Beschreibung
Der Kuckuck machte das kleine Uhrentürchen auf und schaute ins Zimmer. Als er sah, daß sich das kleine Mädchen in dem Kinderbett unruhig hin und herwarf, ließ er sechsmal sein lautes "Kuckuck" hören. Er nickte dazu mit dem Kopfe und verschwand wieder in der Uhr.Rosemarie, die kleine Schläferin, öffnete während des Rufes ihre Augen. Sie hatte in dieser Nacht keinen ruhigen Schlaf gehabt. Mehrfach war sie munter geworden, mehrfach hatte sie leise gerufen. Da aber keine Antwort aus dem Nebenzimmer kam und es noch dunkel war, legte sich das Kind seufzend auf die andere Seite und versuchte, wieder einzuschlafen. Es dauerte doch gar zu lange, bis endlich der ersehnte Geburtstag da war.Aber jetzt war es draußen hell, jetzt war es so weit, der Freudentag war gekommen. Die Eltern würden gewiß nicht böse sein, wenn ihr Heidekind aus dem Bettchen stieg und zu ihnen ging, um ihnen zu sagen, daß endlich der Geburtstag gekommen sei.Noch ein Weilchen lauschte die Kleine. Im Nebenzimmer war alles ruhig. Trotzdem kletterte sie, leise vor sich hinlachend, aus dem Bett und ging barfuß zur Tür. Dann steckte sie den Kopf ins Zimmer und schrie plötzlich aus Leibeskräften:"Kuckuck, Kuckuck - mein Geburtstag ist da!"Der Kunstmaler Deste erwachte von dem Ruf, und auch seine Frau fuhr empor."Was ist denn los? - Aber Rosemarie!""Mein Geburtstag ist heute! - Der Kuckuck hat es schon zweiundzwanzigmal gerufen! Oh, Dirli-Mutti, jetzt komme ich zu euch ins Bett, weil ich doch heute Geburtstag habe. - So lange habe ich darauf gewartet. So - da bin ich!"Rosemarie kletterte über die Mutter hinweg, machte sich zwischen den Eltern Platz und schaute sie überglücklich an."So - nun kann die Sache losgehen! - Oh, ist das schön! - Ich bin bei meiner Mutti, die mich wärmt und die mir Milch und Pudding kocht. Und jetzt ..." sie warf sich lachend zum Vater hinüber, "bin ich bei meinem richtigen Heidevater, der mich als das Heidekind gemalt hat, und der mir heute zu meinem Geburtstag schöne Sachen schenkt. Und jetzt" - hupp, lag sie schon wieder neben der Mutter - "bin ich wieder bei Dirli-Mutti - und jetzt beim Vater - jetzt wieder bei der Mutti ...""Halte endlich Ruhe", lachte der Vater und hielt das lebhafte Kind fest. "Du zerdrückst uns ja!""Was mache ich? - Vater, ich bin das Geburtstagskind, und wenn man ein Geburtstagskind ist, darf man sich hin und herrumpeln.""Ich glaube, du hast nun genug gerumpelt, sonst zerbricht das Bett, und wir fallen alle Drei auf die Erde.""Oh, wäre ...
Autorenportrait
Magda Trott:Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.
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