Beschreibung
Das Vorgehen in helfenden Berufen (wie z.B. Beratung, Coaching, Psychotherapie) ist zu Beginn des jeweiligen Prozesses häufig zwangsläufig defizitorientiert. Jemand kommt mit einem Problem, das gelöst werden soll, oder hat ein Defizit, das behoben werden soll. Dieser Ausgangssituation trägt die hier dargestellte Form ressourcenorientierter Gesprächsführung dadurch Rechnung, dass sie wie ein allgemeines Problemlöseschema aufgebaut ist. Der Klient kommt mit seinem Problem zum Berater, Coach oder Therapeuten bzw. zum Gesprächsleiter und bringt dabei die inhaltlichen Themen mit, die er besprechen will (wie z.B. Beziehungsprobleme, Stress bei der Arbeit, Sorgen um sein Kind). Der Gesprächsleiter widmet sich dem Ablauf oder Prozess der Gespräche. Er mischt sich gewissermaßen mit seinen Prozess-Themen in die inhaltlichen (Problem-)Themen des Klienten ein. Die Prozess-Themen des Gesprächsleiters bilden dabei zusammengenommen ein allgemeines Problemlöseschema mit sieben Schritten. Innerhalb der einzelnen Schritte dieses Problemlöseschemas arbeitet der Gesprächsleiter in dieser Form der Gesprächsführung überwiegend mit ressourcenaktivierenden Fragen. Diese Fragen werden in einzelnen Kapiteln zu den jeweiligen Prozess-Themen des Gesprächsleiters dargestellt. Zu jedem Thema erfolgt eine kurze Erläuterung. Auf mögliche Risiken des Einsatzes der in dem jeweiligen Thema enthaltenen Fragen wird ebenfalls hingewiesen.
Autorenportrait
Andreas Langosch wurde 1968 geboren. Als Erstberuf lernte er Verlagskaufmann in Hamburg. Danach studierte er Sozialwesen an der Fachhochschule Kiel. Der Autor ist seit 1997 Diplom-Sozialpädagoge und arbeitete seitdem in verschiedenen Funktionen (z.B. als Suchtberater, Sozialdienstmitarbeiter, Projektleiter, Qualitätsbeauftragter, Sachgebietskoordinator und Heimleiter) und in mehreren Bereichen der Sozialen Arbeit (z.B. in der Suchtkrankenhilfe, Altenhilfe und in der Psychiatrischen Hilfe). Im Jahre 2004 schloss er die sozialtherapeutische Zusatzausbildung"Ressourcenorientierte Arbeit mit mehrfachbeeinträchtigten abhängigen Menschen im regionalen Verbund" erfolgreich ab. Andreas Langosch ist der Begründer des Resource-Oriented Interviewing sowie Autor mehrerer Bücher zu methodischen Fragen der Gesprächsführung und des Selbstmanagements.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel Thema 3, Sinn und Zweck des Zieles:Die Fragen:Der Klient sollte zum Thema Sinn und Zweck des Zieles folgende Fragen beantworten:Wozu wollen Sie Ihr Ziel erreichen?Was wird alles besser sein, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben werden?Woran werden sich diese Verbesserungen in Ihrem Alltag ganz konkret zeigen?Welchen Sinn macht Ihr Ziel für Sie selbst?Welchen Sinn macht Ihr Ziel für andere Menschen in Ihrem Umfeld?Wie wichtig ist es Ihnen, Ihr Ziel zu erreichen?Was genau ist Ihnen daran so wichtig?Erläuterung:Sinn ist ein wichtiger Motivationsfaktor. Bei Thema 3, Sinn und Zweck des Zieles, geht es darum, herauszufinden, wie (ge-)wichtig das Ziel des Klienten aus dessen ganz persönlicher Sicht ist. Ohne ein ausreichend sinnvolles Ziel wird jemand nur sehr schwer genügend Ausdauer und Kraft entwickeln, es zu erreichen.Gleichzeitig lässt sich anhand der Fragen nach dem Sinn des Zieles gut feststellen, in welchem Ausmaß der Klient intrinsisch motiviert ist. Ein eher fremdmotivierter Klient, wie z.B. ein Alkoholiker, der von seinem Arbeitgeber oder seiner Ehefrau zur Suchtberatung geschickt wird, kann in der Regel kaum sinnvolle Ziele benennen, sofern er (außer dem Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden) überhaupt Ziele für die Beratung, das Coaching oder die Therapie benennen kann.Fehlende Sinnhaftigkeit des Zieles lässt also oftmals auf einen unfreiwilligen Klienten (Mandated Client) schließen.Jemand, der einen Sinn in der Erreichung seines Zieles sieht, ist zumindest innerlich schon fast unterwegs dorthin. Er begehrt die Verwirklichung seines Zieles, strebt danach, hat die Fährte aufgenommen. Der Sinn lässt ihn die Richtung seines Zieles erkennen.Risiken:Die Frage nach dem Sinn kann den Gesprächsprozess manchmal sehr verlangsamen. Dies kann besonders dann ungünstig sein, wenn das Ziel an sich und auch der Weg dorthin vom Klienten bereits als sinnvoll und befriedigend empfunden werden.Fragen nach dem Sinn des Zieles wirken zudem auf den Klienten oftmals wie Kritik. Sich kritisch hinterfragt fühlen, kann beim Klienten den Eindruck erwecken, der Gesprächsleiter glaube, der Klient habe sich ein falsches Ziel gesetzt oder das Ziel zumindest nicht gründlich genug durchdacht.
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