Beschreibung
Klappentext Die Skorpionin Ihr erster Mord liegt bereits Jahrzehnte zurück. Er wurde niemals aufgeklärt, ja nicht einmal als solcher erkannt. Er war die Basis für ihren beruflichen Erfolg, ihren Ruhm und ihren Reichtum. Der zweite Mord war genauso subtil geplant, bestens vorbereitet und mit der gleichen beängstigenden Skrupellosigkeit durchgeführt worden. Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, die Tat zu vertuschen. Das Opfer wurde regelrecht zur Schau gestellt. Beziehungsweise das, was davon noch übrig war Sie verfügte schon seit frühester Kindheit über eine sehr ausgeprägte Fantasie. Sie hatte ganze Arbeit geleistet. Sie war sehr zufrieden mit sich. Noch während sie in Handschellen abgeführt wurde umspielte dieses leise, Gänsehaut verursachende Lächeln ihre sorgfältig geschminkten Lippen. Das Lächeln der Skorpionin. Sie hatte einen Menschen getötet. Voll inniger Freude, voller Genugtuung und auf eine Weise, die selbst in der Literatur des Mittelalters Ihresgleichen sucht. Sie ist schön, sie ist mächtig, sie ist reich. Und könnte jetzt einen guten Verteidiger gebrauchen. Doch auf den hat sie am gleichen Abend fünfmal geschossen Die neue Thriller-Reihe von Manfred H. Krämer dreht sich um einen bekannten Mannheimer Strafverteidiger. Folgen Sie dem Autor in die glitzernde Welt der internationalen Model-Szene. Das naiv-optimistische junge Mädchen, das in einem Essener Hinterhof ein demütigendes Casting durchleidet, entwickelt sich zu einer Frau, gegen die Skorpione harmlose Kuscheltiere sind. Die Handlung führt die Leserinnen und Leser von Mailand nach Nordafrika, von Mannheim über ein einsames Schloss im Odenwald bis ins kalifornische Napa Valley. Anna-Sophia Barlow, die Skorpionin, hat in ihrem Leben immer alles bekommen, was sie sich gewünscht hat. Bis ihr eines Tages das Wertvollste genommen wurde, dass sie jemals besaß. Ihre Rache war fürchterlich. Verstörend, perfide und perfekt geplant. Bis auf eine winzige Kleinigkeit vom Kaliber 22. Sie werden sie hassen und Sie werden sie lieben. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie tief in Ihrem Inneren Verständnis für eine Mörderin entdecken. Lesen Sie. Erschrecken Sie.
Leseprobe
Leseprobe Die Skorpionin - Dinner for two Es überraschte ihn nicht wirklich, als er das Schloss erreichte und kein Wächter in grellgelber Weste ihm den Weg zum überfüllten Gästeparkplatz wies. Unter ihren Schneehauben beleuchteten Laternen die Auffahrt. Das große Eisentor stand einladend offen. Keine Reifenspuren entweihten den jungfräulich wirkenden Schnee. Rechts und links der schweren Eingangstür oberhalb der Freitreppe brannten zwei Lampen. Er stoppte den Wagen, griff nach dem Geschenk und verbarg es unter seinem Mantel, den er vom Rücksitz holte. Das versprach ja eine ganz besondere Hochzeit zu werden. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, er könne sich im Datum geirrt haben, aber das war völlig ausgeschlossen. Noch am Morgen hatte ihn die Barlow angerufen und sich versichern lassen, dass er käme. Schnaufend tappte er vorsichtig die verschneite Treppe hinauf. Er war noch nicht ganz oben, da wurde die Tür geöffnet und Anna-Sophia Barlow trat lächelnd heraus. Die Frau war eine Offenbarung. Das kleine Schwarze, das sie anhatte, trug seinen Namen völlig zu recht. Kein kaschierendes Nylon behinderte den Blick auf die trotz der Jahreszeit leicht gebräunten makellosen Beine. Keine