Beschreibung
Wie stellte die Literatur um 1900 den 'absoluten Bewegungscharakter der Welt' (Georg Simmel) dar? Wie reflektierte sie ihn? Wie hat sie ihn kritisch begleitet, wie ihn befördert? Als der Soziologe Georg Simmel im Jahr 1900 vom 'absoluten Bewegungscharakter der Welt' sprach, formulierte er eine Tendenz, die in den technischen und sozialen Beschleunigungslogiken der Moderne ebenso zum Ausdruck kam wie in ästhetischen Formaten, die sich zwischen 1870 und 1930 fundamental wandelten. Den Beiträgen dieses literaturwissenschaftlich ausgerichteten Bandes liegt vor diesem Hintergrund ein doppeltes Erkenntnisinteresse zugrunde. Zum einen fragen die Beiträgerinnen und Beiträger danach, wie sich Bewegung um 1900 in literarischen Texten realisiert, wie sie also formensprachlich integriert, organisiert und übersetzt wird. Zum anderen richten sie den Fokus auf die unmittelbare Darstellung von Bewegung, von bewegungsaffinen, bewegungsnahen und bewegungsrelevanten Themen, Motiven und Sujets. In dieser Verschränkung wird zugleich die eminent anthropologische Dimension deutlich, die sich aus der um 1900 besonders eng gedachten Relation von Leben und Bewegung ergibt, sofern hier nur das Bewegliche lebendig erscheint und umgekehrt das Lebendige seinen zentralen Ausdruck im Beweglichen und in der Bewegung findet.
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