eine Leidenschaft kennt: Er ist ein Spieler, besessen von den Karten. Doch diese Entdeckung schreckt sie keineswegs ab. Denn in der Tristesse der Nachkriegszeit träumt die lebenshungrige Inga von Abwechslung, Abenteuer und dem großen Glück. Was wäre, stellt sie sich vor, wenn sie selbst einmal das richtige Blatt in Händen halten und den großen Coup landen würde? Ohne lange nachzudenken, setzt Inga alles auf eine Karte - und droht alles zu verspielen: das Wenige, was ihre Eltern noch besitzen, ebenso wie ihre Ehre und ihr Glück. Und in diesem Moment erkennt Hayden, dass Inga ihm mehr bedeutet, als er sich eingestehen wollte. Und dass es für ihn im Leben noch Wichtigeres gibt als das Spiel. Nach dem internationalen Bestseller »April in Paris« hat Michael Wallner mit »Zwischen den Gezeiten« ein bestechendes Porträt der deutschen Nachkriegszeit geschrieben - und einen großen Roman über die unmögliche Liebe zwischen einer lebenshungrigen jungen deutschen Frau und einem enigmatischen englischen Offizier. Zugleich aber zeichnet er die eindrücklichen Psychogramme eines Spielers, dem die Karten längst zur Sucht geworden sind, und einer Frau voller Mut und Entschlusskraft, die alles wagt und die auch in den verzweifeltsten Situationen festhält an sich und an ihren Träumen.

Leseprobe

Der Engländer hatte die Augen geöffnet. Seine Haut war nicht winterweiß, eher durchsichtig, das schwarze Haar ließ das Gesicht auf dem Kissen noch fahler erscheinen. Als Inga an seinem Bett vorbeiging, folgte er der Bewegung. Sie hatte in H nichts verloren, die Lazarettbaracke war bloß der kürzere Weg zu ihrer Abteilung - die Krankenschwestern kannten sie; gerade wechselten sie seinen Verband. Inga sah das geschwollene Knie, rote Schnitte, die frischen Fäden, Blutschorf bis zur Wade. In der Sekunde, als sie stehenblieb, ging der Klebestreifen ihres Farbbandes auf, die Spule sprang aus der Hand und rollte unter das Nachbarbett. Kniend suchte Inga zwischen ausgezogenen Schuhen und den eisernen Beinen des Nachttisches; über ihr knarrte es, der Liegende machte eine Bemerkung. Als sie hochkam, waren ihre Finger schwarz. Das Farbband hier aufzurollen, kam nicht in Frage, Inga hängte es in Schleifen über die linke Hand; inzwischen war der Engländer frisch verbunden und zugedeckt worden. Sie bildete sich ein, daß er ihr nachsah, drehte sich aber nicht um. Vor der Baracke standen die Männer rauchend in der Kälte und wandten die Gesichter der Märzsonne zu; zwei trugen die Uniformjacken über dem Schlafanzug. Ob Inga die neue Schwester sei, fragte einer, und mit Blick auf das Farbband, ob schwarze Mullbinden jetzt in Mode kämen. Sie machte den Spaß mit, die Tommies lachten hinter ihr her. Laufend drehte sie dem Wind den Rücken zu, trotzdem flatterten die Schlingen auf ihrer Hand; im Krebsgang verließ sie das Lazarett. Es lag nur einen Steinwurf von der Lagereinfahrt entfernt; der Wachposten schob den Helm in den Nacken und winkte Inga zu. Sie nahm den Sandweg entlang der Hagebutten, umging das Casino über den Pfad hinter der Tankstelle, die nur besetzt war, wenn Flugzeuge erwartet wurden. Vor dem Speisesaal nützte der Unteroffizier die Zeit bis zum Lunch, um die Terrasse fegen zu lassen. Ein Captain saß lesend in der Sonne, ohne aufzublicken hob er die Beine, als sich die Besen näherten. Der Wagen des Kommandanten parkte vor seiner Baracke, Lagebesprechung, fiel Inga ein, es mußte also Mittwoch sein. Der Weg gabelte sich, links die Mannschaftsunterkünfte, dahinter das Flugfeld, die schmale Rollbahn verlor sich zwischen den Föhren. Sie hatten die Baracken mitten in den schütteren Wald gebaut - Baracken, dachte Inga, keine Zelte, sie blieben noch eine Weile. Rechts tauchte die Nachschubabteilung auf. Die offizielle Abkürzung für Ingas Arbeitsplatz lautete anders, doch weil von hier die Bestellungen ausgingen, für alles, was im Lager benötigt wurde, trug die Baracke den Spitznamen Goodies - das G stand in Rot an die Rückwand gemalt. Ingas Sergeant hatte den Stuhl ins Freie gestellt, den Mantel bis oben geschlossen, trank er Tee. »Von wegen deutsche Pünktlichkeit«, begrüßte er die junge Civilian Employee. Sie entschuldigte sich mit der verspäteten Abfahrt des Lasters aus der Stadt. Eine Bö fuhr ins Farbband, sie bat den Sergeant, ihr die Tür zu öffnen. Lachend blieb er sitzen und beobachtete, wie sie umständlich den Türknauf bediente und in der Baracke verschwand. Die Listen sollten bis Mittag fertig sein, doch Inga brauchte beinahe so lange, um das Band auf die Spule zu rollen. Immer wieder rutschte es aus der Führung, verdrehte sich, schließlich quoll das kleine Rad über und ließ sich nicht in die Maschine einlegen. Zuletzt waren Hände, Arme und ihr Tisch beschmiert. Mit dem Ellbogen öffnete sie das Fenster, um die helle Luft einzulassen. Wie friedlich die Blocks da lagen, man hätte das Ganze für ein Ferienheim halten können, nur die Kinder fehlten. Sie drehte sich um, dort stand ihr Tisch, die Stempel, aufgehängt in der kreisförmigen Halterung, das Papier und die Kuverts mit dem Aufdruck der Armee Seiner Majestät. Selbst die alte Remington sah an diesem Frühlingsmorgen nicht ganz so schwarz aus. Inga fiel ein, sie mußte Kohlepapier bestellen. Die Tür zum Büro des Officers stand angelehnt, der Luftzug schloß si Leseprobe