Am 23. März 2018 um 20 Uhr starten wir eine neue, spannende Veranstaltungsreihe: RAW_material widmet sich der Präsentation von weiblichen Debütantinnen des deutschsprachigen Buchmarkts. Unsere Gäste haben ihre literarischen Debüts veröffentlicht oder stehen kurz davor. Miteinander sowie mit der Moderatorin Juli Katz sprechen sie über ihre Werke und ihre Themen, über das Schreiben und Sein als Frau im Literaturbetrieb.
Der erste Termin im März steht ganz im Zeichen dessen, was sich östlich von uns befindet: Die geladenen Autorinnen Ilinca Florian, Luba Goldberg-Kuznetsova und Wlada Kolosowa stammen aus Rumänen bzw. Russland und leben in Deutschland. In ihren Texten bewegen sie sich zu ihren Wurzeln, schreiben über Aufbruchsstimmung in einer russischen Kommunalka, das Erwachsenwerden in St. Petersburg und die letzten Tage des Ceaușescu-Regimes.
Und davon handeln die einzelnen Romane:
"Als wir das Lügen lernten" von Ilinca Florian (Karl Rauch Verlag, ET: 15.02.2018)
Bukarest, Ende der achtziger Jahre. Der unbeschwerte Sommer, den die Familie am Schwarzen Meer verbracht hat, ist vorbei. Mit dem Herbst und der Rückkehr in die Großstadt ziehen auch die Sorgen des sozialistischen Alltags wieder ein. Die junge Erzählerin berichtet von der Welt der Erwachsenen, den feinen Rissen, die sie durchziehen, und der Frage, die über allem schwebt: Gehen oder bleiben? Die Mutter droht am nahenden Exil zu zerbrechen, und keiner ahnt, warum. Allein die eigene Tochter bemerkt die kurzen, aber ungehaltenen Berührungen einerseits und warmen Blicke andererseits, sie wird zum stillen Zeugen einer Liebschaft zwischen ihrer Mutter und einem anderen Mann.
In direkter, unmittelbarer Sprache erzählt Ilinca Florian von einer Gesellschaft im Umbruch. Eine Geschichte voller heiterer Momente, dank einer kindlichen Erzählerin, die genau hinschaut, wo erwachsene Augen sich abwenden.
"Die letzten Tage in der Kommunalka" von Luba Goldberg-Kuznetsova (Agentur Graf & Graf)
Was packt du ein, wenn du für immer in ein anderes Land ziehst? Töpfe und Wörterbücher, oder vielleicht Fotos und Erinnerungen? Wie fühlt es sich an, wenn deine ganze Welt für immer aus deinem Leben zu verschwinden droht? Packst du sofort deine Koffer oder versuchst du, soviel wie möglich davon einzufangen und in deine neue Welt mitzunehmen?
Die siebzehnjährige Protagonistin erfährt von ihrer Mutter, dass sie als Kontingentflüchtlinge in ein paar Monaten ihr Leben in St. Petersburg aufgeben und für immer nach Deutschland ziehen. Nach anfänglichem Trotz nutzt die Protagonistin die verbleibende Zeit, um sich von ihrem alten Leben zu verabschieden und die letzten Tage in ihrer Heimatstadt zu zelebrieren, während sie gleichzeitig in Tagträume in die vergangenen Jahre ihrer Kindheit flüchtet.
"Fliegende Hunde" von Wlada Kolosowa (Ullstein Buchverlage, ET: 09.03.2018)
Oksana und Lena wachsen in einem tristen Vorort von St. Petersburg auf. Sie teilen alles: Träume, Sorgen, erste Berührungen – Nächte, die es nicht geben darf. Um ihnen zu entkommen, zieht Lena zum Modeln nach China, wo ihr Körper Fotografen, Agenten und schmierigen Kunden gehört. Oksana taucht immer tiefer in eine Online-Community ab, in der Magersüchtige die Belagerung von Leningrad nachahmen und Rezepte für Ledergürtelsuppe und Erdkaffee austauschen. Als Lena in den Ferien nach Hause kommt, müssen beide Entscheidungen treffen.
Ein Roman über die Freundschaft und zarte Liebe zweier junger Frauen, die auf ihren unterschiedlichen Wegen ihr Glück und sich selbst suchen – und dabei zu Konkurrentinnen werden.
Der zweite Termin der Veranstaltungsreihe ist für Ende Mai 2018 geplant.
Autorinnen:
Ilinca Florian, geb. 1983 in Bukarest, ist in Innsbruck aufgewachsen und lebt seit 2007 in Berlin. Sie hat am GRIPS Theater gespielt, an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) studiert und arbeitet als Werbetexterin und Drehbuchautorin.
Foto: (c) Phillip Kaminiak
Luba Goldberg-Kuznetsova, geb. 1982 in St. Petersburg, hat in Düsseldorf und Kyoto Philosophie und Modernes Japan studiert. Bis sie eine Wohnung in Berlin gefunden hat, lebt sie in Hildesheim, wo sie "Literarisches Schreiben" studierte.
Foto: (c) privat
Wlada Kolosowa, geb. 1987 in St. Petersburg, wuchs in Deutschland auf. Sie studierte Publizistik in Berlin und Creative Writing in New York, u. a. bei J. S. Foer und Zadie Smith. 2012 erschien „Russland To Go – Eine ungeübte Russin auf Reisen“. Sie lebt als freie Journalistin in Berlin.
Foto: (c) Nadine Staedtner
Moderatorin
Juli Katz studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus & Angewandte Literaturwissenschaften in Hildesheim und Berlin. Als Herausgeberin der Literaturzeitschrift BELLA triste konzipierte sie das Literaturfestival PROSANOVA 2014. Momentan arbeitet sie als freie Redakteurin, Korrektorin und Lektorin (39NULLL, ZEIT ONLINE).
Foto: (c) Johanna Baschke
Online-Tickets gibt es hier.