Beschreibung
354 Seiten, Broschur, Band 2 der drei Bände umfassenden Gesamtausgabe der Märkischen Streifzüge. Reprint der 2. überarbeitete Auflage 1894 - J.C.C.Bruns' Verlag, Minden i.W. durch den Verlag Rockstuhl 2011. Inhalt Oestlich von Berlin Friedrichsfelde StraußbergI m Blumenthal Buckow und die märkische Schweiz Im Lande Lebus Müncheberg NeuHardenberg Comthurei Lietzen Die Schlacht bei Kunersdorf SpreeLandschaften Erkner Kloster Kagel Fangschleuse Fürstenwalde Auf den Rauen`schen Bergen An der Nuthe Jüterbog Kloster Zinna Schloß Beuthen Auf dem Kapellenberge Saarmund und die Burgfischerei HavelLandschaften Von Wannsee bis Babelsberg Heiligensee und Bötzow Oranienburg Am LehnitzSee Am WandlitzSee Vorwort zur 1. Auflage Wie in dem ersten Bande meiner "Streifzüge", so biete ich auch in diesem neuen einzelne zwanglose Aneinanderreihung landschaftlicher, wie historischer Schilderungen unserer stillen Mark, die, ohne ein bestimmt abgegrenztes Gebiet erschöpfen zu wollen, bald hier, bald dort hinüberschweifen, wie des Tages Laune und Zufall es gewollt hat.Mancher mag in dieser Zwanglosigkeit einen argen Fehler sehen, während Andere vielleicht einen freundlichen Reiz darin erkennen, welcher das Büchlein vor einer gewissen Einförmigkeit schützt. Da möchte ich daran erinnern, daß es vor allen Dingen ein Wanderbuch sein soll, das, unbekümmert um Gesetz und Regel, die frischen Eindrücke verlebter schöner Stunden spiegeln will. Wer sich noch jene frohe, freie Lust am Wandern bewahrt hat, wird mich auch verstehen.Ein anderes ist`s, daß ich vielleicht in diesem Bande länger als erwünscht bei einigen Städten verweilte, anstatt mit flüchtigem Gruße vorüberzuschreiten. Doch auch dies, denke ich, bedarf wohl kaum der Entschuldigung.Solche epheuumsponnenen, wehrhaften Ringmauern unserer märkischen Städtchen üben eine ganz seltsamen Zauber aus, und ehe man sich`s versieht, hält man schon Einkehr durch das giebelgekrönte Backsteinthor und wandelt durch die stillen, menschenleeren Gassen. Traumhaft weht uns dann das kühle Dämmerlicht des ehrwürdigen Gotteshauses an, und was die Mitwelt uns auch verschweigt, die Steine predigen es um so gewaltiger. Aus Epitaphien und verwetterten Denkmälern lebt eine bewegte Vergangenheit wieder auf, und aus den vergilbten Stadtchroniken spricht es zu uns von sonnigen und schmerzerfüllten Tagen ferner Jahrhunderte und wird zum Spiegelbilde der großen Weltgeschichte. Auch das ist ein Wandern, umwebt von Poesie und Glanz. - -Nachsicht und freundliches Wohlwollen ist meinem ersten Bande mehr als ich hoffen durfte zu Theil geworden, vielleicht, daß auch diesem ein gleiches Glück beschieden ist.Habe ich mir Freunde, treue Wandergenossen erworben, so werden sie mir auch auf diesen neuen Streifzügen gern folgen. Ihnen Allen reiche ich im Geiste die Hand und sage, wie es Deutsche thun, wenn es zum Abschied geht: Auf frohes Wiedersehen!Berlin im Oktober 1884A. Trinius Vorwort zur 2. Auflage Es ist mir eine Freude, nun auch diesen zweiten Band in neuer Auflage darbieten zu können. Er hat nur geringe Umänderungen erfahren, und