Besenreißer oder Pigmentflecken beeinträchtigten die Ebenmäßigkeit der perfekt proportionierten Schenkel. Die Füße in den schwindelerregend hohen Pumps zeigten keinerlei Anzeichen von Überanstrengung. Klar, sie war einmal eines der gefragtesten Models des Planeten gewesen. Doch mittlerweile musste sie bereits Ende vierzig sein. Kein Wunder, dass es so viele hässliche Leute gab, wenn die Natur die Schönheit so undemokratisch über einen einzigen Menschen ausschüttete. Sie hielt ihm die Wangen hin und er roch ihren natürlichen Duft, der den dezenten Chanel-Hauch souverän überlagerte. Schwer atmend folgte er ihr in die pompöse Halle. Sie nahm ihm den Mantel ab, legte ihn über die Lehne einer Ottomane und empfing mit wissendem Lächeln das quadratische Geschenk. Auf einem Beistelltisch in der Nähe des Durchgangs zum Salon stand eine Flasche 1990er Dom Ruinart Rosé in einem Kühler sowie zwei Gläser. Sie schenkte ein und reichte ihm ein Glas. Auf das glückliche Brautpaar, sagte Glimm, nachdem er eine ganze Meute Frösche in seinem Hals in die Flucht geräuspert hatte und erntete ein helles Lachen, wie von einem fröhlichen Kind. Auf uns, Herr Anwalt, gurrte sie, Auf uns beide Wo ist eigentlich Ihr Mann? Sie gickelte wie ein Teenager. Gernot werden wir später sehen. Aber lassen Sie uns in den Salon gehen, das Essen wartet schon. Den Kopf voller widersprüchlicher Gedanken trottete Glimm hinter ihr her wie ein guter Hund. Im sanften Licht des gedimmten Kronleuchters und zahlloser Kerzen fiel sein Blick auf eine prächtig gedeckte Tafel. Schimmerndes Porzellan, blitzendes Besteck und auf einer großen Anrichte leise zischende Rechauds, aus denen verführerische Düfte strömten. Ich habe mir erlaubt, einen kleinen Imbiss vorzubereiten. Was man eben so schafft, wenn das Personal nicht da ist, bemerkte sie und Glimm erkannte mit gerunzelter Stirn, dass der riesige Mahagonitisch lediglich für zwei Personen eingedeckt war. Was war hier los? Was sollte das Gerede von einer Hochzeitsparty? Wo waren die Gäste? Das Personal? Wo, zum Teufel, steckte der Bräutigam? Das Arschloch. Den letzten Gedanken verdrängte er rasch wieder, als hätte er Angst die Barlow könne ihn hören. Sie haben selbst gekocht? Es klang wohl ein wenig zu überrascht, denn die Stimme der Barlow enthielt eine winzige Prise Chili. Wenn es Ihnen nicht schmeckt, lasse ich gerne etwas vom Chinesen kommen. Das entwaffnende Lächeln entschärfte die Situation sofort wieder. Nehmen Sie Platz, wundern Sie sich über nichts und genießen Sie den Abend, lieber Freund. Ich bin sofort wieder da. Aber hallo! Lieber Freund! Bisher hatte sie ihn entweder mit Namen oder leicht spöttisch mit Herr Anwalt angesprochen. Das versprach ja ein interessanter Abend zu werden. Nach wenigen Augenblicken rauschte sie mit einem Tablett herein und stellte jeweils ein kleines Gedeck an ihre Plätze. Voilá, Thunfisch-Tatar auf Guacamole, dazu ein 2005er Dezaley La Medinette. Das wird mich wohl davor bewahren, mich vor einem Weinkenner wie Ihnen zu blamieren. Das Lächeln verhieß sämtliche Sinnesfreuden aus 1001 Nacht. Glimm holte tief Luft. Die Barlow hätte ihm Leitungswasser kredenzen können, heute hätte er es noch nicht einmal bemerkt. Verzückt registrierte Glimm das mit Wachteleiern und Paprikawürfeln farbenfroh angerichtete Arrangement. Die Barlow, eine Küchenfee! Wer hätte das gedacht? Auf diesen Abend, das Lächeln der Barlow war rätselhaft wie das