In "Unser Teil der Nacht" zeigt Mariana Enriquez ein unglaubliches Talent sozialen und magischen Realismus zu verbinden. Juan flüchtet mit seinem Sohn Gaspar quer durch Argentinien und man weiß zuerst nicht genau wovor und wohin genau die Reise gehen soll. Man erfährt nur, dass Juan übersinnliche Fähigkeiten besitzt, die auch schon in seinem Sohn zum Vorschein kommen. Doch genau vor diesem Schicksal möchte Juan seinen Sohn bewahren.
Enriquez verwebt in dieser Geschichte, die Gräueltaten eines skrupellosen, okkulten Geheimbundes, der durch Rituale versucht, dem Geheimnis des ewigen Lebens näher zu kommen, mit der jüngeren Geschichte Argentiniens. Durch überraschende Perspektivwechsel umschreibt sie eine Familiengeschichte, die sich über 40 Jahre spannt. Es geht um Entdeckungen von Freundschaft und Liebe, ein wilde Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart, Coming of Age, dunkle Magie, Vaterschaft, Sozialkritik und Queerness.
Mich haben diese über 800 Seiten in einen Bann gezogen, der zwar detailliert grausam, jedoch genauso sensibel und vielschichtig erzählt ist. Wer sich in eine episch erzählte und spannende Geschichte fallen lassen will, kommt um "Unser Teil der Nacht" nicht mehr herum.