Eine Frage der Geduld

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963622885
Sprache: Deutsch
Umfang: 207 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 19.5 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Texas, 1894: Schon seit längerem hat der Fuhrunternehmer Benjamin Porter ein Auge auf Victoria Adams geworfen, die von allen nur Tori genannt wird. Als ernste, alleinerziehende junge Mutter führt sie den Gemischtwarenladen der Frauenkolonie Harpers Station. Auf Männer reagiert sie mit Ablehnung und macht auch bei Ben keine Ausnahme. Dieser blickt hinter Toris kühle Fassade und nimmt ihre Verletzlichkeit und ihr liebenswürdiges Wesen wahr. Für Lewis, ihren aufgeweckten kleinen Sohn, würde er nur zu gern die Vaterrolle übernehmen. Als Tori mit Hilfe von Bens Frachtkutsche die umliegenden Farmen mit ihren Waren zu beliefern beginnt, versucht der kräftige Riese mit dem sanften Charakter die gemeinsame Zeit zu nutzen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Doch die Schutzmauern um Toris Herz scheinen unüberwindlich. Ein dramatisches Ereignis stellt Tori unvermittelt vor die Frage, ob sie bereit ist, schmerzvolle Erfahrungen der Vergangenheit hinter sich zu lassen und noch einmal Vertrauen zu wagen.

Autorenportrait

Karen Witemeyer liebt historische Romane mit Happy-End-Garantie und einer überzeugenden christlichen Botschaft. Nach dem Studium der Psychologie begann sie selbst mit dem Schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Texas.

Leseprobe

Kapitel 1 Oktober 1894 Harpers Station Baylor County, Texas 'Bist du dir sicher, dass sie nicht aus Versehen losgehen kann?' Victoria Adams blickte auf ihr entblößtes rechtes Bein hinab, wo ihre Freundin, Grace Mallory, die kleine Taschenpistole Remington Model 95 mit Doppellauf in das zierliche Pistolenhalfter steckte, das an ihrem Strumpfband befestigt war. 'Ich will mir nicht versehentlich in den Fuß schießen, wenn der Wagen in ein Schlagloch fährt.' Grace blickte mit einem beruhigenden Lächeln zu ihr hinauf. 'Wenn du willst, kannst du die Pistole auch in deine Handtasche stecken, aber nach den ganzen Schwierigkeiten, die wir vor ein paar Monaten mit Angus Johnson hatten, habe ich meine Pistole lieber an einer Stelle, an der ich sie jederzeit erreichen kann.' Grace kontrollierte die Pistole an Toris Strumpfband ein letztes Mal, dann nahm sie die hochgeschobenen Röcke, die Tori an ihren Oberschenkel drückte, und breitete sie unauffällig über ihren Beinen aus. Niemand käme auf die Idee, dass unter den Schichten aus Baumwolle und Musselin eine Waffe versteckt war. 'Eine Handtasche ist im entscheidenden Moment vielleicht nicht greifbar oder sie wird dir aus der Hand gerissen, bevor du deine Pistole herausziehen kannst.' Graces dunkelblonder Haarknoten reichte bis zu Toris Kinn, als sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichtete. 'Es ist besser, die Pistole an einer Stelle, von der niemand etwas ahnt, jederzeit griffbereit zu haben.' Sie hob ihre eigenen Röcke und brachte darunter eine Taschenpistole zum Vorschein, die sie ebenfalls über ihrem Knie festgeschnallt hatte. 'Ich trage meine Pistole seit Juli ständig an meinem Bein und habe mir noch nie in den Fuß geschossen.' Graces Augen funkelten belustigt, und Tori entspannte sich ein wenig. 'Du hältst mich wahrscheinlich für verrückt, weil ich solche Vorsichtsmaßnahmen wegen eines Mannes ergreife, der zu uns allen immer nur nett und hilfsbereit ist.' Tori senkte den Blick, da sich ihr Magen nervös zusammenzog. Sie wusste, dass sie übertrieben reagierte, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie war seit über fünf Jahren nicht mehr mit einem Mann allein gewesen. Nicht mehr, seit. Nein! Daran wollte sie nicht denken. Tori ballte die Fäuste und zwang sich, die Tür zu diesen Erinnerungen zuzuschlagen. Sie wollte sich nicht von der Vergangenheit beherrschen lassen. Sie hatte eine Zukunft, die sie gestalten wollte, und einen Sohn, für den sie sorgen musste. Der Lebensunterhalt der Frauen in Harpers Station war davon abhängig, dass Tori ihre Waren verkaufen konnte. Benjamin Porter war ein guter Mann. Ein ehrbarer Mann. Er lieferte seit über einem Jahr Waren in ihren Laden, seit Emma Chandler die Frauenkolonie in Harpers Station gegründet hatte. Mr Porter war monatelang der einzige Mann gewesen, der ihre Zufluchtsstätte hatte betreten dürfen, und er hatte dieses Vertrauen kein einziges Mal missbraucht. Der Fuhrunternehmer verlangte faire Preise, und wenn ihr gewohnter Markt in der Nachbarstadt Seymour gesättigt war, scheute er keine Mühen, um neue Verkaufsmöglichkeiten für die Eier, das eingemachte Obst und Gemüse und die Quiltdecken zu finden, die von den Frauen in Harpers Station hergestellt wurden. Als Angus Johnson ihre Gemeinde überfallen hatte, hatte Mr Porter zu ihnen gestanden. Er hatte für sie gekämpft. Bei der Erinnerung, wie der Fuhrunternehmer Tag für Tag vor ihrem Laden Wache gestanden hatte, wurde Toris Gesicht spürbar warm. Er hatte nicht die Stadt als Ganzes beschützt. Er hatte Tori beschützt. Er machte aus seinem wachsenden Interesse an ihr keinen Hehl. Das war vielleicht der Hauptgrund, warum Tori Grace um Rat gefragt hatte, wie man am besten eine Waffe verstecken könne. Graces sanfte Berührung auf Toris Arm vertrieb die widersprüchlichen Gedanken, die ihr Gehirn vernebelten. Die durchdringenden Augen der jungen Telegrafistin ließen Geheimnisse erahnen, die diese normalerweise scheue Frau mühsam hütete. 'Vorsichtsmaßnahmen sind nie dumm. Es ist besser,