Beschreibung
Als Jen Bricker ohne Beine zur Welt kommt, geben ihre Eltern sie zur Adoption frei. In ihrem neuen Zuhause wird sie nicht nur mit Liebe überschüttet, sondern ihre Adoptiveltern vermitteln der kleinen Jen auch eine positive Lebenseinstellung. Und so lernt Jen, eine Hürde nach der anderen zu überwinden. Volleyballspielen und Roller Skaten gehören genauso zu ihrer Freizeitbeschäftigung wie Surfen und Tauchen. Doch ihre ganze Leidenschaft gilt der Akrobatik. Sie ahnt nicht, dass ihr großes Vorbild, die Turnerin Dominique Moceanu, in Wirklichkeit ihre Schwester ist Heute ist Jen nicht nur weltweit als Akrobatin, sondern auch als Motivationstrainerin unterwegs. Ihre Lebensfreude schöpft sie aus dem Glauben, dass Gott es gut mit ihr meint. Sie ist davon überzeugt: Bei ihm sind alle Dinge möglich!
Autorenportrait
Jen Bricker kam 1987 ohne Beine zur Welt, doch sie hatte das Glück, in einer Adoptivfamilie aufzuwachsen, die sie bei allem unterstützte, so auch bei ihrer großen Leidenschaft, dem Turnen. Heute ist sie als Akrobatin und Motivationstrainerin tätig.
Leseprobe
1. Das Baby, das ohne Beine zur Welt kam Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz. 1. Samuel 16,7 (EÜ) Ich kam ohne Namen auf die Welt. Meine leiblichen Eltern, Aussiedler aus Rumänien, haben mich gewissermaßen ausgesetzt, indem sie mich einfach im Krankenhaus zurückließen. Aber trotzdem hasse ich sie nicht. Auch wenn das für andere schwer zu verstehen ist, verspüre ich ihnen gegenüber keine Wut. Stattdessen empfinde ich eine große Dankbarkeit, denn dadurch bin ich in eine liebende Familie gekommen, zu meinen Eltern, den Brickers, die mich immer unterstützt haben und mir beigebracht haben, dass mein Leben - jedes Leben - einen Sinn hat. Natürlich war das ein ungewöhnlicher Einstieg ins Leben. In einem winzigen Krankenhauszimmer in Salem, Illinois, brachte meine leibliche Mutter Camelia mich durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Ich wurde mit großen dunkelbraunen Augen, einer dichten schwarzen Mähne, langen Wimpern und einer olivfarbenen Haut geboren. Außerdem war das Herz bei mir auf der rechten Seite anstatt auf der linken (die Krankenschwestern haben damals einen Schrecken bekommen, als sie versuchten, mit dem Stethoskop meinen Herzschlag zu finden!). Ich war ganze 33 Zentimeter lang, also etwas länger als ein Lineal. Ironischerweise wurde das Krankenhaus kurz nach meiner Geburt geschlossen. Meine Familie witzelt immer, dass mich keiner übertreffen konnte und sie deshalb zumachen mussten. Camelia hat mich nicht zu Gesicht bekommen. Das lag daran, dass mein leiblicher Vater Dmitri es nicht erlaubte - nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Von einem Verwandten weiß ich, dass mir der Arzt, der mich damals auf die Welt holte (auch ein Rumäne), keine Überlebenschance gegeben hätte. Vielleicht glaubte mein Vater, mein Anblick sei zu schmerzlich für meine Mutter. Vielleicht hat er nur versucht, ihr den Kummer oder die Trauer zu ersparen. Vielleicht war es aber auch einfach nur eine Panikreaktion oder er fühlte sich emotional und finanziell überfordert, für ein Kind mit besonderen Bedürfnissen zu sorgen. Vielleicht dachte er auch, er würde mir einen Gefallen tun. Ich weiß es nicht, und ich kann nicht sagen, was er damals dachte. Ich weiß nur: Er hat das kleine Mädchen, das da, wo die Beine sein sollten, nur zwei kurze Stummel hatte, kurz angeschaut und dann beschlossen, dass es bei jemand anderem besser aufgehoben wäre. So verrückt das klingt - ich bin wirklich nicht wütend. Ich beschuldige oder verurteile meine leiblichen Eltern nicht und trage ihnen nichts nach. Wie könnte ich auch, wo sie mir doch das beste Geschenk gemacht haben, das man bekommen kann - eine Familie, die mich genauso brauchte wie ich sie. Meine Eltern waren von Anfang an ehrlich zu mir, was meine Adoption betraf. Sie wollten nicht, dass ich gekränkt bin oder mich zurückgewiesen fühle oder auf meine leiblichen Eltern wütend bin. Sie sagten zu mir: Jennifer, du musst verstehen, dass deine leiblichen Eltern aus einem anderen Land mit einer anderen Mentalität kamen. Sie waren damals in einer besonderen Situation und du kennst nicht die wahren Hintergründe, warum sie dich weggegeben haben. Aber es spielt auch keine Rolle, warum sie es taten. Gott hat es genau so geplant. Für uns warst du eine Gebetserhörung, ein Wunder. Sie haben uns ein Geschenk gemacht; sie haben uns dich gegeben. Es dauerte jedoch eine Weile, bis meine Adoptiveltern ihr kleines Geschenk fanden. Ein