Beschreibung
»Ich habe diese Liebesgeschichte geschrieben, ohne jemals das Wort >Liebe< zu verwenden, da die Japaner kein Wort dafür kannten.« Lesley Downer Lesley Downer erzählt eine große Liebesgeschichte, die ins Japan des 19. Jahrhunderts entführt. Die junge Sachi wird dem Shogun zum Geschenk gemacht und lebt in seinem Frauenpalast, doch mit dem Tod des Shogun versinkt diese prächtige Welt. Sachi taucht wieder ein in das Leben, das sie einst als Kind führte, und sie wird sich ihrer Samurai-Wurzeln bewusst. Ihr Kampfgeist und ihre Schwertkunst, die sie im Palast des Shogun verfeinerte, geben ihr Kraft und Mut. Japan, 1865: Der Frauenpalast ist eine riesige abgeschottete Welt mit eigenen Regeln mitten in der Hauptstadt Edo, dem heutigen Tokyo. Intrigen sind unter den 3.000 Frauen an der Tagesordnung und sie bekommen nur einen einzigen Mann je zu Gesicht - den Schogun. Sachi, ein wunderschönes, 15-jähriges Mädchen, wird ihm von seiner Frau, Prinzessin Kazu, als letzte Konkubine zum Geschenk gemacht. Doch Japan befindet sich im Bürgerkrieg - schwarze Schiffe haben nach drei Jahrhunderten der Isolation Ausländer und Feuerwaffen ins Land gebracht. Dramatische Veränderungen stehen bevor: Ein Bürgerkrieg bricht aus. Was geschah mit den 3.000 Frauen des Frauenpalasts, als der Schogun starb, und ein neues, modernes Japan mit dem Kaiser inthronisiert wurde? Was geschah mit Prinzessin Kazu? Lesley Downer beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Japan: Per Zufall stieß sie bei einem ihrer vielen Japanaufenthalte auf die Geschichte des Frauenpalasts und begann, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Mit "Die letzte Konkubine" legt die Japan-Expertin ihren ersten Roman vor - ein internationaler Bestseller, der in 20 Ländern erscheint.
Autorenportrait
Die britische Journalistin und Japan-Expertin Lesley Downer hat lange Zeit in Japan gelebt und sich sogar zur Geisha ausbilden lassen. Sie schreibt für britische Zeitungen und Fernsehsender und hat Sachbücher verfasst. Zuletzt erschien von ihr höchst erfolgreich bei C. Bertelsmann »Die letzte Konkubine«.
Leseprobe
»Shita ni iyo! Shita ni iyo! Shita ni. Shita ni. Auf die Knie! Auf die Knie! Runter. Runter.« Die Rufe wehten über das Tal, so leise, dass es auch das Rascheln der Blätter im Wind hätte sein können. Auf der Passhöhe, wo sich die Straße ins Tal senkte, spitzten vier Kinder mit zerzaustem Haar und in ausgeblichenen, geflickten Kimonos die Ohren. Es war einer jener späten Herbsttage, an denen alles wie gebannt erscheint, wie in atemloser Erwartung. Die Kiefern, welche die Landstraße säumten, wirkten unheimlich still, und die leichte Brise hob kaum die vermodernden roten und goldenen Blätter an, die, zu ordentlichen Haufen zusammengekehrt, ein Stück vom Straßenrand lagen. Ein Sperber kreiste träge, und kurz zog eine Schar Wildgänse über den Himmel. Hinter einer Biegung der Straße stieg der vertraute Geruch von Holzrauch auf, vermischt mit Pferdedung, menschlichen Exkrementen und Misosuppe. Von Zeit zu Zeit krähte ein Hahn, und die Dorfhunde antworteten vereint mit Gebell. Doch abgesehen davon war das Tal still. Normalerweise wäre die Landstraße verstopft gewesen von Menschen, Palankinen und Pferden, so weit das Auge reichte. An diesem Tag war sie vollkommen leer. So würde sich Sachi stets an diesen Tag erinnern, wenn sie Jahre später daran zurückdachte - die Kiefern alle so hoch und dunkel, wie sie endlos in die Höhe strebten, die Himmelskuppel so blau und so nah, dass man meinte, sie berühren zu können, viel näher als die bleichen Berge, die am Horizont schimmerten. Sachi war elf, aber klein und schmächtig. Im Sommer war sie so dunkelbraun wie eine der berühmten Kiso-Kastanien. Doch jetzt war ihre Haut erschreckend durchscheinend und blass, fast so weiß wie ihr Atem in der frostigen Luft. Sie wünschte sich oft, so braun und stämmig wie die anderen Kinder zu sein. Sogar Sachis Augen waren anders. Während die Augen ihrer Freunde braun oder schwarz waren, hatten ihre eine dunkelgrüne Farbe, so grün wie die Kiefern im Sommer oder das Moos auf dem Waldboden. Aber insgeheim gefiel ihr diese weiße Haut. Manchmal kniete sie sich vor den trüben Spiegel ihrer Mutter und blickte in ihr blasses Gesicht. Dann nahm sie den Kamm heraus, den sie in ihrem Ärmel verborgen hielt. Er war ihr Talisman, ihr Glücksbringer, wunderschön, glänzend und funkelnd. Der Kamm gehörte ihr schon, solange sie sich erinnern konnte. Niemand sonst hatte so einen. Langsam, nachdenklich, kämmte sie dann ihr Haar, bis es glänzte, und band es mit einem Stück hellrotem Kreppstoff zurück. Vor zwei Sommern waren Wanderschauspieler durch das Dorf gekommen. Ein paar Tage lang hatten sie Geistergeschichten auf einer rasch zusammengezimmerten Bühne aufgeführt und allen Schauder über den Rücken gejagt. Die Kinder hockten beieinander, erstarrt vor Furcht, beobachteten das Drama einer betrogenen Ehefrau, die vor Kummer stirbt. Am Ende des Stücks schwebte die tote Frau plötzlich vor ihrem treulosen Gatten in der Luft, das Gesicht kreideweiß. Während sie ihr langes schwarzes Haar kämmte, fiel es in Büscheln aus. Die Kinder schrien so laut, dass niemand mehr die Worte der Schauspieler verstehen konnte. Wenn die anderen Sachi jetzt necken wollten, behaupteten sie, dass auch sie ein Geist sein müsse. »Kränklich«, nannte ihre Großmutter sie. Manchmal hörte das Mädchen, wie sie mit Sachis Mutter schimpfte. »Dein Kind, diese Sa«, grummelte sie dann. »Du verwöhnst sie! Wie soll sie je einen Mann bekommen, so bleich und kränklich, wie sie ist? Und so eitel, kämmt sich dauernd das Haar. Keiner will eine Ehefrau, die ständig vor dem Spiegel hockt. Du brauchst eine Tochter mit breiten, gebärfreudigen Hüften, die weiß, wie man arbeitet, verstehst du? Sonst wirst du sie nie los.« »Sie ist eben zart«, sagte ihre Mutter dann nachsichtig. »Sie ist nicht wie die anderen Kinder. Aber wenigstens ist sie hübsch.« Stets ergriff sie für Sachi Partei. Die Antwort ihrer Großmutter war immer dieselbe. »>Hübschhübsch< schon für die Frau eines Ba Leseprobe
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