Beschreibung
Geschickt nutzt der Autor in dieser Anekdoten-Sammlung eine Verkleidung und zwar die in die bunte Welt des Orients und deren Weisheit, die er gern seinen Zeitgenossen zum produktiven Nutzen sowie zum ernsthaft-heiteren Vergnügen empfehlen möchte. Besonders interessant ist dabei, dass der Leser die Branstnersche Neufassung mit den im Anhang abgedruckten Vorlagen vergleichen kann.Hier zwei schöne Beispiele für dieses Verfahren:Neufassung:11. Der nützliche VorschlagEin Kanzler liebte es, kostspielige, aber wenig nützliche Bauvorhaben ausführen zu lassen. Da schlug ihm ein Mann eines Tages folgendes vor: Lasst den See nahe der Hauptstadt trockenlegen, und Ihr werdet eine große Fläche Land gewinnen.Der Kanzler war von diesem Vorschlag begeistert, fragte aber nach einigem Überlegen: Wohin mit dem Wasser des Sees?Grabt einen ebenso großen See daneben, und das Problem ist gelöst, antwortete der Mann.Darüber musste der Kanzler lachen. Doch dann wurde er still, und er führte weiterhin keine derartigen Bauvorhaben mehr aus.Also: Unsinn auf der Spitzenbleibt nicht lange sitzenVorlage:11. Einen neuen See für einen altenWang An-schi, der Kanzler der Sungdynastie, liebte es, große gemeinnützige Bauvorhaben durchzuführen. Ein Mann, der sich bei ihm beliebt machen wollte, schlug ihm folgendes vor: Lasst den Liangschanbo-See trockenlegen, und Ihr werdet achthundert Quadratmeilen fruchtbares Land gewinnen. Wang An-schi war zuerst begeistert, fragte aber dann: Wohin mit dem Wasser des Sees?Grabt einen genauso großen See daneben, und das Problem ist gelöst, antwortete Liu Gung-fu.Wang An-schi lachte und ließ den Plan fallen.ChinaNeufassung:33. Der gründliche ArztEin Mann kam mit blutendem Kopf zum Arzt gelaufen Ich bin mit der Stirn gegen einen Türbalken gestoßen, erklärte der Mann, lege mir bitte einen Verband an. Der Arzt jedoch verordnete ihm ein Augenheilmittel.Also: Kein Befundhat nur einen GrundVorlage:33.Jemand kam zum Arzt und sagte: Ich habe Magenschmerzen. Behandle mich! Der Arzt fragte: Was hast du heute gegessen? Der Kranke antwortete: Verbranntes Brot. Der Arzt griff nach einem Mittel, um die Augen des Kranken einzureiben. O Hakim, was haben Magenschmerzen mit den Augen zu tun?, fragte der. Zuerst müssen deine Augen behandelt werden, denn wenn sie gesund wären, hättest du kein verbranntes Brot gegessen, antwortete der Arzt.
Autorenportrait
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.1949 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.2008 in Berlin verstorben.
Leseprobe
16. Eine LebenskunstEin Mann verwendete die beste Zeit seines Lebens darauf, die Kunst des Drachentötens zu erlernen; und er hatte sein ganzes Vermögen dafür hingegeben.Einen Drachen aber bekam er niemals zu Gesicht.Also: Kunst und Leben treffen sichmitunter nur gelegentlich17. Der kostspielige HofstaatEin König beklagte sich bei seinem Wesir darüber, dass zu wenig Geld in der Schatzkammer sei. Ich glaube, so sagte er, die Beamten sind nicht ehrlich und nehmen zu viel für sich, sodass nur ein geringer Teil der Einnahmen in: die Schatzkammer gelangt.Ich habe eine andere Erklärung, entgegnete der Wesir. Diese Erklärung kann ich jedoch nur in Anwesenheit des gesamten Hofes geben.Der König war damit einverstanden und ließ alle Hofleute rufen. Als der Hof vollständig versammelt war, bestieg der König seinen Thronsitz. Sogleich trat erwartungsvolle Stille ein. Jetzt kam auf einen Wink des Wesirs ein Mann in den Saal, in seinen Händen aber trug er einen riesengroßen Klumpen Butter. Und sobald er den Saal betreten hatte, übergab er den Klumpen an den ihm am nächsten stehenden Höfling, der ihn wiederum seinem Nachbarn reichte. So wanderte der Klumpen Butter von Hand zu Hand und wurde zusehends kleiner. Und als er endlich zum Wesir gelangt war, hatte er kaum noch die Größe einer Faust.Der Wesir reichte dem König die kleine