auch dort, wo ich einst persönlich Erlebtes in die landschaftlichen Schilderungen mit hineinwob, habe ich es, den Stimmungsgehalt nicht aufzugeben, so belassen, selbst wenn auch hie und da die Zeit zwischen Menschen und Verhältnisse wechselte und umgestaltete.Und wie Vieles hat sich geändert, seit ich zum letzten Male durch die Mark Brandenburg zog! Rastlos ist unsere Neuzeit daran gegangen, auch den stillsten und verborgensten Winkel mit Leben und Bewegung zu erfüllen, und so manche Idylle, deren "Entdeckung" kaum zwei Jahrzehnte zurückreicht, bildet heute in dem Vergnügungs-Programm der Reichshauptstädter eine der beliebtesten Nummern. Wo sonst der Fuß des einsamen Wanderers unter windgebeugten Weiden zwischen Roggen- und Buchweizenfeldern langsam dahinmahlte, führt heute das Dampfroß Vielhunderte lustiger Ausflügler entlang; und wo es sich am Ufer
Autorenportrait
August Trinius, der Wanderschriftsteller, wurde am 31. Juli 1851 in Schkeuditz geboren und starb am 2. April 1919 im Thüringischen Waltershausen. Sein eigentlicher Name war Carl Freiherr von Küster.Nach seiner Schulzeit und einer Lehre zum Kaufmann arbeitete er als Buchhalter in Berlin. Hier verfasste Reiseberichte über Berlin und der Mark Brandenburg, welche unter anderem in der Berliner Zeitung veröffentlicht wurden.Ab 1883 verdiente er als Schriftsteller vollends seinen Lebensunterhalt. Die ersten Buchveröffentlichungen waren seine vier Bände über die "Allgemeine Geschichte der Eini-gungskriege", deren Herausgabe 1883 mit "Geschichte des Krieges gegen Dänemark 1864" begann. Es folgten 1886 "Geschichte des Krieges gegen Östereich und der Mainfeldzug 1866 sowie 1887 "Geschichte des Krieges gegen Frankreich 1870-71".Parallel dazu erschien 1884 der erste Band seiner "Märkischen Streifzüge", es folgte Band 2 im Jahr 1885 und Band 3 im Jahr 1887. Schon 1886 begann er mit dem ersten Band eine acht Bände umfassende Reihe mit dem "Thüringer Wanderbuch", welche im Jahr 1902 vollendet war.1890 lies er sich in Waltershausen nieder und wohnte dort bis zu seinem Lebensende.Von hier aus bereiste er die Welt und vor allem Deutschland. Es folgten Bücher über deutsche Landschaften, wie die Vogesen, die Stadt Hamburg, die Umgebung von Rhein und Mosel. Schwerpunkt blieb Thüringen. Standartwerke dabei waren bald solche Bücher wie "Durchs Saaletal", "Durchs Unstruttal", "Durchs Werratal" und "Durch's Moselthal". Es entstanden allein über 30 Publikationen über den Thüringer Wald, besonders den Rennsteig.Als August Trinius 1919 in Waltershausen starb, war er wohl einer der bekanntesten Reiseschriftsteller Deutschlands. 1921 wurde anläßlich der Gründung des "Bundes der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden" ein Grabdenkmal enthüllt, welches heute noch besucht werden kann. Jener Verein wurde 2001 mit einer Feierstunde am Grab von Trinius aus Anlaß von dessen 150. Geburtstag wiedergegründet. Im gleichen Jahr erschien, herausgegeben vom Waltershäuser Geschichtsverein, eine bibliographische Arbeit von Thomas Klein, welches heute als Standartwerk der Triniusforschung gilt.
