Beschreibung
Der Ruf nach Reformen war um 1500 angesichts der Umbrüche in Kirche, Staat und Gesellschaft laut. Viele Intellektuelle sahen im Humanismus einen Wegweiser für die Erneuerung veralteter Strukturen. Der große Humanist Erasmus von Rotterdam galt als Prometheus einer neuen Zeit. In seinen Werken rief er zur Mitgestaltung eines christlichen Gemeinwesens auf der Basis von Gerechtigkeit und Wohlfahrt auf. Seit den 1520er Jahren richtete Erasmus sein Augenmerk auf den Niederrhein, wo er eine große Anhängerschaft in einflussreichen Beamtenpositionen besaß. Sie versuchten in Kurköln und den benachbarten Herzogtümern Kleve-Mark und Jülich-Berg-Ravensberg einen umfassenden territorialen Modernisierungsprozess in Gang zu setzen. Zwischen humanistischen Idealen und praktischer Notwendigkeit erneuerten sie dort die Rechts- und Verwaltungsstrukturen, die zum Teil bis 1801 Gültigkeit haben sollten. Die Arbeit analysiert diesen einzigartigen Vorgang des erasmischen Weges in den niederrheinischen Territorien, den Werdegang der Erasmusjünger, ihre persönliche Freundschaft im humanistischen Geist sowie Möglichkeiten und Grenzen des Reformprozesses.
Autorenportrait
Elisabeth M. Kloosterhuis wurde mit dieser Studie an der Universität Münster promoviert und arbeitet als freiberufliche Historikerin in Berlin.