Gesellschaftskritische Motive bei Bertolt Brecht und Lars von Trier: Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783842808607
Sprache: Deutsch
Umfang: 0 S., 0.59 MB
Auflage: 1. Auflage 2011
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Schaffen und Wirken zweier Künstler - Bertolt Brecht und Lars von Trier - werden in diesem Buch dargestellt. Es werden Menschen- und Weltbilder, Methoden und Instrumente, wiederkehrende Motive sowie gesellschaftskritisches Bestreben thematisiert, stets unter Einbeziehung philosophischer, insbesondere ethischer Perspektiven. Christliche Tendenzen werden berücksichtigt und soziologische Grundlagen zur Verdeutlichung der Zusammenhänge angerissen.Die Analyse der Parabel "Der gute Menschen von Sezuan" (1941) von Bertolt Brecht und des Kinofilms "Dogville" (2003) des dänischen Regisseurs Lars von Trier wirft zahlreiche Fragen auf: Zentral ist die Frage nach der Wertigkeit der Kunst für gesellschaftliche Zusammenhänge. Durch das Zurschaustellen moralischer Abgründe und durch Illusionsbrechung zeigen die Künstler Brecht und von Trier sichtbar werdende Chancen für eine auf Moral basierende Gesellschaft auf. Wenn das Individuum als Kern der Gesellschaft und somit als gesellschaftsbildendes und gleichzeitig gesellschaftsveränderndes Wesen seine individuelle Macht wahrnimmt, können Missstände kollektiver Art behoben werden. Bedingung für positive gesellschaftliche Veränderungen sind somit starke Persönlichkeiten. Ein Beitrag zur Bildung solch starker Persönlichkeiten muss im Rahmen der Institution Schule geleistet werden: Kinder und Jugendliche müssen dabei unterstützt werden, eine gesunde Identität zu entwickeln, eigene Ressourcen zu erkennen und auf diese Weise Selbstbewusstsein aufzubauen. Das Buch stellt daher auch praktisch dar, wie durch eine Unterrichtsreihe für die gymnasiale Oberstufe über Brecht und von Trier diese Entwicklung junger Menschen begleitet werden kann.Dieses Buch ist neben dem fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Anspruch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Kunst, die Literatur und die Philosophie und ein Lob der Identität und des Potentials des Einzelnen. Es soll den Lehrerinnen und Lehrern, die Anteil an der Entwicklung und somit dem Leben ihrer Schülerinnen und Schüler nehmen, eine Hilfestellung bei der Bearbeitung dieser komplexen Thematik bieten.

Autorenportrait

Ina Schmidt, Jahrgang 1985, schloss 2010 ihr Studium der Fächer Deutsch und Philosophie / Praktische Philosophie für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Paderborn ab; dort absolviert sie aktuell zudem ein Kunststudium. Während ihres Studiums arbeitete die Autorin an ihrer eigenen künstlerischen Identität. Ina Schmidt führte von 2007 bis 2011 fünf Kunstprojekte mit einer Dauer von bis zu einem Jahr durch. Teilnehmer waren Menschen mit seelischer Erkrankung aus den unterschiedlichsten Altersstufen. Zahlreiche Ausstellungen eigener Werke sowie Ausstellungen der in den Projekten entstandenen Exponate zeugen von dem künstlerisch-praktischen Schaffen der Autorin. Die persönlichen Erfahrungen, die Schmidt in ihren Kunstprojekten hautnah machte, festigten ihre Haltung zur der Wertigkeit der Kunst für gesellschaftliche Prozesse."Kunst besitzt ein hohes Potential, über kulturelle Werte die Gesellschaft positiv zu beeinflussen." Eine Begeisterung für Kunst und ihr Potential, das Individuum zu verändern, prägen das Welt- und Menschenbild der Autorin. Das Thema des Buches birgt all ihre Leidenschaften in sich: Kunst, Philosophie, insbesondere ethische Aspekte und Literatur; und besonders die Frage, wie sich diese Wissenschaftsdisziplinen auswirken auf gesellschaftliche Konstruktionen und insofern auch auf zwischenmenschliche Beziehungen.

