Beschreibung
Eine deutsche Residenzstadt Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Grafentochter Elisabeth und die Fabrikantentochter Pauline freunden sich in einem Mädchenpensionat an und entdecken, dass sie Nachbarskinder sind. Der verarmende Graf hatte Teile seines Grundbesitzes an den aufstrebenden Tuchfabrikanten verkaufen müssen. Die Gegensätze zwischen beiden Elternhäusern, der Fabrik und dem Schloss, behindern ihre Freundschaft. Beide Mädchen, von ihrem im humanistischen Sinne aufgeklärten Lehrer zu Menschenliebe und Mildtätigkeit erzogen, müssen sich aber mit einer noch schlimmeren Realität auseinandersetzen: mit der unvorstellbaren Not der Arbeiter in der Fabriksiedlung, Hunger und Elend, Rohheit und Verwahrlosung, Kinderarbeit und Ausschluss von jeglicher Bildung. Die Konflikte spitzen sich zu, bis der angestaute Unmut jener Ausgebeuteten und Unglücklichen sich gewaltsam Bahn bricht. "Schloss und Fabrik" gehört zu den ersten deutschsprachigen Romanen über den "vierten Stand", ist von Dickens'scher Realitätsnahe, gesellschaftskritischer Rigorosität und frühsozialistischen Utopien des Vormärz geprägt. Dabei liest sich die Romanhandlung geschmeidig, ganz im blumigen Stil des 19. Jahrhunderts. Ein erstaunliches literarisches Zeitdokument, das hier in der unzensierten Originalfassung vorliegt.
Autorenportrait
wurde 1819 in Meißen geboren und starb 1895 in Leipzig. Sie war Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, dessen Gründung 1865 in Leipzig den Beginn der organisierten deutschen Frauenbewegung markierte. Louise OttoPeters schrieb 28, oft mehrbändige Romane sowie zahlreiche Erzählbände, historische Reflexionen und Essays. Sie veröffentlichte unzählige Gedichte und journalistische Beiträge. "Schloss und Fabrik" durfte 1846 nur in einer zensierten Fassung erscheinen, die Originalfassung galt bis 1996 als verschollen.