Beschreibung
In der spätkapitalistischen Krise des Begehrens schlägt der libidinöse Leistungszwang in Lustlosigkeit um. Der Glaube an die Verheißungen der sexuellen Liberalisierung erscheint zerrüttet. Dieses Narrativ entfaltet sich im Werk Michel Houellebecqs. Seine Erzählung spinnt das drastische Endzeitszenario als politische Fiktion weiter, in der nach erbittertem Wahlkampf eine muslimische Partei die Regierung antritt. Der Roman ist unlösbar mit dem Schock des Attentats verbunden. Um die Schwellenbewegungen zwischen linken und rechten Politiken im aktuellen Rechtsruck nachzuvollziehen, wird Unterwerfung im angespannten Verhältnis mit den Kundgebungen unter dem Slogan Je suis Charlie und den erzkatholisch geprägten Demonstrationen Manif Pour Tous gegen die gleichgeschlechtliche Ehe betrachtet. Im Zusammenspiel dieser Massenereignisse und Mediendiskurse zeigt sich, wie Sexualität und Rassismus miteinander verschaltet werden, um nationale Identität herzustellen.
Autorenportrait
Jule Jakob Govrin lebt und arbeitet als Philosophin in Berlin. Sie forscht über affektive Dimensionen des Politischen und die Verflechtungen von Begehren und Ökonomie am Schnittpunkt von politischer Philosophie, poststrukturalistischen Sprach- und Machttheorien, Sozialphilosophie, Körpertheorien, Affektstudien, Psychoanalyse und Queer Theory. Nachdem sie Philosophie, Komparatistik und Französische Philologie an der FU Berlin und Paris VIII studierte, schreibt sie gegenwärtig ihre Dissertation Aufbegehren und Begierden. Zum leidenschaftlichen Verhältnis von Begehren und Ökonomie und arbeitet beim Institut für Queer Theory.
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