Beschreibung
Sind Erwachsene psychisch erkrankt, dann leiden sie vorwiegend an Ängsten, Depressionen, Manien, Essstörungen, Suchterkrankungen, Schizophrenien oder Zwängen. Bei zunehmendem Problemdruck verdichten sich Suizidgedanken und Selbsttötungsversuche häufen sich. Für Partner und Angehörige stellt die Bewältigung des Alltags mit psychisch erkrankten Menschen eine enorme Belastung dar, wobei das Zusammenleben infolge ausbleibender Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft zusätzlich erschwert wird. Richtig kompliziert wird es, wenn psychisch erkrankte Erwachsene minderjährige Kinder haben. Denn die psychische Krankheit erzeugt Unklarheit, Ängste, Schuldgefühle und verändert die Eltern-Kind-Beziehung meist ungünstig, weil Kinder oftmals vernachlässigt werden, seelische Gewalt erleben, einem Geheimhaltungsgebot ausgesetzt sind oder aufgrund stationärer Aufenthalte und Fremdunterbringung von ihren Bezugspersonen getrennt werden. Nicht selten wird dadurch die gesunde psychische Entwicklung eines Kindes maßgeblich gefährdet. Das Sachbuch Annikas andere Welt teilt sich in drei Abschnitte: Im ersten erhalten Kinder Informationen über die psychischen Krankheiten der Eltern, deren Anzeichen und Auswirkungen auf sie selbst, die Eltern-Kind-Beziehungen sowie das Familienleben. Auch werden Ideen vermittelt, wie Kinder Gleichaltrigen die Krankheit erklären und wie sie selbst damit besser klarkommen können. Zahlreiche Mit-Mach-Seiten laden zusätzlich zur Selbstreflexion, zum Entdecken eigener Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien sowie zur Entwicklung eines differenzierten Familienbildes ein. Die Unterlagen im Buch eignen sich auch für die psychologische, psychotherapeutische, ärztliche und pädagogische Begleitung. Im zweiten Teil bekommen Eltern, Angehörige und psychosoziale HelferInnen Informationen zu kindlichem Erleben, Folgeproblemen, Risikofaktoren und Fremdunterbringung. Für PsychologInnen und PsychotherapeutInnen finden sich im dritten Abschnitt Anregungen für die Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern und deren Kindern.
Autorenportrait
Mag. Sigrun Eder hat 2008 bei der edition riedenburg die Buchreihe "SOWAS!" gegründet. Sie arbeitet am Uniklinikum Salzburg. Als Klinische Psychologin, Systemische Familientherapeutin sowie Säuglings-, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin ist sie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie am Institut für Klinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der PMU tätig. www.sigruneder.com
Leseprobe
+ Vorwort + ''Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügela¿oe, meinte Johann Wolfgang von Goethe. Für Kinder psychisch kranker Eltern(teile) stellt sich ihre Lebenssituation oftmals so bedrückend und verwirrend, so voller Schuldgefühle, Traurigkeit und Überforderung dar, dass ihre Wurzeln sie nicht mehr fest am Boden verankern können und ihre Flügel zu verkümmern drohen. Gerade in einer Zeit des raschen gesellschaftlichen Wandels, der vielen von uns schlichtweg zu viel abverlangt, müssen wir unseren Kindern die Chance geben, trotz widriger Umstände und vielfältiger Anforderungen eine solide Lebensbasis mit starken, tief gehenden und gut verzweigten Wurzeln aufzubauen, einen kräftigen Flügelschlag zu erlernen und - wenn die Zeit reif ist - sich mutig auf den Weg zu machen in Richtung der eigenen Vorstellungen und Ziele. Kinder psychisch kranker Eltern sind stärker gefährdet als andere Kinder, sich auf diesem Weg zu verlieren und im Laufe ihres Lebens selbst psychisch zu erkranken. Dies zu verhindern sind die Autorinnen von ''Annikas andere Welta¿oe angetreten. Ich freue mich außerordentlich über das Erscheinen dieses einzigartigen Buches, das mit seiner - wie ich meine - sehr gelungenen Verbindung aus kindgerechter Informationsdarbietung und feinfühliger Lebensweltbeschreibung sowie mit seinen zahlreichen Arbeitsblättern für Kinder eine große Lücke in der bisher zu dieser Thematik publizierten Literatur schließt und damit einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden seelischen Entwicklung der Kinder psychisch kranker Eltern leistet. Der Verein ''JoJo - Kindheit im Schattena¿oe unterstützt diese Kinder und Jugendlichen, um ihnen ein kindgerechtes Lebensumfeld zu ermöglichen. Dies geschieht durch die Entwicklung und Umsetzung gezielter, spezifischer Präventionsmaßnahmen, die bereits in der symptomfreien oder subklinischen Phase eingeleitet werden. Parallel zur Arbeit mit den Kindern - einzeln und in Gruppen - gibt es für die Eltern (und auch für Großeltern oder wichtige nahestehende Verwandte) die Möglichkeit, an einem Elterntraining teilzunehmen. Nach einem pädagogischen, informativen Teil werden die Entwicklung der Kinder und ihre Bedürfnisse aufgearbeitet. Die Themen Familie, Familienrollen und Wege der Krankheitsbewältigung