Leseprobe
Saarmund und die BurgfischereiDie bedeutendste aller Rutheburgen war unstreitig Saarmund. Als die Burgen in die Hände der Deutschen fielen, wurden sie seitens der Landesherren mit Besatzung belegt, welche unter dem Befehl kriegerischer Vasallen der Markgrafen stand, Waffenübungen wie Kriegsdienst hinderte jedoch die Burgmannen, sich friedlicher Arbeit hinzugeben, weshalb man jede Burg mit einigen Dörfern belehnte, denen die Verpflichtung oblag, die Lebensmittel für die Burg-Insassen zu beschaffen. Der Burg "Zaremont" waren damals neun Dörfer tributpflichtig. Den Namen Saarmund leitete man von einem Nebenarme der Nuthe, der Sare, ab, welcher sich eine halbe Stunde weiter unten, kurz vor der Burgfischerei, wieder mit dem Mutterstrome vereint. "Die Sare", so berichtet ein alter Geograph, Bekmann, "fleußt auf Saarmund, das daher den Namen haben soll, und von dannen in sechs ärmen auf die sogenannte Burg, welche jetzt (1713) ein einziges Fischerhäuslein unfern vom Amte Saarmund gelegen ist. Sie führet schöne Fische und Krebse, sonderlich große Alande, die noch angenehmer sind, als Zander; aber sie bleiben jedoch manche Jahre aus." Aber nicht bloß an Fischen und Krebsen war Reichthum in der Sare und Nuthe, auch der Biber hauste noch bis vor einigen Jahrzehnten an diesen weidenumstandenen Ufern. Der Biber ist verschwunden und noch stiller ward es an den Gewässern. Die Tage kommen und gehen hier mit einschläfender Gleichgültigkeit, die wenigen Menschen gehen still ihren Gang, und was sich im Moore und in tückischen Untiefen regt und bekämpft, führt ein geräuschloses, geheimes Leben.Es war ein heller Novembermorgen. Wir waren von Jagdschloß Stern aufgebrochen, um über Gütergotz seitwärts in das Gebiet der Nuthe vorzudringen. Eichen und Birken streuten ihre letzten Blätter vor uns her, und ein Rauschen ging durch den Wald, wie Gruß und Gegengruß. Mit vollen Backen blies der Morgenwind, als wir über die Landstraße dem herüberwinkenden Gütergotz zuschritten. Gütergotz ist ein uralter Ort. Noch vor nicht langer Zeit las man auf einem Steine an der Landstraße nach Potsdam den Namen "Jüterjotz", und nicht allein zahlreiche, hier aufgefundene, altheidnische Ueberreste, sondern noch mehr der Name selbst bekunden, daß dieser Ort ehemals eine Kultstätte war, zu welcher die Bewohner des Teltow wallfahreten. "Intro, Utro, Gitro" heißt in den verschiedenen slavischen Dialekten "Morgen", während die Endsylbe zweifellos dem deutschen Worte "Götze" entspricht. Hier stand also vor Zeiten der Hain des Morgengottes. Jetzt beschauen sich schmucke Häuser in dem klaren Wasserspiegel des Sees, und hinter ehrwürdigen Parkbäumen lauscht halbversteckt ein stattliches Schloß hervor. Noch vor zwei Jahrzehnten war dies, wie die ausgedehnten Wirthschaftsgebäude, im Besitze des Generalfeldmarschalls von Roon, jetzt sitzt hier der Milliarden-Feldmarschall von Bleichröder. Heute steht Alles verlassen. Die Fenster sind dicht verhangen, die Thüren verschlossen. Der Gärtner deckt die Reihen niederer Beete mit Stroh und Matten zu, und aus den stattlichen Treibhäusern träufeln sich leichte Rauchwolken in den Morgenhimmel. Entblättert stehen die Bäume, verweht und zerzaust die letzten Herbstrosen an den Stöcken. Der große Springbrunnen vor der Freitreppe der Hinterfront des Schlosses wirft keine funkelnden Wassergarben in die Luft, nur lustige Sonnenstrahlen tanzen mit den gelben Blättern in Ringelreihen um das ausgetrocknete Bassin. Bald hat uns wieder der Wald aufgenommen. Ein einsamer, stundenlanger Weg. Niemand, der uns begegnet. Aber deutlich erkennen wir am aufgewühlten Boden, an herausgerissenen, verstreuten Moosstücken, die Spuren der noch gestern hier vorüberstürmenden Parforcejagd, das Kläffen der Meute durch den Forst. Endlich lichtet sich der Wald. Am Ausgange des Weges erscheint, von verdorrten Eichen und überhängenden, gelbleuchtenden Birken umrahmt und von dem dunklen Höhenzug in der Ferne abgeschlossenen, das Ziel des Tages. Und auch ein Menschenpaar, das er
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