Butterkugel und sagte: Wir alle konnten sehen, dass niemand auch nur die kleinste Menge Butter auf unehrliche Weise beiseite gebracht hat, und doch ist sie auf einen Bruchteil ihrer einstigen Menge zusammengeschmolzen. Dem kann man nicht beikommen, es liegt in der Natur der Sache.Der König wusste darauf nichts zu sagen und erkannte die Erklärung des Wesirs an. Doch da trat der Mann, der die Butter gebracht hatte, vor den König und sagte: Es liegt nicht in der Natur der Sache, es liegt an den vielen Händen, durch die die Butter gegangen ist. Ebenso verhält es sich in allen anderen Dingen. Auch wenn die Beamten nicht unehrlich sind, so sind es doch zu viele, an deren Fingern etwas hängen bleibt.Also: Geht ein Ding von Hand zu Hand,wird es bald nicht mehr erkanntOder: Was alle betasten,lass besser im KastenUnd: Viele Hände schnelles Ende18. Der Anfang und das EndeEin Jäger hatte einen seltenen Vogel gefangen und ging in die Stadt, um ihn auf dem Markt zu verkaufen. Als er an dem Verkaufsstand des Krämers vorbeikam, sprang dessen Katze nach dem Vogel und fraß ihn auf. Der Hund des Jägers stürzte sich auf die Katze und biss sie tot. Da erschlug der Krämer den Hund, und der Jäger erschlug den Krämer.Sobald die Verwandten und Freunde des Krämers davon erfahren, rotteten sie sich gegen den Jäger zusammen, der wiederum seine Verwandten und Freunde zu Hilfe rief. Und die Freunde wiederum riefen ihre Verwandten und Freunde zu Hilfe, bis sich schließlich alle wehrhaften Männer der Stadt in zwei feindlichen Haufen gegenüberstanden. Jetzt begann der Kampf, und der Tod hielt reichliche Ernte, sodass am Ende kaum einer am Leben blieb. Eben da fiel ein räuberisches Heer in die Stadt ein; und da es niemanden mehr gab, der es abwehren konnte, wurde die Stadt geplündert und gebrandschatzt, und keiner kennt heute ihren Namen mehr. Und das alles, weil die Katze den Vogel gefressen hatte.Also: Zwietracht im Hauslockt den Räuber zum SchmausUnd: Jeder Streithat seine Zeit19. Der Dieb als LehrerEin Dieb wollte ein Ross stehlen, wurde aber dabei erwischt.Der Besitzer sagte zu ihm: Wenn du mir zeigst, wie man Pferde stiehlt, sollst du dieses Tier bekommen.Der Dieb sagte: Das will ich dir zeigen, schwang sich auf das Pferd und sprengte davon.Der Besitzer rannte hinterher und rief: Haltet ihn, haltet den Dieb!Der Dieb ließ den Mann näher herankommen, aber nicht zu nahe, und sagte: Was schreist du so? Das Pferd gehört mir!Nein, du hast es gestohlen!Das gebe ich zu, sagte der Dieb. Wie könnte ich sonst behaupten, dass es mir gehört. Indem ich es stahl, habe ich dir gezeigt, was du sehen wolltest. Dafür hast du mir das Pferd zugesagt. Was beklagst du dich jetzt?Damit ritt der Dieb davon, der Besitzer des Pferdes aber blieb stehen und kratzte sich eine Weile hinterm Ohr.Also: Wer dem Rossdieb vertraut,hat auf Rossmist gebaut20. Der schwierige SchuhkaufIn einem kleinen Dorf lebte ein Mann, der wollte sich neue Schuhe kaufen und nahm dafür zu Hause Maß. Danach machte er sich auf den Weg in die Stadt. Als er auf dem Markte angekommen war und nach dem Maßzettel suchte, musste er feststellen, dass er ihn verloren hatte.Statt nun die Schuhe gleich am Fuß zu probieren, ging er wieder nach Hause. Der Nachbar, dem er sein Missgeschick klagte, lachte über den Unverstand des Mannes, der dem Maßzettel mehr als den Füßen vertraute.Am nächsten Tage machte sich der Mann wieder auf den Weg zum Markt. Diesmal aber passte er die Schuhe am Fuß an, kaufte sie, nahm sie unter den Arm und ging zufrieden nach Hause. Dort probierte er die Schuhe noch einmal an und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass sie ihm zu klein waren. Am nächsten Morgen probierte er sie ein weiteres Mal und erstaunte wieder, denn jetzt waren sie ihm zu groß. Ganz verstört lief er aus dem Haus und berichtete dem Nachbarn von der merkwürdigen Erscheinung.Nach dem langen Weg