Beschreibung
Ein Fest für alle Adrian-Mole-FansWas wird das neue Jahrtausend für Adrian Mole bereithalten? Zunächst einmal eine Menge Probleme. Seine Eltern wollen ihn mit seiner wunderschönen, aber unerreichbaren Jugendliebe Pandora verkuppeln, doch die will lieber Premierministerin werden. Also schlägt sich Adrian weiter mit den kleinen und großen Sorgen und Nöten des Alltags herum, die er getreulich in seinem Tagebuch festhält.
Für Adrian beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Er ist jetzt 33 genauso alt wie Jesus, als er starb und alleinerziehender Vater eines leicht legasthenischen Sohnes. Sein Bruder William nimmt gern mal ein Kondom mit in die Schule, um die Funktionsweise eines Heißluftballons zu erklären, und plant, einem Fanclub für Schwerverbrecher beizutreten. Weshalb Adrian so schnell wie möglich die Nachbarschaft wechseln will und vorsorglich eine Affäre mit seiner Immobilienverwalterin Pamela Pigg beginnt. Adrians Eltern dagegen wollen ihn mit der wunderschönen Pandora verkuppeln, die jedoch ganz andere Pläne hat: unermüdlich und ehrgeizig verfolgt sie ihr Ziel, die erste weibliche Ministerpräsidentin der Labour Party zu werden. Diese und alle anderen Sorgen und Nöte des Alltags vertraut Adrian seinem Tagebuch an: eine hartnäckige Läuseplage; seine rasende Eifersucht auf seinen erfolgreichen Halbbruder Brett; ein kleineres Erdbeben in Leicester und, nicht zu vergessen, der Anbruch eines neuen Jahrtausends.
Autorenportrait
Sue Townsend wurde 1946 in Leicester geboren. Mit 15 Jahren brach sie ihre Schulausbildung ab und hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser. 1978 begann sie, erste Bühnenstücke zu schreiben. Mit den Tagebüchern des Teenagers Adrian Mole wurde sie zu einer der meistgelesenen Autorinnen Englands. In ihren Romanen setzte sie sich immer wieder satirisch-kritisch mit der Monarchie und Klassengesellschaft in England auseinander. 2001 erblindete die Autorin infolge einer Diabetes-Erkrankung, sie blieb aber zeit ihres Lebens beim Schreiben. Sue Townsend starb 2014 an den Folgen eines Schlaganfalls.
Leseprobe
Diese Tagebücher gingen verloren, als ich aus meinem bescheidenen Heim in der Sozialsiedlung Gaitskell zurück in das gleichermaßen bescheidene Heim meiner Eltern in Ashby-de-la-Zouch zog.
Nach den Ereignissen vom Samstag, dem 24. November 2001, als ich um vier Uhr morgens von einem übereifrigen Polizisten unter Berufung auf Innenminister Blunketts Antiterrorismusgesetze aus dem Bett gezerrt wurde, konnte ich nicht mehr nach Hause zurückkehren.
Meine Nachbarn berichteten mir, dass nach meiner Abführung zum Verhör Beamte in weißen Schutzanzügen jeden Fetzen Papier in großen Säcken fortgeschafft hatten. Jedes Dielenbrett wurde hochgehoben, der Putz von den Wänden geschlagen, der Garten umgegraben und Erde zur Untersuchung mitgenommen.
Nach meiner Entlassung bat ich um Rückgabe meiner Tagebücher von 1999-2001, doch man teilte mir mit, die Polizei wolle sie zur Sicherheit behalten, falls doch noch Anklage gegen mich, Mohammed und seinen Bruder Imran erhoben werde. Vergangene Woche dann öffnete ich die Tür des umgebauten Schweinestalls, in dem ich jetzt wohne, und stand vor einem Polizisten, der meine Tagebücher in einer durchsichtigen Plastiktüte trug.
Er sagte: »Ich glaube, die gehören Ihnen, Sir.«
Ich nahm sie in Augenschein und gab, nicht ohne einen
Anflug von Sarkasmus, zurück: »Dann stehe ich also nicht mehr unter Verdacht? Ich werde nicht aus dem Bett geholt und per Flugzeug zum Waterboarding in die Türkei verschleppt, nein?«
Woraufhin der Polizist extrem sarkastisch erwiderte: »Ach, haben wir etwa vergessen, Ihnen Bescheid zu geben? Es hat sich herausgestellt, dass Sie unschuldig sind. Hoffentlich haben Sie darüber keine schlaflosen Nächte verbracht, Sir. Wir machen gerade die alte Polizeiwache dicht und haben die hier in der Asservatenkammer gefunden.« Damit händigte er mir die Tüte aus. Ich bedankte mich kurz angebunden und machte ihm die Tür vor der Nase zu. Nun, da ich meine Tagebücher von damals erneut lese, fällt mir der melancholische Tonfall der meisten Einträge auf. Offenbar will es mir nicht gelingen, eine dauerhafte Liebe zu finden, und meine Karriere als Schriftsteller bleibt nichts als ein Traum.
