Beschreibung
Telefonieren mit Marlene Dietrich, Momente mit Lauren Bacall oder Eartha Kitt. Ein geplatzter Reißverschluss am Kleid von Verona Feldbusch, ein Song von Cindy Crawford, ein guter Rat von Greta Garbo und eine brenzlige Fotosession mit Pamela Anderson. Sharon Stone und Katarina Witt im Fahrstuhl, 44 Jahre wahre Freundschaft mit Lilo Wanders, und auch Isabella Rossellini, Ute Lemper, Joan Collins, Gianni Versace, Wolfgang Joop, Barbara Becker, Heidi Klum, Brad Pitt, Jennifer Rush oder Christopher Lee stand er gegenüber. Und was hat das alles mit Marianne Rosenberg zu tun? Private Momente, Begegnungen, Anekdoten und Kurzgeschichten, amüsant und berührend. Erlebt und aufgeschrieben von Michael Reh: Nach fast vier Jahrzehnten im Foto- und Medienzirkus erzählt der deutsche Starfotograf und Autor von Stars, Ikonen und anderen Menschen, die ihn berührt und sein Denken und Handeln beeinflusst haben. Es ist eine Hommage an all die wunderbaren Menschen, die ich in den letzten Jahrzehnten getroffen habe. Im Besonderen an all die Frauen, deren Erinnerung und Engagement ich bewahren möchte. Es sind Geschichten über Menschen, die mich emotional berühren, mit denen ich gemeinsame Erfahrungen gemacht habe und die mein Leben, meine Haltung und meine Handlungen beeinflussten. Und gleichzeitig ein intimer, unterhaltsamer und amüsanter Blick hinter die Kulissen.
Leseprobe
10. Pamela Anderson: Auf eine Zigarette! 'Honey, sei so lieb und gib mir eine Zigarette. Du rauchst doch, oder? Du bist Deutscher, natürlich rauchst du!' Pamela Anderson lächelte und sah mich erwartungsvoll an. Offensichtlich brachte sie da etwas durcheinander. Ich glaube eher, in Italien kann man von einer großen Zahl an Rauchern und Kettenrauchern ausgehen. Die Deutschen halten sich da inzwischen etwas mehr im Zaum. Die Haare hochtoupiert, dunkles Augen-Make-up, Schmollmund. Berlin, September 2017, Hotel de Rome. Baywatch fünfundzwanzig Jahre später und doppelt so heiß. Die Frau, wohlgemerkt, nicht die Außentemperatur. Pamela Anderson hatte nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Lasziv und in eine enge Korsage gekleidet saß sie auf der Treppe eines Nebenaufgangs im Hotel de Rome. Es war schon fast dunkel und unsere gemeinsame Zeit war, laut Vertrag und Plan, seit einer Stunde offiziell beendet. Mein Blick glitt zur Decke, über uns ein Rauchmelder. Konnte ich dieser Frau mit deutschem Ordnungssinn, Regeln und der Feuerwehr kommen? Ganz gewiss nicht! Meinem Assistenten stand die Panik ins Gesicht geschrieben. Wenn der Rauchmelder losging - und das würde er wahrscheinlich, nachdem Pamela sich eine Zigarette angesteckt hatte -, müsste das Gebäude evakuiert werden. Eine kostspielige Angelegenheit, wenn man die Größe des Hotels bedachte. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, dachte ich. Und überhaupt: Kann man Pamela Anderson irgendetwas abschlagen? Ich in diesem Moment ganz bestimmt nicht. Also gab ich ihr eine Zigarette und Feuer. Aber beginnen wir am Morgen dieses denkwürdigen Tages, der beinahe mit einem Fiasko geendet hätte Friedrichstadt-Palast, Berlin, Main Stage, 9 Uhr morgens. Seit Monaten liefen die Vorbereitungen, und nun war es so weit. Heute sollte ich das Cover für den Lambertz Kalender 2018 fotografieren. Dieser Kalender ist ein Liebhaber-, Image- und Prestige-Objekt von Dr. Hermann Bühlbecker, dem Eigentümer der Lambertz GmbH aus Aachen. Der deutsche Pirelli-Kalender. Jedes Jahr wird ein neuer Fotograf verpflichtet, der die Vision des Kalenders umsetzt. Das Motto für 2018 lautete: 'Life is a Dance'. Da kannte ich mich gut aus, hatte ich doch nach meiner Schulzeit viele Jahre getanzt und Unterricht genommen. Vom klassischen Ballett mit vierzehn Jahren bis hin zum Tanztheater in meinen Zwanzigern. Ich liebe das Medium Tanz und habe großen Respekt vor Tänzern. Ein knallharter Job, der im wahrsten Sinne des Wortes Ehrgeiz, harte Arbeit und eine 'Berufung' voraussetzt. Mir war es nicht bestimmt, Tänzer zu werden, ebenso wenig, wie ich Schauspieler geworden bin. Aber Erfahrungen zu sammeln, war immer mein Hobby. Dr. Hermann Bühlbeckers Wahl des Fotografen fiel im Frühjahr 2017 auf mich, eine große Ehre. Ausschlaggebend war unter anderem ein Bild, das ich von Roberto Bolle, dem Star der Mailänder Scala und der Metropolitan Opera in New York, einige Jahre zuvor gemacht hatte. Ich durfte Roberto einen Tag im Probesaal der Mailänder Scala begleiten und habe selten wieder so eine unglaubliche Mischung aus Talent und Hingabe eines Künstlers an seine Kunst erlebt. Roberto Bolle tanzt nicht, er ist Tanz. Und dazu unglaublich sympathisch und auch noch schön! Ich liebe diese kurzen Begegnungen, diese goldenen Momente, die ich mit der Kamera einfangen darf. Bezüglich des Lambertz Kalenders 2018 hatten