im Hinblick auf die Elternrolle stehen im Mittelpunkt, weiters die Verbindung der theoretischen Inhalte mit den praktischen Erfahrungen der Eltern. (Sigrid Steffen) ****************** + Einleitung + Psychisch krank sein - das will wohl niemand! Wenn durch einen einzigen Fingerschnipp Mama oder Papa (wieder) gesund und die Kinder glücklich gemacht werden könnten, wäre das eine ganz wunderbare Sache. Doch es geht auch ohne Zauberei: Eltern sollten sich trauen, ihre psychische Krankheit als solche zu erkennen, und geeignete Unterstützung suchen. Kinder wiederum sollten ohne Scheu Fragen zu allen möglichen Problemen stellen dürfen. Denn wenn das passiert, ist schon bald klar, dass eine psychische Krankheit nichts mit der ''Klapsmühlea¿oe oder ''Spinnereia¿oe zu tun hat. Verschiedene vererbte, familienbedingte Vorgeschichten, aber auch einschneidende Alltagserlebnisse oder Süchte können die geordnete Welt in ein Ungleichgewicht bringen. Damit es für alle einfacher wird, die psychische Krankheit und alles drum herum zu verstehen, gibt es dieses Buch. Jene, die Annikas Geschichte gelesen und vielleicht sogar ihr Lied gesungen haben, dürfen anderen davon berichten, denn eine psychische Krankheit macht Familien sehr einsam und bringt alles gehörig durcheinander. So viel Kummer ist aber gar nicht notwendig! Traurigkeit und Hilflosigkeit lassen sich vermeiden, wenn rechtzeitig über Probleme gesprochen und an ihrer Lösung gearbeitet wird. Dann scheint nicht nur für Annika wieder die Sonne und die andere Welt ist Schnee von gestern. Auf gehta¿¿s! Viele neue Sichtweisen und Ideen wünschen Sigrun Eder & Petra Rebhandl
Inhalt
Vorwort6 Liebe Kinder, liebe Eltern!8 Annikas andere Welt9 Wenn Mama oder Papa seltsam werden: Informationen für dich!19 Was ist die Psyche?19 Was heißt a¿spsychisch kranka¿¿?24 Woran ist eine psychische Krankheit erkennbar?32 Weshalb wird die psychische Krankheit erst später bemerkt?34 Weshalb wird die psychische Krankheit geheim gehalten?34 Was verändert sich durch die psychische Krankheit? 36 Was bekümmert betroffene Kinder?38 Was sollst du unbedingt wissen?39 Wie kannst du mit der Krankheit klarkommen?43 Was tut betroffenen Kindern gut?44 Wie erklärst du anderen, was deine Mama/dein Papa hat?45 Wie kann Mama/Papa geholfen werden?45 Wie kann es weitergehen?48 Arbeitsblätter für Kinder49 Wer bist du?49 Kopfsalat - Annikas Gefühle-und-Gedanken-Lied50 Was kannst du gut?52 Was hast du gut gemacht?54 Was magst du an dir?55 Was mag deine Familie an dir?56 Was mögen deine Freunde an dir?57 Was magst du an deinen Eltern?58 Was ist schön in deiner Familie?60 Was funktioniert gut in deiner Familie?61 Was darf in deiner Familie so bleiben, wie es ist?62 Was erzählt die Fliege an der Wand?63 Was ist anders in deiner Familie?64 Woran merkst du, ob Mama/Papa krank ist?65 Was ist mit dir, wenn du krank bist?66 Was ist anders, seit Mama/Papa krank ist?67 Wie erklärst du dir, was Mama/Papa hat?68 Wodurch sind Mama/Papa psychisch krank geworden?69 Was weißt du über die Krankheit von Mama/Papa?70 Was macht die Krankheit von Mama/Papa mit dir?72 Hast du Angst, selber psychisch krank zu werden?73 Was vermisst du?73 Wie geht''s, wie steht''s?74 Wie fühlst du dich?75 Was hilft dir, wenn es dir schlecht geht?76 Wer hilft dir, wenn Mama/Papa es nicht kann?77 Was kannst du tun, um gesund zu bleiben?78 Wie sieht deine Zukunft aus?79 Was wünschst du dir von deinen Eltern?80 Sachinformationen für Erwachsene81 Sachinformationen für Eltern82 Was bedeutet Gesundsein?82 Was bedeutet Kranksein?82 Was bedeutet a¿spsychisch kranka¿¿?82 Welche psychischen Krankheiten gibt es?82 Wie entwickelt sich eine psychische Krankheit?83 Wie wird eine psychische Krankheit festgestellt? 84 Wie wird eine psychische Krankheit behandelt?84 Woran erkennen Kinder eine psychische Krankheit? 85 Wie können Eltern kindgerecht über ihre Krankheit sprechen? 87 Wie wirkt sich eine psychische Krankheit auf Kinder aus?87 Was beeinträchtigt die kindliche Entwicklung zusätzlich?90 Was fördert die kindliche Entwicklung?91 Weswegen sind Kinder psychisch kranker Eltern gefährdeter als andere? 92 Welches Elternverhalten führt zur Kindeswohlgefährdung?93 Welche Maßnahmen werden bei Kindeswohlgefährdung ergriffen? 94 Wie können Eltern trotz psychischer Krankheit gut für ihr Kind sorgen? 95 Sachinformationen für PsychologInnen und PsychotherapeutInnen96 Welche Haltung hat sich bewährt?96 Wie entwickeln sich Veränderungen?96 Wer sind die KlientInnen?98 Welche Ziele sind erfolgversprechend?98 Welche Informationen helfen Kindern und Angehörigen?99 Welche Themen eignen sich für Elterngespräche? 101 Was soll im Blickpunkt bleiben?103 Wie kann es ausgehen?105 Glossar106 Ansprechpartner115 Weiterführende Informationen115 Literatur116 Autorinnen und Illustratorin116
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