Inzwischen lebe ich mit meiner Frau Daisy und meiner vierjährigen Tochter Gracie in eingangs erwähntem Schweinestall in einem Dorf namens Mangold Parva in Leicestershire. Ich wünschte, ich könnte berichten, dass ich in meinem ländlichen Refugium Glück und Zufriedenheit gefunden habe, doch leider, leider kann ich das nicht - aber das ist eine andere Geschichte.
So verbleibe ich, lieber Leser, Ihr bescheidener und ergebener Diener.
Adrian Albert Mole
PS: Diese Tagebucheinträge wurden im Vorfeld bereits im Guardian abgedruckt, nachdem eine Betrügerin namens Sue Townsend sie entwendet hatte. Diese hat ein ganz lukratives Geschäft daraus gemacht, meine Identität zu klauen und sich als Adrian Mole auszugeben. Ich weiß, wo sie wohnt - ich bin vorbeigegangen und habe an der Tür geklingelt, aber sie macht mir nicht auf. Einmal konnte ich sie durch das Fenster sehen. Ein großer Umriss, der in der Ecke eines düsteren Raums saß und aus einer Flasche trank, die aussah wie Stolichnaya Wodka. Ihr Garten ist verwildert, das Haus baufällig - offensichtlich ist sie auf den Hund gekommen. Ich kann nicht behaupten, dass sie mir leidtut. Viel zu lange schon lebt sie als Parasit von meiner literarischen Karriere.
Freitag, 26. November 1999
Wisteria Walk, Ashby-de-la-Zouch, Leicestershire
14:30 Uhr
Seit der Brand mein Haus, meine Möbel, Kleider, Bücher und Ersparnisse zerstörte, habe ich kein Tagebuch mehr geführt. Die Brandstifterin, Eleanor Flood, sitzt momentan in der Geschlossenen, wo sie ein Fernstudium absolviert. Der Titel ihrer Magisterarbeit lautet »Phoenix - Mythos oder Metapher?«. Das weiß ich deshalb, weil sie mir gelegentlich schreibt.
Ich habe mich bei den Behörden darüber beschwert, doch sie Kleinelektronik wand. Um uns Wartende zu besänftigen, lief das Vaterunser, gesungen von Sir Cliff Richard zur Melodie von »Auld Lang Syne«, vom Band. Ein alter Mann, der mit seiner Urenkelin da war, murmelte: »Ich hab doch nicht in zwei Weltkriegen gekämpft, damit Cliff Richard sich die Taschen vollmachen kann, indem er das Vaterunser ausschlachtet.«
Ein Schotte hinter ihm bemerkte: »Genau, und außerdem verhunzt der Penner das schöne Lied.«
Ich ließ meine Söhne kurz allein in der Schlange und ging hinüber zu Boots, um mir eine Schachtel Nurofen-Schmerztabletten und ein Päckchen Starburst zu kaufen (nach beidem bin ich latent süchtig). Auf meinem Weg durch das Einkaufszentrum Foxhunter kam ich an einem dicken Elf vorbei, der eine Zigarette rauchte. Ich trat auf ihn zu und fragte: »Verzeihung, aber sind Sie einer der kleinen Helfer des Weihnachtsmanns?« Er kniff mürrisch die Augen zusammen und antwortete: »Ich hab grade Pause. Was wollen Sie denn?«
Ich erklärte ihm das mit der Schlange bei Debenhams und bat ihn mit Verweis auf Glenns Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom um Hilfe. Während wir gemeinsam zur Weihnachtsmann-Schlange zurückliefen, erzählte der dicke Elf, dass er gerade von seinem Posten als Abteilungsleiter bei der Nat-West-Bank gefeuert worden sei. Er meinte, Elfenarbeit sei schwieriger, als sie aussehe - Heiterkeit falle ihm nicht leicht. Das konnte ich nachempfinden.
»Vielleicht könnten wir uns ja mal abends auf ein Bier treffen«, schlug er vor. Ich betrachtete seine wässrigen Augen und den Bierbauch, der über die grüne Strumpfhose quoll, und gab ihm eine falsche Telefonnummer. Der Elf nahm uns mit den Worten »Platz da, machen Sie Platz für diese vom Schicksal schwer geschlagene Familie« direkt mit nach vorn zur Spitze der Schlange.
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