In der Falle

Leben und Poesie vor und nach der Wende, Fragmentarium

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863560836
Sprache: Deutsch
Umfang: 162 S., 20 Grafiken, Diagramme, Schaubilder
Format (T/L/B): 1.1 x 20 x 14 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der sorbische Lyriker Benedikt Dyrlich wurde am 21. April 1950 als zweites von sechs Kindern eines Kleinbauern, Tischlers und Holzschnitzers in der Oberlausitz geboren. Die Mutter - eine Trachtenträgerin starb, als der Junge 16 Jahre alt war. Das heimatliche Neudörfel/Nowa Wjeska bei Kamenz hat die Berliner Schriftstellerin Gisela Kraft nach einem Besuch am Ende der achtziger Jahre so beschrieben: "Dein Dörfel, liebe DDR. Grüne Wiesen, ziemlich fl ach. Saubere Häuser jüngerer Bauart. Nichts unter Denkmalschutz. Dafür vor dem Anwesen der Dyrlichs ein Kapellchen, eine Schürzenlänge im Quadrat, mit schmucker bunter Madonna und frischen Schnittblumen. Der Bach, der durchs Dorf fl ießt, heißt Klosterwasser." Nach der Grundschule wurde Dyrlich ab Herbst 1964 Zögling des Bischöfl ichen Vorseminars in Schöneiche bei Berlin. Von 1968 bis 1970 studierte er in Erfurt katholische Theologie und legte die erste Hauptprüfung ab. Danach arbeitete er als Krankenpfl eger. 1973 heiratete er die Bautzener sorbische Lehrerin und Journalistin Monika Rozowski. Anschließend war er dramaturgischer Mitarbeiter am DeutschSorbischen Volkstheater, von 1975 bis 1980 studierte er in Leipzig Theaterwissenschaft. Danach war er am Bautzener Mehrsparten haus als Dramaturg, später auch als Regisseur und Leiter des Kinder- und Jugendtheaters tätig. Dyrlichs erstes Gedicht, ein Marienlied, wurde 1967 von der sorbischen konfessionellen Wochenschrift gedruckt, sein erster Band, "Zelene hubki" (Grüne Küsse), erschien 1975 im Domowina-Verlag Bautzen. 1977 war er in der richtungweisenden Anthologie junger Autoren "Kusk wuznaca" (Ein Stück Bekenntnis) vertreten. Inzwischen liegen etwa 15 Gedichtsammlungen vor, überwiegend in obersorbischer, vier in deutscher Sprache. Hinzu kommen zahlreiche Übersetzungen, vor allem ins Polnische, Tschechische, Slowakische, Serbische, Ukrainische und Russische. Schon den Debütanten Benedikt Dyrlich trieb stets die eine Unruhe ("Kleines lyrisches Bekenntnis", 1973): das Verlangen, die Welt zu erkennen und die Dinge bei ihrem Namen zu nennen. Diesen Namen wollte er in zweierlei sprachlicher Gestalt fi xieren: auf Sorbisch und auf Deutsch. Das literarische Erbe von Männern wie Augustinus, Novalis, Rilke oder Hermann Hesse regte ihn an, sich mit der sorbischen zugleich die deutsche Kultur zu erschließen. Ab 1968 gehörte der Theologiestudent zur Gruppe junger Lyriker beim Arbeitskreis sorbischer Schriftsteller im Schriftstellerverband der DDR, die der bekannte Dichter Kito Lorenc betreute. Dyrlichs kurze, reimlose Gedichte aus jener Phase waren Ausdruck der Suche nach einem eigenen literarischen Weltverständnis. Dabei empfand er die besondere Geschichte, Folklore und Mythologie, die sich mit dem Prädikat sorbisch verband, anfangs durchaus als schwierig. In der einheitlichen sozialistischen Schule war dem traditionell erzogenen Sorben erläutert worden, was Traditionspfl ege sei oder die Aneignung von Traditionen ausmacht: Ostereiermalen, Hochzeitsbräuche, alte Lieder, Hexenbrennen und Geschichten von Krabat, dem Zauberer ("Von der Suche nach der poetischen Heimat",1980). Gegen eine offenkundig kontrollierte und manipulierte Wirklichkeit musste sich das - noch ungefestigte - lyrische Ich daher energisch behaupten: Ich bleibe da, wo / mich diese Welt am wütendsten zerreißt ("Entwurf eines Gedichts", 1975). Wie schon die frühen Gedichte bewiesen, verspürte Dyrlich seit jeher das Bedürfnis, den Alltag zu überschreiten. Den jähen Wendungen in seiner Biografi e verdankte er vielschichtige Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen. Die Legenden seiner Heimat wurden zum Lößboden, auf dem poetische Metaphern mit universeller Bedeutung gediehen. Die Widersprüche zwischen dem sorbisch- katholischen Bauerndorf und der preußisch-deutschen Großstadt Berlin, zwischen der gewohnten Nähe zur Natur und der erlebten sozialen Entfremdung lieferten ergiebiges Material zur Refl exion. Dyr lich ver