Butter bei die Fische

Wie das Meer in unsere Sprache floss. Sprichwörter und Redewendungen gesammelt und erklärt

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783866481299
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S., farbige Illustr.
Format (T/L/B): 1.6 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Spinnen Sie kein Seemannsgarn - dieser Sprichwort-Ratgeber ist mit allen Wassern gewaschen! Im Wörtermeer der Alltagssprache schwimmen - oft unbemerkt - zahlreiche maritime Ausdrücke herum. Wenn z. B. ein Freund aufkreuzt, der in seiner Rede Abstecher liebt und keinen roten Faden findet, dann streicht man besser die Segel, bevor er bis zum bitteren Ende gekommen ist. RolfBernhard Essig, der 'Indiana Jones der Sprachschätze' (Nürnberger Zeitung), erzählt in seinem Buch die kuriosen und spannenden Geschichten, die sich hinter diesen und vielen weiteren Redewendungen verbergen. Dabei erfährt der Leser, warum jemand herumlaviert oder etwas volle Pulle macht, was die Arche Noah mit Sprache und Wort oder das Torpedieren von Projekten mit dem Zitterrochen zu tun hat. Kongenial denn, genau: 'Wie das Schiff, so die Segel' hat Papan eine Vielzahl der von Rolf-Bernhard Essig gesammelten Meeressprichwörter illustriert mit Tiefgang, versteht sich.

Leseprobe

Der rote Faden: eine kluge Diebstahlsicherung Es war offensichtlich Johann Wolfgang von Goethe, der einen Trick der Royal Navy in Deutschland bekannt machte und gleichzeitig eine neue Redensart in die Welt setzte. Er tat es in seinem wundervollen, mehrfach verfilmten Roman Die Wahlverwandtschaften. Hier präsentiert der Erzähler Auszüge aus dem Tagebuch einer der Hauptfiguren, Ottilie. Er rechtfertigt und begründet das mit einem Gleichnis, wie er schreibt: 'Wir hören von einer besonderen Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, daß ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, daß sie der Krone gehören. Ebenso zieht sich durch Ottiliens Tagebuch ein Faden der Neigung und Anhänglichkeit, der alles verbindet und das Ganze bezeichnet. Dadurch werden diese Bemerkungen, Betrachtungen, ausgezogenen' - aus Büchern gesammelten 'Sinnsprüche und was sonst vorkommen mag, der Schreibenden ganz besonders eigen und für sie von Bedeutung.' Das Bild leuchtete den Lesern sofort ein, denn ein Text ist ja auch eine Art Gewebe, das durch einen hineingewobenen Zentralgedanken besondere Qualität, Klarheit und Schönheit gewinnt. Als Diebstahlsicherung wie bei den britischen Marinetauen taugt er im Bereich des Schreibens oder Redens leider nicht. Seemannsgarn spinnen Es war einmal ein Seemann, der hatte sehr feine Hände. Seine Hände waren so fein, dass die Seife vor Freude gleich schäumte, kaum krempelte der Seemann am Waschbottich die Ärmel hoch. Natürlich spottete die ganze Mannschaft über ihn. Der lange Steuermann rief: 'Seht euch den Manikürstengel an mit seinen Damenpatschern!' Der Bootsmann rief: 'Zimmermann bring Sandpapier! Sonst rutschen die Hände von den Wanten!' Sogar der Smutje mischte sich ein: 'Ich hab Stahlwolle und Sand zum Töpfescheuern. Das wird's auch tun!' Der Seemann machte sich nichts draus. Er tat seine Pflicht. Und weil er sie gut machte, neckten ihn die anderen zwar, aber niemand krümmte ihm auch nur ein Härchen auf seinen feinen Händen. Da kam das Schiff eines Tages in einen scheußlichen Sturm. Der zerriss alle Segel, bevor man noch 'Ankerspill' sagen konnte. Kaum ein Seil, kaum ein Tampen, kaum eine Trosse an Bord, die nicht gerissen, zerplatzt und zerfetzt worden wäre. Es dauerte Tage, alle Schäden zu reparieren, und selbst dann fehlte es überall an Tauwerk. Immerhin konnten sie nun weitersegeln. Doch kaum hatte das Schiff ein paar Knoten Fahrt, da fuhr eine Bö, was sag ich, eine Sturmfaust in das Schiff, dass die Masten fast waagrecht auf dem Wasser lagen. Sie hielten zum Glück, und noch mehr Glück war es, dass sich das treue Schiff wieder aufrichtete. Alle Mann hatten sich aber auch an die gegenüberliegende Reling gehangelt und über Bord gehängt. Jetzt waren alle nass, aber froh, wieder auf Deck stehen zu können. Doch nach einem Blick umher, sank ihnen der Mut. Viele Segel hatten gehalten, aber das meiste Tauwerk war wieder zerrissen. Wie sollten sie jetzt weiterfahren? Da sagte der Seemann mit den feinen Händen: 'Wartet mal! Ich hab eine Idee. Bringt mir alle Spinnweben, die ihr an Bord nur finden könnt!' Als sie spotten wollten, befahl der Kapitän mit lauter Stimme: 'Spinnweben her! Sofort! Und alle Mann!' Ehe man noch 'Bugspriet' sagen konnte, war das Deck wie leergefegt. Überall suchten die Leute nach Spinnweben. Und weil das Schiff, um ehrlich zu sein, ein treuer, aber sehr, sehr alter Kasten war, der vielleicht schon mit der Arche Noah Brüderschaft geschlossen hatte, fanden sie die fast überall. Sogar in der Kapitänskajüte hingen die Weben grau und bauchig und schwer von der Decke. Und in der Kombüse, in der Back, im Laderaum. So dauerte es nicht lange, bis ein mächtiger Haufen vor dem Seemann mit den feinen Händen lag. Der hatte unterdessen se

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Sie haben den roten Faden verloren? Und absolut keine Peilung? Alles läuft volle Pulle aus dem Ruder? Keine Panik, Land in Sicht!>