Beschreibung
"Stottern ist keine Sprachstörung, sondern eine Interaktions- und Kommunikationsstörung" Wendlandt, W. 2012 Interagieren und Kommunizieren ist ein soziales Geschehen, das immer mindestens ein Gegenüber fordert. Die ersten Kommunikations- und Interaktionserfahrungen sammeln wir innerhalb der eigenen Familie. Ob die Interaktionspartner Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Oma, Stiefvater, Kindermädchen oder andere Mitglieder des Familiensystems sind - sie sind meist diejenigen Personen, die zuerst wahrnehmen, wenn ein Kind zu stottern beginnt. Da entsteht mit einem Mal eine Irritation sowohl bei dem Kind als auch bei den Erwachsenen. Das Sprechen des Kindes scheint seine Leichtigkeit zu verlieren, was verständlicherweise zu Unsicherheiten im Miteinander führt. Dies sind in der Regel die ersten Anzeichen von beginnendem Stottern. Viele Experten haben sich bereits dem Thema Stottern gewidmet und sich mit ihren Werken an Betroffene, Therapeuten und Angehörige gewandt. Darüber hinaus wissen wir, wie wichtig der Austausch zwischen den Eltern stotternder Kinder ist. Sie schöpfen daraus Mut und erleben, dass sie nicht alleine sind in der Bewältigung der besonderen Herausforderung, die ein Leben mit einem stotternden Kind mit sich bringt. Die Autorin des vorliegenden Buches hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Eltern als Fachleute zu befragen. Die Texte geben auf eindrucksvolle Weise einen Einblick in das Auf und Ab, das Mütter und Väter stotternder Kinder in ihrem persönlichen Familienhafen erleben und wie sie ihren ganz eigenen Weg des Umgangs gefunden haben. Es wird deutlich, inwieweit das Stottern ihrer Kinder ihr Leben und auch ihren Blick auf das eigene Kind beeinflusst und verändert. Das Stottern und die Reaktionen darauf liegen so nahe beieinander, dass sie kaum voneinander zu trennen sind. Mit einem liebevollen Blick fürs Detail und einer vertrauenschaffenden Art gelingt es Marion Stelter in den Interviews, Momente genau dieser Emotionen einzufangen, die Eltern eines stotternden Kindes erfahren. Ihre ganz persönlichen Ängste und Wünsche, ihr Mitgefühl, ihr Schmerz, ihre Hoffnungen und ihr Stolz auf ihr Kind erlauben einen völlig anderen Blick auf das Stottern und die Facetten einer Interaktionsstörung, die von so großer Bedeutung für eine Familie und eben doch nur ein kleiner Teil eines Menschen ist. Josefine Burth, Corinna Lutz Qualitätszirkel Stottern, Hamburg