Du liebst mich, du liebst mich nicht

Roman - Manhattan

Auch erhältlich als:
7,95 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442542635
Sprache: Deutsch
Umfang: 253 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 18.6 x 11.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Lucinda spielt Bass in einer Band, doch da der musikalische Durchbruch noch auf sich warten lässt, verdient sie ihr Geld bei einer Nörgel-Hotline. Leadsänger Matthew pflegt vor allem sein Curt-Cobain-Image. Bedwin, der geniale Songtexter, leidet an einer Schreibblockade. Doch als Lucinda Bedwin mit den philosophischen Überlegungen eines ihrer Stammkunden versorgt, die dieser dann in geniale Songs umsetzt, sind die Probleme der Musiker nur scheinbar gelöst. Denn nun will auch der Nörgler Teil der Band werden . Komisch, subversiv, gefühlvoll - "Generation X" für das neue Jahrtausend, mit einem Hauch "Sommernachtstraum".

Autorenportrait

Jonathan Lethem, geboren 1964 in New York, lebt in Brooklyn. In den USA sind ein Band mit Kurzgeschichten sowie bereits fünf Romane von ihm erschienen, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden sind.

Leseprobe

Sie trafen sich im Museum, um Schluss zu machen. Während sie dort durch die hohen kahlen Räume voll konzeptueller Kunst schlenderten, ganz allein an einem Donnerstagnachmittag, fühlten sich Lucinda Hoecke und Matthew Schaller einigermaßen sicher, dass sie sich nicht zu mehr hinreißen lassen würden als zum Reden. Auch die Fahrt durch die Schluchten der verödeten Innenstadt von Los Angeles mit ihrer Strenge und Unwiderruflichkeit war ihnen angemessen erschienen. Sie hatten nicht vor, ihre Freundschaft aufzulösen oder die Band, sondern bloß ihre Liebe. Lucinda sah ihn zuerst. Als schlaksiger, unterernährter Vegetarier strahlte Matthew eine unbewusste Aura aus, eine Popstar-Aura. Er trug die Klamotten, die er sowohl bei seiner Arbeit im Zoo als auch bei den Proben anhatte, schwarzer Rollkragenpullover, Jeans und tadellose Wildlederstiefel, die er allerdings, wie Lucinda wusste, in seinem Spind ließ, wenn er die Käfige der Tiere betrat. Matthew war vermutlich für den Nachmittag von seinen veterinären Babysitterpflichten entbunden worden, oder vielleicht war es auch sein freier Tag. Lucinda hatte ihrerseits die vergangenen vier Jahre im Coffee Chairs Espressotassen eingesammelt und Tische gewischt, doch tags zuvor hatte sie den Job gekündigt, was Teil desselben Tapetenwechsels war, zu dem auch diese letzte Trennung von Matthew gehörte. Um ihre Miete bezahlen zu können, hatte Lucinda stattdessen eingewilligt, für ihren Freund Falmund Strand in dessen Galerie zu arbeiten. Auf ihrem Weg ins Museum war Lucinda kurz vor zwei bombastischen Neonsäulen stehen geblieben, die sich zu beiden Seiten des Eingangs befanden, und hatte in ihnen nur Variationen von Matthew und sich selbst gesehen: separiert, verschlossen, strahlend. Jetzt, beim Anblick von Matthew, spürte sie, wie sich ihre Sinne wieder schärften und sich ihr Körpergewicht auf die Zehenspitzen verlagerte. Er schaute gerade bedächtig einen Bildschirm auf einem weißen Podest an, irgendwelche Videokunst. Möglicherweise war für ihn wie für sie alles im Museum zu einer Allegorie ihres Dilemmas reduziert worden. Ermüdet von der altbekannten Anziehungskraft seines Äußeren, seiner schmuddeligen Intensität und der schlanken Gestalt, war Lucinda bereit, Matthew und seinen Charme zum Teufel zu jagen. Sie trat wortlos neben ihn, wobei sich die Härchen ihrer Unterarme elektrisch aufrichteten. Die beiden liefen wie Zombies durch die Ausstellung und hielten lange vor einem Paar Basketbällen, das perfekt ausbalanciert in der Mitte eines gläsernen Wassertanks schwebte. »Das Problem ist, wir haben das schon so oft gemacht, dass wir mittlerweile zu gut darin sind.« Matthews Blick blieb auf den Wassertank gerichtet. »Du meinst, es gibt nichts zu sagen.« »Ja, und trotzdem glauben wir nicht wirklich dran, weil wir immer wieder rückfällig geworden sind. Wir müssen es diesmal anders machen als all die Male davor.« »Diesmal ist es endgültig, Lucinda.« »Andererseits wissen wir durch die vielen Trennungen, dass wir uns immer noch mögen. Also müssen wir uns keine Sorgen machen, dass wir nicht Freunde bleiben.« »Ja.« »Für die Band ist es okay.« »Ja.« »Wenn es den Anschein hat, wir würden kaum noch miteinander reden, werden Denise und Bedwin völlig irritiert sein. Wir dürfen es nicht zulassen, dass sie sich über uns den Kopf zerbrechen. Bedwin ist schon sensibel genug.« »Ja.« »Stimmt irgendwas nicht?« »Ach, nichts. Es gibt nur Probleme mit einem der Kängurus im Zoo, das ist alles.« »Du hast gerade eben an ein Känguru gedacht?« »Ich hätte mir nur gewünscht, wir wären an einem intimeren Ort, so dass ich dich in den Arm nehmen und vielleicht ein bisschen küssen könnte.« Seine dunklen, wehmütigen Augen huschten gehetzt über sie. »Ich hab das Gefühl, ich darf dich nicht mal anschauen.« »Ich fühl mich genauso, aber darum geht's. Wir müssen jetzt einen Schlussstrich ziehen, unsere Verhaltensmuster ändern.« »Ich sollte nicht mehr im Coffee Chairs frühstücken.« »Du kannst zum Coffee Chairs gehen, sooft Leseprobe