Sozialarbeiter brachte mich zuerst bei einer Pflegefamilie unter - einem lieben Ehepaar, bei dem ich drei Monate lang war, aber wir standen noch jahrelang in Verbindung, bis zu ihrem Tod. Ich sagte Papa und Nana zu ihnen und sie nannten mich Holly Ann. Papa arbeitete bei der Bahn und trug immer Overalls, in deren Tasche ich vorne genau hineinpasste wie ein kleines Känguru in den Beutel seiner Mutter. Wir guckten zusammen ALF (eine Kindersendung) und ich hatte eine kleine ALF-Figur, die ich überallhin mitnahm. Nana und Papa sorgten dafür, dass ich geborgen und zufrieden war, und auch als ich schon eine Bricker war, brachten mich meine Eltern noch lange zu ihnen zu Besuch. Sie waren die ersten Menschen, die mich liebten, und sie hatten ein unglaublich großes Herz. Sie nahmen Kinder auf, die schwer vermittelbar waren, und lernten im Laufe der Jahre viele traurige, glücklose Kinder kennen. Trotz meiner offensichtlichen gesundheitlichen Probleme gehörte ich nicht zu diesen Kindern. Wenn man bedenkt, wie besonders ich war, könnte man meinen, es sei sehr schwierig gewesen, eine Adoptivfamilie für mich zu finden, aber das war es nicht. Mehr als dreihundert Paare wollten mich. Manchmal denke ich darüber nach, dass ich in jeder dieser dreihundert Familien eine andere Jen geworden wäre. Wie ich erzogen wurde, hat dazu beigetragen, dass ich der Mensch wurde, der ich heute bin. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass Gott diesen Plan hatte. Beten für ein Wunder Als ich geboren wurde, lebten Sharon und Gerald Bricker - die später meine Eltern werden sollten - in Hardinville, einer winzigen Stadt mitten im Nirgendwo im Osten des Bundesstaates Illinois. Sie hatten bereits drei Jungen: Greg, Brian (alias Bubba) und Brad, die vierzehn, zwölf und zehn Jahre alt waren. Trotzdem wünschten sie sich sehnlichst ein kleines Mädchen. Meine Mutter konnte wegen einer OP keine Kinder mehr bekommen. Also bat sie Gott um ein Wunder. Sie glaubte die ganze Zeit fest daran: Irgendwo auf der Welt muss es ein kleines Mädchen geben, das diese Familie braucht. Die Frau hat echt die Geduld einer Heiligen! Eines Tages rief eine Freundin, die gerade ein Kind adoptierte, bei ihr an und sagte, sie hätte von mir gehört. In diesem Augenblick wusste meine Mom, dass ihre Gebete erhört worden waren. Als sie es meinem Dad erzählte, war er ebenso aus dem Häuschen wie sie. Dann sprachen sie mit meinen Brüdern darüber. Meine Eltern fragten Greg, meinen ältesten Bruder: Wie wäre es für dich, wenn du eine Freundin mit nach Hause bringst und ihr eine Schwester vorstellst, die keine Beine hat? Greg musste nicht einmal überlegen. Er sagte: Wenn meine Freundin das nicht akzeptieren kann, würde ich nicht mit ihr ausgehen wollen. Sie gingen alle denkbaren Szenarien mit meinen Brüdern durch, um sich zu vergewissern, dass es für sie in Ordnung war. Und dann, als die ganze Familie bereit war, fingen sie an, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Meine Mutter sagt, sie sei hundertprozentig ehrlich gewesen. Sie hat dem Sozialarbeiter alle Gründe genannt, warum unsere Familie keine weiteren Kinder brauchte, und alle Gründe, warum sie in ihrem Herzen wusste, dass sie mich haben musste. Es dauerte zweieinhalb Monate, bevor meine Eltern mich endlich kennenlernen konnten. In dieser ganzen Zeit des Wartens zeigte man ihnen noch nicht einmal ein Foto von mir, was Absicht war. Die Adoptionsagentur und die Sozialarbeiter wollten sich davon überzeugen, wie die angehenden neuen Eltern reagierten, wenn sie mich erst einmal kennengelernt hatten, und wie sie damit umgehen würden, mich zu wickeln und zu füttern. Meine Mom sagt, sie sei am Abend vorher ein nervliches Wrack gewesen und habe sich im Bett herumgewälzt und sich Gedanken darüber gemacht, wie ich auf sie reagieren würde. All diese Sorgen lösten sich jedoch in Luft auf, als sie das Haus meiner Pflegeeltern betraten. Ich strahlte sie über das ganze Gesicht an. In diesem Moment wusste meine Mutter, dass alles Fügung war. Es war, als hätte sie das fehlende Stück in ihrer Seele gefunden, und mein Lächeln sagte ihr: Endlich seid ihr da. Es war sofort eine Verbindung da. Und meinen Eltern fiel es überhaupt nicht schwer, mich zu versorgen. Meine Pflegeeltern hatten immer Mühe gehabt, mich zu wickeln, weil ich so ein zappeliges kleines Ding war. Aber meine Mutter war ein Profi. Sie rief: Das ist doch ganz einfach! Da sind keine Beinchen im Weg! Seit diesem Tag bin ich Jennifer Bricker. Meine Brüder durften mir einen Namen geben, aber die S...