zum Markt, erklärte ihm dieser, waren deine Füße angeschwollen, und danach hast du die Schuhe gekauft. Auf dem Heimweg schwollen deine Füße noch mehr an, und die Schuhe erschienen dir, als du sie jetzt anprobiertest, zu klein. Heute Morgen aber, da du deine Füße noch nicht angestrengt hast, müssen dir die Schuhe natürlich ein wenig zu groß sein.Und warum hast du mir das nicht gestern gesagt?, fragte der Mann.Also: Dem Dummkopf gib als zweiten Rat,wie er den ersten zu gebrauchen hatUnd: Unverstand verkehrt zuweilden besten Rat ins Gegenteil21. Die heilsame TäuschungEin Mann, der viele Jahre in fremden Ländern zugebracht hatte, kehrte im Alter in seine Heimat zurück. Dort gesellte sich ein anderer Reisender zu ihm; und als sie mehrere Dörfer und Städte hinter sich gelassen hatten, wies der Reisegefährte auf eine Stadt und sagte: Sieh, dies ist dein Geburtsort!Der Mann errötete, denn er erkannte ihn nicht wieder. Der andere wies auf eine Hütte: In diesem Haus wurdest du geboren!Da schluchzte der Mann, denn die Hütte war verfallen und von allem Leben verlassen.Und hier, sagte der andere, auf einen Grabhügel zeigend, liegen deine Vorfahren begraben.Da weinte der Mann, denn er war zu spät gekommen, um seine Eltern noch einmal zu sehen.Sein Reisegefährte aber begann laut zu lachen und rief: Dies ist doch gar nicht dein Geburtsort! Wie konntest du dich nur so anführen lassen?Da war der Mann tief beschämt, und als er bald darauf den Ort seiner Geburt erreichte und das Haus und die Gräber seiner Ahnen erblickte, da gedachte er der Tränen, die er am unrechten Ort vergossen hatte. Und seine Trauer war nicht mehr rein und ungestört, und er konnte ihrer leicht Herr werden.Also: Nach der Trauer aus Versehenwill die echte nicht mehr gehen
Inhalt
1. Der wundertätige Schelm2. Die Antwort des Verrückten3. Wenn die Frau zu lange kein Fleisch bekommt4. Die sicherste Art, einen Dieb zu erwischen5. Erkenntnis des Wesens der Schweine6. Der Tischler, der ungestört arbeiten wollte7. Der außerordentliche Fall8. Gerechter Lohn für schöne Worte9. Das alte Lied10. Wie durch Umpflanzen Diebe entstehen11. Der nützliche Vorschlag12. Die gefährliche Bescheidenheit13. Die Liste für alle Fälle14. Der tödliche Rat15. Der unbelehrbare König16. Eine Lebenskunst17. Der kostspielige Hofstaat18. Der Anfang und das Ende19. Der Dieb als Lehrer20. Der schwierige Schuhkauf21. Die heilsame Täuschung22. Womit der Würdenträger nicht gerechnet hatte23. Der schlagende Witz24. Der strenge Lehrer im Brunnen25. Wie aus einem Gerücht ein Beweis wird26. Wie einer einen Gimpel fing27. Ein Gelehrter kauft einen Esel28. Eine doppelte Lehre29. Der bezeichnende Gesichtsausdruck30. Das unbedachte Lob31. Die Geduldsprobe32. Die teuer bezahlte Ruhe33. Der gründliche Arzt34. Die Gefahren eines hohen Ranges35. Wenn zwei zu voreilig sind36. Ein lahmer Schreiber kann keinen eiligen Brief schreiben37. Der Unglücksmensch38. Die Pille der Unsterblichkeit39. Was keiner weiß40. Belohnung eines schwierigen Talentes41. Ein Geizhals begleicht eine Rechnung42. Der schlagfertige Ketzer43. Wenn zwei sich Beine und Augen ausleihen44. Vom Nutzen der Gleichnisse45. Vierzig brave Leute und ein Würfelspieler46. Die Kunst, zur rechten Zeit verrückt zu sein47. Wenn ein König danebenschießt48. Der Mond über der großen Stadt49. Ein Hühnerdieb rettet einen Brunnenbauer50. Ein altes Hausmittel gegen Unbotmäßigkeit51. Die Ochsenwette52. Der wahrhaftige Schildbürger53. Die gewitzte Gärtnerin54. Der weltfremde Dieb55. Der allzu bescheidene Dieb56. Ein sonniges Plätzchen57. Der leere Topf58. Ohne Hoffnung ist kein Leben59. Die Weisheit steht über der Wahrheit60. Entstehung und Ende eines göttlichen Wesens61. Die Folgen der Kühnheit62. Das vollkommene Verbrechen63. Der nicht zu fromme Pilgrim64. Die umgekehrte Erinnerungshilfe65. Ein Mittelwort
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