Shocking

GRAUSIGES und GRUSELIGES in Darmstadt und um Darmstadt herum

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783810701046
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 21 x 13 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Zum Imhalt Meinhard Wilhelm Schulz - auch bekannt als "Grusel-Schulz" erzählt 35 gruselige Kurzgeschichten, die alle in der Umgebung von oder in Darmstadt selber spielen. Ein waschechter Vertreter der Gattung "RegioHorror"

Autorenportrait

Der Autor hat einst voller List und Tücke den Namen M. (d. i. Meginhardus) G. (d. i. Guilelmus) Scultetus angenommen, was nur eine lateinische Übersetzung seines wirklichen Namens Meinhard-Wilhelm Schulz ist, als der er in allerlei Tarnungen und Finten z. B. als der Echo-Reporter Willi M. Schultze oder gar als Herr von Schultze frech und unverschämt durch unsere Erzählungslandschaft geistert, einmal sogar als Leiche eines gewissen Willibald Schultheiß. Schulz ist promovierter Althistoriker und hat als Heppenheimer Gymnasiallehrer (von 1971-2011 am Starkenburg-Gymnasium) für Geschichte, Latein und Politik den Beinamen 'Gruselschulz' (grusel.schulz) erhalten. Er ist weder mit seinem dritten Gruselbuch noch mit seinem Latein am Ende, auch wenn schon wieder einige Jahre vergangen sind, seit er die Latein-Welt und andere mit seinem Grusel-Comic erfreut hat:

Leseprobe

Der Schatten meines Körpers kreuzt sich vor mir und hinter mir und wandert in immer neuen Bewegungen mit mir unter der stummen steil aufragenden Ludwigssäule vorüber. Meinen Blick zieht es hinauf zum in grün angelaufener Bronze erstarrten Fürsten in seiner seltsamen Römerpose; er schaut nach Westen die Rheinstraße hinunter; ich folge seinen Blicken: Autos sind auf dieser einst­mals stark befahrenen Darmstädter Ost-West-Achse keine mehr zu sehen. Alles ist wie ausge­storben. Hatte der Wetterbericht nicht vor gefähr-lichem Glatteis gewarnt? Ich prüfe mit der Schuhsohle die Klinker unter mir; der Gummi knirscht über die raue Oberflä-che und bleibt hängen; schmutzig braunes Wasser spritzt empor. Meine einsamen Gedanken schweifen ab und gehen in die Tage der Kindheit zurück: Ich bin ja gar nicht mehr in Darmstadt geboren. Mein Vater, der berühmt-berüchtigte Lateinlehrer, war hingegen seiner Vaterstadt noch mit gan-zem Herzen verbunden; doch als er im Grauen der Bomben- und Brandnacht alles verloren hatte, als auch meine Großeltern aus den Kellerlöchern ihres eingestürzten Hauses im Â"Grünen WegÂ" gekrochen waren, da zog der Vater ins nahe gelegene Jugenheim und kam dort im Hause seines Onkels unter, des Bensheimer Bürgermeisters Treffert; dort bin ich geboren und somit kein echter Darm­städter, denke ich, dachte ich im Schatten der hoch aufragenden Sie-gessäule stehend: Siegessäule? Welchen Sieg hat dieser Ludwig denn errungen außer dem Sieg über den Geldbeutel seiner Untertanen? Ich versetze mich in die alten Zeiten zurück, in denen mich der Vater in die Straßenbahn, Linie 8, gesetzt hatte, um mit mir Â"in die StadtÂ" zu rumpeln; am Luisenplatz waren wir ausgestiegen; ich sollte das Glockenspiel im Innenhof des Schlosses anhören, das mich melodisch noch heute in den Träumen erheitert; ich wurde auf einen der in Erz er­starrten riesigen Löwen vor dem Museum gesetzt und hatte Angst, herunterzufallen. Ein besonderes Erlebnis war es aber jedesmal, wenn er mit mir die Wendeltreppe im Â"Langen LudwigÂ" empor stieg, um mir die Stadt zu zeigen, die überall noch von den Narben des Krieges verschandelt war. Besonders begeisterte mich der Blick über den bunten Park, den man in einem jähen Anfall von Irrsinn dem Grau des Luisen-Centers geopfert hat, hinauf zur majestätisch grünen Kuppel von St. Ludwig. Noch hing ich meinen Gedanken nach, da bemerkte ich plötzlich oben auf der Aussichtsplattform der Ludwigs-Säule einige schattenhafte Gestalten, während die Turmuhr der Stadtkirche zwölf Glockenschläge in die bedrückende Stille der Nebel-Nacht hinaus dröhnen ließ. Wild gestikulierten die teuflisch anmutenden Silhouetten dort oben in dreißig Metern Höhe, dann sprangen sie stumm in die Tiefe: Einer nach dem anderen schlug unmittelbar vor mir auf und wurde zu Brei zerschmettert. Blut und Hirnmasse bespritzten mich. Ich wollte vor Entsetzen schreien, aber die Stimme versagte mir: Der Â"Lange LudwigÂ", so kam es mir in den Sinn, ist doch schon seit vielleicht vierzig Jahren gesperrt, damit sich niemand mehr auf solch grässliche Weise das Leben nehmen kann: Da sehe ich, dass die große schwere Klappe im Pflaster des Luisenplatzes geöffnet ist und mir der Ein-gang zur unterirdischen Treppe entgegen gähnt. Wie kann das sein? Wer hat das getan? Noch grüble ich und taumle im Entsetzen zurück vor dem, was einst menschliche Gestalt hatte, da sehe ich, wie eine ganze Gruppe von Wahnsinnigen den Eingang stürmt, um sich ins Verderben zu stürzen: Einer nach dem anderen erscheint dann auf der Plattform, schwingt sich hoch oben übers Geländer und fällt schreiend hinab. Da spüre auch ich einen unwiderstehlichen Sog; auch ich werde ins gleißende Feuer im Inneren der blutrot glühen-den Säule hinein gesaugt und steige keuchend mit verkohlten Füßen durch die flammende Finsternis zur lodernden Plattform empor. Dann springe auch ich mit einem gel­lenden Aufschrei in die Tiefe.

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