Philosophische Temperamente

Von Platon bis Foucault

Auch erhältlich als:
14,95 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783424350166
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 19.2 x 13.2 cm
Auflage: 1. Auflage 2009
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die großen Weltendeuter im Portrait Vierzig Jahre nach Wolfgang Weischedels Philosophischer Hintertreppe präsentiert Peter Sloterdijk philosophische Temperamente von Platon bis Foucault und öffnet damit einen neuen Zugang zu den Meisterdenkern des Abendlands. Seine Toasts auf die zwanzig bedeutendsten Köpfe der Geistesgeschichte sind die perfekte philosophische Einstiegsdroge. Prägnanter und treffender wurden Platon, Marx & Co. noch nicht porträtiert.

Leseprobe

Um die Mitte der neunziger Jahre entwickelten der Diederichs Verlag und ich gemeinsam den damals zun?st verwegen anmutenden Plan einer alternativen Philosophiegeschichte, die die gro?n Etappen des alt- und jungeurop?chen Denkens in Form von Leseb?chern zu den bedeutsamsten Autoren abschreiten sollte. Die Idee war damals ohne Zweifel von dem Wunsch mitgetragen, ein antizyklisches intellektuelles Signal gegen die entfesselte Geistlosigkeit zu setzen, die f?r das deutsche Finde-si?e bezeichnend war. Das Neue an dem Unternehmen bestand in dem Beschlu? den ma?t?setzenden Autoren selbst das Wort zu geben. Es war unser Anliegen, als Editoren und Vermittler philosophischer Prim?exte die Vorherrschaft der Sekund?iteratur zu unterlaufen, die seit langem daf?r sorgt, da?der Wortlaut der urspr?nglichen Gedanken allenthalben hinter undurchdringlichen Schleiern aus Kommentaren und Kommentarskommentaren verschwindet. Mit der Hinwendung zu den Texten selbst wollten wir einem breiteren Publikum einen Zugang zum origin?n philosophischen Denken erschlie?n und nicht zuletzt auch den Studierenden des akademischen Fachs "Philosophie" eine Alternative zu den ?berall dominierenden "Einf?hrungen" an die Hand geben. Es war meine ?erzeugung - und ist es noch -, da?es in die Philosophie keine Einf?hrung geben kann, vielmehr mu?von der ersten Minute an die philosophische Disziplin selber sich vorstellen, als Modus des Denkens f?rs erste, als Modus des Lebens in der Folge. Das Projekt nahm durch die gute Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und dem Herausgeber rasch konkrete Gestalt an und vermochte eine Anzahl exzellenter Gelehrter so zu ?berzeugen, da?sie sich bereit erkl?en, die Auswahl und Pr?ntierung der Prim?exte zu ?bernehmen. Binnen weniger Jahre entstand eine Serie, die nicht weniger als eine philosophische Bibliothek in nuce darstellte. Diese B?cher haben bald ihren Weg zu den Lesern gefunden und haben vor allem mit ihren Nachdrucken als Taschenb?cher ein gro?s Publikum erreicht. Nur zwei von den geplanten B?en - nicht zuletzt solche, die mir besonders am Herzen lagen -, das Heidegger-Lesebuch und der Adorno-Reader, kamen aufgrund von rechtlichen Schwierigkeiten nicht zustande. Es war eine best?rzende Erfahrung zu erkennen, wie die Besitzer der Nachl?e von Heidegger und Adorno ihre Monopole dazu nutzten, die von den besten Kennern erarbeiteten Auswahlen aus den Schriften dieser Autoren zu verhindern. Durch die Sammlung der Herausgebervorworte zu den einzelnen B?en in dem vorliegenden B?chlein ist ein Effekt entstanden, der urspr?nglich nicht intendiert war und jetzt doch eine gewisse Plausibilit?erzeugt: Zu meiner eigenen ?erraschung bemerke ich, da?die hier zusammengetragenen Denker-Vignetten so etwas wie ein sinnvolles Aggregat ergeben - keine Philosophiegeschichte, aber doch eine Galerie von Charakterstudien und intellektuellen Portraits, die zeigen, wie sehr Nietzsche im Recht war, wenn er notierte, alle philosophischen Systeme seien immer auch so etwas wie unbemerkte Memoiren und Selbstbekenntnisse ihrer Verfasser gewesen. Da?die Auswahl der Autoren mit einem unvermeidlichen Faktor an Ungerechtigkeit verbunden war, l? sich nicht leugnen. Indem sie der Beliebigkeit aus dem Weg ging, hielt sie sich in der Mitte zwischen Notwendigkeit und Willk?r. Der Titel der vorgelegten Sammlung spielt un?ber-h?rbar auf Fichtes bekannte Sentenz an: Welche Philosophie man w?e, h?e davon ab, was f?r ein Mensch man sei. Damit wollte er sagen: Die unterw?rfigen Seelen entscheiden sich f?r ein naturalistisches System, das ihre Servilit?rechtfertigt, w?end Menschen von stolzer Gesinnung nach einem System der Freiheit greifen. Diese Beobachtung ist so wahr wie eh und je. Ich hoffe, mit den folgenden kleinen Studien gezeigt zu haben, da?die Skala der philosophischen Temperamente weit ?ber den Typengegensatz zwischen feigen und stolzen Subjekten hinausreicht. Sie ist so ausgedehnt wie die vom Logos aufgehellte Seele, von der Heraklit behauptete: So weit man auch ge Leseprobe