Beschreibung
Keine Sage hat die Menschen Jahrhunderte lang so bewegt wie die vom Heiligen Gral. Noch heute ist der Glaube an diesen rätselhaften Gegenstand, der sich dem profanen Zugriff der Ungläubigen entzieht, in bestimmten Kreisen lebendig. Kein Wunder, ist doch nahezu allen Überlieferungen gemein, dass sie den Gral als ein wundertätiges Gefäß beschreiben, das Glückseligkeit, ewige Jugend und Speise in unendlicher Fülle spendet. Der Indologe und Sagenforscher Leopold von Schroeder war einer der wenigen, der sich wissenschaftlich mit dem Thema der Gralssage, vor allem aber mit deren Wurzeln befasste. In einer Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, deren Mitglied er war, legte er am 6. Juli 1910 die hier abgedruckte Arbeit vor. Mit ihr gelingt ihm, auf eindrucksvolle Weise zu zeigen, dass entgegen der damals vorherrschenden Annahme uralte vorchristliche und heidnische Mythen in der Gralssage fortleben. Namentlich in den ältesten mythen-geschichtlichen Denkmälern der Arier, den Liedern der Rigveda und der sich ihm anschließenden vedischen Literatur sowie in der nordischen Edda stößt er immer wieder auf Textstellen, die es nahe legen, dass sich weit mehr hinter der Sage vom Heiligen Gral verbirgt, als bisher angenommen. Letztendlich darf sogar spekuliert werden, ob sich hinter dem Gralsmythos nicht Informationen zum Leben nach dem Tod und zur Wiedergeburt verbergen. Dem Originaltext von 1906 sind in einem umfangreichen Anhang zahlreiche Märchen und Sagen hinzugefügt, auf die sich der Autor in seinem Text bezieht und die bisher nur schwer zugänglich waren oder, wie im Falle des alten Märchens "Peronnik l'idiot", hier erstmals in deutscher Sprache vorliegen. Leopold von Schroeder wurde am 24.12.1851 in Dorpat geboren und starb am 8.2.1920 in Wien. Seine mythologische Schule in Wien versuchte, durch das Studium der Überlieferungen in Form von Mythen, Märchen und Legenden eine Kontinuität der deutschen Kultur seit der indogermanischen Zeit zu beweisen. Die wahre arische Religion sollte rekonstruiert und wiederbelebt werden. Begriffe wie "Rasse" und "Rassenreinheit" spielten erst sehr viel später eine Rolle, als die Erforschung der germanischen Mythologie zu einer irrigen Rassenreligion entartete.
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