wir einige Monate Zeit für Preproduction, Planung, Casting, Locations, all das, was so ein großes Projekt erfordert und mit sich bringt. Ich reiste aus New York an, die Talente aus der ganzen Welt. Wir hatten bereits einige Tage in Berlin fotografiert. Viel Prominenz vor meiner Kamera, von Gil Ofarim über Solistinnen der Deutschen Oper Berlin bis hin zu dem neuesten Talent der Thalbach-Dynastie, Nellie Thalbach. Auch Cosima Auermann gab sich die Ehre. Mit ihrer Mutter Nadja, dem deutschen Supermodel der Neunzigerjahre, hatte ich vor einem Vierteljahrhundert in New York zusammengearbeitet. Das zehntägige Shooting wurde sehr aufwendig produziert und gleichzeitig für YouTube und als Pressematerial für die TV-Sender mitgefilmt. Täglich waren wir mit bis zu dreißig Personen unterwegs. Fast zwei Wochen lang tourten wir durch Berlin, von Klärchens Ballsaal zum Teufelsberg bis hin zum Theater am Potsdamer Platz, dem Friedrichstadt-Palast und einer 'Lost Location', ein verlassenes Theater in einer alten Kaserne im Osten außerhalb der Stadt. Ich lernte Dr. Hermann Bühlbecker am Abend vor dem Covershoot kennen. Dinner im Hotel mit allen Beteiligten. Wir waren Tischnachbarn. Man hatte mich gewarnt: Ich solle nicht zu persönlich sein, anfassen gehe gar nicht, warten, bis man angesprochen werde. So ähnlich wie bei den Royals in England. Das konnte ja ein heiterer Abend werden, dachte ich, aber nun gut. Alles Kokolores. Dr. Hermann Bühlbecker ist ein cooler Typ und Künstlern wie mir gegenüber immens aufgeschlossen und respektvoll. Wir sprachen über seine Arbeit als Professor an der 'ISM' in Dortmund, meiner Heimatstadt. Ich mochte ihn und fand, dass er eigentlich nichts mit dem Klischee des 'Printenkönigs' zu tun hatte, auf das ihn die deutsche Boulevardpresse so gerne reduziert. Dr. Hermann Bühlbecker ist ein kluger Geschäftsmann, sehr kultiviert und mit einem Gespür für Talent. Er ließ mich machen, vertraute mir und bekam dafür ein großartiges Resultat. Das Covershooting mit dem Star des Kalenders, Pamela Anderson, war für den folgenden Samstag geplant. Ich war bereits früh mit meinen Assistenten vor Ort. Die Location: das Theater im Friedrichstadt-Palast, Europas größter Showtempel, es fasst zweitausend Zuschauer. Allein die Bühne ist so groß wie ein Theater. Tolle Lichttechnik, alles auf dem neusten technischen Level. Das ganze Theater brummte, alle waren gespannt und warteten auf unseren Coverstar. Ich fand es erstaunlich, dass jeder Pamela Anderson kannte, egal wie alt, aus welchem Land, männlich, weiblich, nonbinär, gebildet oder auch nicht. Jeder! Mir war sie natürlich, wie den meisten, aus 'Baywatch', ihrer 'Playboy'-Zeit, ihren Filmen und ihrem von der Boulevardpresse ausgeschlachteten Privatleben bekannt. Ich wusste, sie hatte Kinder und lebte in Frankreich und Kanada. Sie hatte bei 'Dancing with the Stars', der amerikanischen Urfassung, und der französischen Version des Quotenhits 'Lets dance' mitgemacht. Die Frau konnte tanzen, so viel dazu! Es hatte Monate gedauert, bis alles mit dem Management zur Zufriedenheit der Künstlerin und den Produzenten abgesprochen worden war. Bis ins kleinste Detail war festgelegt worden, was ich als Fotograf machen konnte und was nicht. Wir hatten einen strengen Zeitplan einzuhalten und sollten ein Motiv auf der Bühne des Theaters fotografieren und ein weiteres vor dem Hotel de Rome. Während ich das Ensemble des Friedrichstadt-Palastes, die Tänzer und Tänzerinnen in ihren Jean-Paul-Gaultier-Kostümen, auf der Bühne arrangierte und ausleuchtete, kam Jan, einer meiner Assistenten, zu mir. 'Ich glaube, sie ist jetzt da.' Ich schaute auf die Uhr. Alles hatte sich etwas verzögert, denn Miss Anderson musste nach ihrem Flug aus London noch schnell einen Abstecher ins Adlon machen, um zu duschen. Es war bereits 11 Uhr. 'Hat sie jemand begrüßt? Hat Dirk schon mit dem Make-up angefangen und hat sie das Kleid anprobiert?' Jean Paul Gaultier hatte neben den Kostümen für die Tänzer*innen ein umwerfendes Haute-Couture-Kleid für Pamela Anderson angefertigt. Es war am Abend zuvor pünktlich aus Paris eingetroffen. Fashion Superstylist Konstantinos hatte alternative Outfits dabei und natürlich ein groß angelegtes Arsenal für das andere Motiv, das wir später vor dem Hotel de Rome schießen sollten. Jan hob die Schultern. 'Keine Ahnung, man hat mir nur gesagt, dass sie da ist.' Ah! Organisation vor Ort. Wenn ich eines im Laufe meiner Karriere gelernt hatte, dann, dass ich mich am besten um alles selber kümmern sollte. Ich entließ das Corps de Ballet. 'Wir treffen uns in neunzig Minuten hier auf der Bühne. Ihr seid...
Schlagzeile
Telefonieren mit Marlene Dietrich, Wäschewaschen mit Lauren Bacall, über den Wolken mit Eartha Kitt.>
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