Der Traum vom kühnen Leben

Roman, Edition Blau

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783858699237
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 20.9 x 13.5 cm
Auflage: 1. Auflage 2021
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der junge Yves ist aus der südfranzösischen Provinz zum Studium in die Hauptstadt gekommen. Aus Angst, sich zu verlieren, nimmt er stets dieselbe Metro und dieselben Straßen, jeden Tag geht er mit seinen Büchern ins Café an der Ecke, wo er lernen, aber wo er vor allem ein bekannter Unbekannter bleiben kann. Eines Sonntags trifft er dort auf Evelyne, eine Klavierlehrerin in den Dreißigern, die mit ihrem Sohn, dem dreizehnjährigen Jérôme, seinen Tisch besetzt. Fortan drehen sich seine Gedanken um diese unnahbare, widerspruchsvolle Frau, eine Liebesgeschichte beginnt. Als Evelyne wegen einer Anstellung in die Banlieue zieht, wohnen sie bald zu dritt in dieser möblierten Wohnung mit dem Klavierzimmer und den tausend Schallplatten - bis Evelyne eines Tages verschwindet und die beiden ihrem Schicksal überlässt. Elena Costas Roman, in dem die französische Presse eine Nähe zu Patrick Modiano erkennt, zeichnet die Erinnerungen von Yves und Jérôme mit einem Abstand von dreißig Jahren nach. Zwischen den zwei Stimmen wechselnd nähert er sich in einer stillen, präzisen Sprache den Themen der Einsamkeit, des Verlassen- und des Erwachsenwerdens sowie der tröstenden Kraft von Musik, während indirekt das Porträt einer Frau entsteht, die kompromisslos nach Freiheit sucht.

Autorenportrait

Elena Costa, geboren 1986 in Nancy, hat zypriotsch-griechische wie auch deutsche Wurzeln, ihr Großvater kam aus Berlin. Seit 2006 lebt sie in Paris. "Der Traum vom kühnen Leben", erschienen 2020 bei Gallimard, ist ihr zweiter Roman und ihre erste Publikation in deutscher Übersetzung.

Leseprobe

Der junge Mann unterbrach uns mit der Bitte, sie beide zu fotografieren. Er streckte mir mit verschwörerischer Miene die Kamera entgegen, er dachte wohl, wir seien ein Liebespaar im selben Alter wie sie. Jetzt, da Evelyne nicht mit ihrem Sohn zusammen war, kam sie mir wie eine Studentin vor, leicht und unbekümmert. Sie musste sehr jung Mutter geworden sein, und vielleicht machte es ihr deshalb Spaß, mit einem Achtzehnjährigen zusammen zu sein, so als könne sie in falscher Reihenfolge leben und wieder zu einer Studentin im ersten Jahr werden. Ich stellte mich in die Mitte des Raums, um den besten Winkel zu finden. Die Amerikaner hielten sich um die Schultern, die Portion Pommes frites, die der Kellner auf den Stadtplan gestellt hatte, war aufgegessen. Ich beobachtete durch das Objektiv Evelyne zu ihrer Rechten. Sie war im Profil, betrachtete die gerahmten Bilder an der Wand und spielte mit ihrem Anhänger. Statt das Objektiv auf das Paar zu richten, drückte ich auf den Auslöser in dem Gedanken, dass damit eine Spur dieses Augenblicks mit Evelyne auf dem Film erhalten bliebe.