Leseprobe

Textprobe:4. Gesellschaftskritische MotiveAls 'Motiv' wird im Allgemeinen der 'Beweggrund oder Antrieb' bezeichnet, bezogen auf das Kunstwerk stellt dies seinen Gegenstand dar. Ein 'literarisches Motiv' ist im weitesten Sinne die kleinste strukturbildende und bedeutungsvolle Einheit innerhalb eines Textganzen. Im engeren Sinne stellt ein literarisches Motiv eine, durch die kulturelle Tradition ausgeprägte und fest umrissene thematische Konstellation, beispielsweise ein Inzestmotiv, dar. In der deutschen Terminologie wird differenziert zwischen Motiv, Stoff und Thema. Hierbei bildet das Motiv die kleinste semantische, d.h. bedeutungstragende, Einheit. Der Stoff setzt sich aus einer Kombination von Motiven zusammen, während das Thema die abstrahierte Grundidee eines Textes abbildet. Der Begriff des Motivs wird auf zwei Ebenen verwendet: sowohl bei der immanenten Strukturanalyse von Texten, als auch im Bereich der intertextuellen Beziehungen. Für die Einsicht in die Struktur von literarischen Texten spielt das Motiv als kleinste bedeutungstragende Einheit eine zentrale Rolle und erfüllt diverse Funktionen. Zum einen dient es der formalen Gliederung der semantischen Organisation und der Verknüpfung und Verflechtung von Themen; zum anderen fungiert es als inhaltliche Schaltstelle und erzeugt Spannung. Des Weiteren fördert ein Motiv die Anschaulichkeit und es vermag ein Deutungspotential zu entfalten. Auf ebendieses Deutungspotential wird bei der Analyse gesellschaftskritischer Motive besonders Bezug genommen. Bei der Analyse der Motive (auch: Motivanalyse) lassen sich verschieden Typen von Motiven unterscheiden; nämlich auf der Strukturebene die Kernmotive, sowie die Nebenmotive, welche häufig nur ausschmückende oder ornamentale Funktion übernehmen. Auf der Inhaltsebene die Situationsmotive und die Typenmotive. Eine Sonderform des literarischen Motivs ist das aus der Musik entlehnte 'Leitmotiv', eine sich im Text systematisch wiederholende Formeinheit. Sie dient einer anschaulichen Strukturierung und der signifikanten symbolischen Vertiefung. Im Forschungsbereich der Motivgeschichte wird das Motiv vor allem als Bestandteil eines intertextuellen Bezugssystems untersucht, nicht lediglich als Baustein innerhalb einer Textstruktur. Dabei ist es von Bedeutung zu überprüfen inwiefern ist ein Motiv verselbstständigen kann und somit ein Potential zur Überlieferung besitzt. Zumeist bezieht sich ein tradierbares Motiv (mit Potential zur Verselbstständigung und zur Überlieferung) auf anthropologische Grundsituationen, die zwar historisch variiert werden, aber im Kern konstant bleiben.In den hier ausgewählten Werken Bertolt Brechts und Lars von Triers ließen sich eine Vielzahl von Motiven ausfindig machen und analysieren. Die Analyse in diesem Buch beinhaltet jedoch hauptsächlich die Betrachtung gesellschaftskritischer Motive unter Hinzuziehung diverser geisteswissenschaftlicher Positionen. Die unglücklich scheiternden Liebesgeschichten in beiden Werken finden in dieser Untersuchung keine Beachtung. Sie bleiben ausgeklammert, - neben bereits genanntem Grund - auch deshalb, weil sie als gesonderte Handlungsstränge betrachtet werden können und deren Analyse den Rahmen dieser Untersuchung sprengen würde. Hauptaugenmerk liegt auf den übrigen zwischenmenschlichen Beziehungen aus der Sicht der Hauptfiguren, der Veränderung der Beziehungen und den daraus resultierenden Veränderungen der Hauptfiguren selbst; immer unter Berücksichtigung der äußeren Gegebenheiten.

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