Beschreibung
Der skelettlose Krake ist ein Virtuose der Veruneindeutigung, Sand im Getriebe einer Verwaltung, die keine Ambiguität duldet. Seine Absonderlichkeit macht den Kraken als unaufhörliche Abweichung - auch von sich selbst - unberechenbar. Die Figur des Tentakels dient in diesem außergewöhnlichen Essay sowohl der Analyse und Kritik des Bestehenden als auch dem Gegenentwurf eines Noch-Nicht. Im sich entspinnenden Dialog zwischen den Krakengestalten in Zoologie und Mythologie, Medien und Kulturtheorie, Phänomenologie und politischer Philosophie sowie Film-, Literatur- und Kunstgeschichte kommt es zu überraschenden Wendungen, aus deren Zugriff sich der Krake immer wieder entwindet, um Formen eines epistemischen Ungehorsams durchzuspielen, die schließlich bei einem neuen Gesellschaftsvertrag ankommen, basierend auf der Anerkennung von Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit. Matthias Wittmann beleuchtet blinde Flecken unserer Gesellschaft und etabliert mit dem Kraken eine Gestalt unserer krisenhaften Gegenwart sowie eine Figur der Störung menschlicher Wissensordnungen.
Autorenportrait
Matthias Wittmann, 1976 in Wien geboren, ist Medientheoretiker, Schriftsteller und Kurator sowie Literatur- und Filmkritiker. Er promovierte 2013 als Medienwissenschafter zum Thema MnemoCine. Die Konstruktion des Gedächtnisses in der Erfahrung des Films. 2009-2019 forschte und lehrte er am Seminar für Medienwissenschaft der Universität Basel, mit den Schwerpunkten Film, Screenology, mediale Mnemographien und transkulturelle Bildforschung (v.a. Kino des Iran). 2021 war er Gastprofessor an der Universität Wien (Theater-, Film-, und Medienwissenschaft).
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