der Mona Lisa, als sie ihr Glas erhob. Glimm neigte den Kopf und prostete ihr stumm zu. Es fiel ihm nichts mehr ein. Ihm, dem berühmten Strafverteidiger, fehlten die Worte. Er beschloss zu kapitulieren, verbannte die Grübelei aus seinem Kopf, konzentrierte sich auf den ausgezeichneten Schweizer Wein und harrte der Köstlichkeiten, welche seine Gastgeberin zweifellos noch auftischen würde. Die Batterie kostspieliger Riedel-Gläser und das Sortiment schimmernden Bestecks verhießen dem Gourmet höchste kulinarische Wonnen. Zum Teufel mit Marks Der nachfolgende Gang stand der Vorspeise in nichts nach. Pochiertes Kalbsfilet mit Frühlingsgemüse und Kräutersauce. Begleitet von einem 2004er Pinot Noir, Palliser Estate, für den allein Glimm die Anfahrt durch Eis und Schnee auf sich genommen hätte. Zwischen dem Gemüse lugte grüner und weißer Spargel hervor, der nicht aussah, als käme er aus einer Konservendose. Auf seine Frage neigte die Barlow anerkennend den Kopf und erwähnte beiläufig, dass die für die Jahreszeit ungewöhnliche Delikatesse im klimatisierten Food-Container an Bord eines FedEx-Frachters in der vergangenen Nacht auf dem Frankfurter Flughafen gelandet war. Aus Neuseeland, genau wie der Wein, aber der lagert schon etwas länger in meinem Keller, Anna-Sophia Barlow genoss sein kaum verhohlenes Staunen. Die Frau war ein Snob. Absolut! Gab es eigentlich ein weibliches Pendant zu Snob? Egal, der Abend begann gerade so richtig Spaß zu machen. Was kam wohl als nächstes? Ein Täubchen kam. Auf Blattspinat mit Pinienkernen. Ein Augenschmaus in Altrosa und Grün. Mit den eleganten Bewegungen eines geübten Sommeliers kredenzte die Gastgeberin dazu einen 2002er Generation Dix-Neuf Sancerre rouge aus dem Tal der Loire. Glimm schmolz dahin. Sollte dies das Letzte sein, was er in diesem Leben genoss, so wäre es ihm auch egal. Satt und leicht betüdelt würde er lachend zur Hölle fahren. Da wo die alten Kumpels sind. Zwischenzeitlich hatte die Barlow ihr Geschenk ausgepackt und die schwarze Scheibe auf den massiven Teller eines Plattenspielers gelegt, der aussah, als bekäme man dafür schon einen ordentlichen Mittelklassewagen. Keine digitale Technik war in der Lage die Körperlichkeit von Hancocks Musik gemeinsam mit dem leisen Knistern zu imitieren, das die schwarze Scheibe ungefiltert von sich gab. Authentizität in Reinkultur. Man schwelgte. Das Essen, der Wein, die Musik. Vergessen der eigentliche Anlass, die dubiose Hochzeitsfeier. Vergessen die Welt weit jenseits dieses Kokons aus massivem Stein, belebt vom warmen Licht der Kerzen und der duftenden Wärme gut abgelagerten Buchenholzes. Ein Paradies. Glimm und Anna-Sophia Barlow ergingen sich in Fachsimpeleien über Jazz, Mode und Wein und vergaßen darüber beinahe die Zeit. Mit gespieltem Erschrecken erhob sie sich und eilte zur Anrichte, um den nächsten Gang zu servieren. Der Anwalt lockerte seine Fliege und öffnete den oberen Knopf seines Hemdes. Seine Gefühle für diese erstaunliche Frau brachen sich nun Bahn. Er begehrte sie. Schon seit er sie zum ersten mal gesehen hatte. Sie war die Frau, die er schon sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Diese obskure Hochzeitsgeschichte würde sich wohl irgendwann aufklären. Im Augenblick interessierte ihn das nicht besonders. Träge vom Essen und beschwingt vom Wein, konnte er es kaum erwarten, dass sie wieder zurü...
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