Terézia Moras Bücher wurden mir so oft und warm empfohlen, sie ist noch dazu Bachmann-, Büchner- und Deutsche Buchpreisträgerin und entsprechend eine jener (zu ihnen kann ich sie nun fundiert zählen) brillanten Autorinnen, von denen ich schon allzu lange mal was lesen will… Ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil. Moras feine und gewitzte Sprache trägt mich schnell und begeistert durch das erste Drittel des Romans. Glasklar zeichnet sie die Hauptfigur Muna und ihre schillernde Jugend in den letzten Jahren der DDR, der Vater Professor, die Mutter Schauspielerin. Politische Debatten gehören wie Alkohol und Zigaretten zum Alltagsgeschehen, das Theater ist Munas verlängertes Kinderzimmer. Als die Mauer fällt, zieht sie von Berlin nach London, den Weg weisen ihr eiserner Wille und… Magnus. Und mit ihm kippt meine Faszination langsam: Das, was Muna passiert und wie das beschrieben wird…
Das ist doch obsessiv und missbräuchlich, wieso wird das nicht deutlicher benannt und reflektiert? Mit voranschreitender Lektüre und wachsendem Unbehagen häufen sich Worte wie „meinetwegen“ und „war sein gutes Recht“, das Ungesunde der Beziehung kann auch Munas Umfeld nicht mehr ignorieren. Und so dreht sich die Irritation in einer Art Kniff, der verdeutlicht, dass gewaltvolle Beziehungen nicht als solche auffallen müssen und viel zu oft gar nicht als solche dargestellt werden. Meine Faszination kehrt mit schleichender Wucht zurück. Mora und Muna zeigen, dass sich das nicht ausschließt.