Beschreibung
Von dem Herrenhause her dröhnten laute Hammerschläge hinüber zum Gutshofe. Er bot durch die zahlreichen Scheunen, die ihn umstanden, ein beinahe quadratisches Viereck, in seiner Mitte türmte sich ein mächtiger Düngerhaufen. Der warme Sonnenschein schien die Menschen träge, die Tiere aber um so lebhafter gemacht zu haben, denn aus den Stallungen vernahm man Brüllen, Meckern, Wiehern, und zwischendurch gackerte eine große Schar wohlgenährter Hühner. Auf der Spitze des Dunghaufens stand ein prachtvoller weißer Hahn, der gravitätisch mit den Sicheln wippte und ein lautes Kickericki in die Luft schmetterte.Immer rascher fielen die Hammerschläge von drüben her, und einer der Knechte, der eben mit zwei großen Eimern in den Pferdestall ging, horchte einen Augenblick hinüber, dann lief ein Schmunzeln über sein Gesicht. Aber das Schmunzeln erstarb sofort wieder, als ein etwa fünfzehnjähriger Bursche in vollem Lauf gegen ihn rannte, daß einer der Eimer klirrend zur Erde fiel."Du bist wohl rappelköppisch", herrschte der Knecht den Hütejungen an, packte ihn derb am Arm und schüttelte ihn hin und her."Sie hämmert schon", rief der Hütejunge, "sie wartet doch auf mich!""Um deine Arbeit kümmerst du dich wohl gar nicht mehr?""Laßt mich los, sie wartet, ich muß zu ihr."Der Knecht gab dem Hütejungen noch einen kräftigen Schlag auf die Schulter, dann ließ er ihn laufen. Wie ein Pfeil schoß der Knabe durch den Hof, die Pantoffeln klapperten gegen die nackten Fußsohlen, und die unsaubere Jacke blähte sich im Sommerwinde.Der Knecht kraute sich hinter den Ohren. "Ein Dreckbengel, der Maxe - Wasser und Seife kennt der nicht. - Wenn ich das Fräulein wäre, würde ich ihm das mal gründlich sagen."Dann nahm er gemächlich die Eimer wieder auf und ging in den Stall hinein.Max aber rannte zum Herrenhaus hinüber. Es war ein schmuckloser, aber doch ansprechender Bau, an dem sich blühende Kletterrosen in üppiger Fülle hinaufrankten. Ein paar Steinstufen führten zu dem Vorbau. Von hier aus trat man in den großen geräumigen Flur, von dem zahlreiche Türen in die verschiedenen Räume führten.Man hatte von der kleinen Terrasse aus einen hübschen Blick über den Vorgarten, der jetzt in vollem Blütenschmuck prangte, war doch auf einen heißen Juni ein noch heißerer Juli gefolgt.Das junge Mädchen, das hoch oben auf der Leiter stand, schien für die üppige Blumenpracht keine Augen zu haben. Es hatte sich eine Stehleiter an den Vorbau gerückt, trieb nun mit kräftigen Schlägen einige Nägel ...
Autorenportrait
Magda Trott:Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.
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