Beschreibung
Situationen wie diese kennen fast alle Eltern: Sie reden mit Engelszungen auf ihren Sprößling ein, doch der macht, was er will. Sie versuchen sich über Erziehungsaufgaben abzustimmen und kommen auf keinen gemeinsamen Nenner. Sie geraten in Streit mit den Großeltern, die sich ungebeten in Familienangelegenheiten einmischen. Sie sind unsicher, wie sie sich beim Elterngespräch im Kindergarten oder in der Schule verhalten sollen. Diese und andere Situationen werden im Buch anhand von Beispielszenen anschaulich dargestellt. Dabei zeigt sich, daß es oft an eingefahrenen Verhaltensweisen liegt, wenn die Verständigung nicht richtig funktioniert. Das Buch stellt geeignete Methoden vor, wie Eltern ihr Gesprächsverhalten effektiv verbessern und mit Worten überzeugen können: von Ich-Botschaften und Metakommunikation bis hin zu hilfreichen Gesprächsregeln. Manche dieser Methoden lassen sich ohne besonderen Aufwand umsetzen, andere erfordern etwas mehr Übung oder sogar ein Training. Kleine Tests und Übungsbeispiele erleichtern die praktische Anwendung.
Autorenportrait
Rita Steininger hat Ethnologie (M.A.), Politikwissenschaft, Anthropologie und Humangenetik studiert und eine Journalistenausbildung absolviert, die ihr besonderes Interesse am Thema Kommunikation geweckt hat. Heute arbeitet sie hauptsächlich als freie Lektorin und Sachbuch- Autorin mit den Schwerpunkten Erziehung, Gesundheit und Entwicklungsförderung. Sie ist Mutter von zwei Kindern.
Leseprobe
2. Wenn Eltern mit dem Nachwuchs reden Mit Worten allein ist es nicht getan Renate Klein durchquert mit ihrem vierjährigen Sohn Hannes den Supermarkt. Der Sprössling schiebt den Einkaufswagen und hilft eifrig beim Aussuchen der Waren. Nur schade, dass viele Dinge in den Regalen so weit oben stehen; zu gern würde Hannes die Auswahl allein übernehmen. 'Was brauchen wir noch?', fragt die Mutter. 'Schokolade!', antwortet Hannes wie aus der Pistole geschossen. 'Nein, Schokolade haben wir wirklich genug zu Hause', protestiert Renate Klein und lenkt rasch vom Thema ab. 'Ach, den Kaffee hätten wir beinahe vergessen! Komm, fahr den Wagen gleich mal da rüber!' Der Sprössling denkt nicht daran. Zielstrebig steuert er das Regal mit den Süßigkeiten an. 'Weiße Schokolade, die mag ich am allerliebsten!' Seine Stimme überschlägt sich fast vor Begeisterung über den tollen Fund. Die Mutter bleibt unschlüssig vor den Kaffeesorten stehen. 'Schätzlein', sagt sie schließlich in schmeichelndem Ton, 'lass die Schokolade stehen und komm zu mir. Ich brauche dich zum Aussuchen!' Hannes kommt tatsächlich - mit weißer Schokolade. 'Du kleiner Schlingel', lächelt Renate Klein milde, 'du hast doch gehört, was ich gesagt habe. Nun leg die Schokolade aber schnell wieder zurück.' Der kleine Schlingel tut genau das Gegenteil. Mit Unschuldsmiene versenkt er die Schokolade im Einkaufswagen. 'Hannes', mahnt die Mutter in singendem Tonfall, 'ich sagte zu-rück-le-gen!' Zögernd lässt der Junge die Hand in den Einkaufswagen gleiten und angelt sich die Tafel - da hat er schon das Papier aufgerissen und blitzschnell ein Stück Schokolade im Mund verschwinden lassen. 'Jetzt reichts aber!', platzt die Mutter heraus. Ihre Stimme ist plötzlich gar nicht mehr freundlich. 'Das lasse ich mir nicht bieten. Heute Nachmittag gibts Fernsehverbot!' Sekunden später drehen sich alle Köpfe ringsum zu dem kleinen Rumpelstilzchen, das mitten im Supermarkt ein wütendes Protestgeheul anstimmt. Die Botschaft muss stimmig sein Renate Klein kann sich trösten, Szenen wie diese haben schon unzählige Eltern erlebt. Was ist passiert? Die Mutter hat aus gutem Grund beschlossen, ihrem Nachwuchs seinen Wunsch nach Schokolade abzuschlagen. Sie hat es nicht versäumt, den Entschluss klar zu begründen: 'Wir haben genug Schokolade zu Hause.' Dann ist sie unversehens in einen Gewissenskonflikt geraten. Ob ihre Entscheidung nicht zu hart war? Sie kennt doch die Vorlieben ihres kleinen Süßschnabels, der sie wie niemand sonst um den Finger zu wickeln versteht. Sie will auch keinesfalls den Eindruck erwecken, sein Herzenswunsch sei ihr egal. Insgeheim fürchtet sie außerdem, durch ein klares Nein einen Aufstand zu provozieren - eine Situation, die ihr hier in der Öffentlichkeit peinlich wäre. Also versucht sie, die vermeintliche Härte ihres Entschlusses durch einen sanften, nachgiebigen Tonfall und ein Lächeln zu mildern. So bleibt letztlich dem Sprössling die Wahl überlassen, auf welche Botschaft er lieber hört: die der Worte ('Nein') oder die der Stimme ('Jein'). Ja, welche wohl! Eine solche Botschaft, wie sie Renate Klein ihrem Sohn übermittelt hat, bezeichnet man in der Kommunikationspsychologie als inkongruent (unstimmig). Das heißt, der Inhalt des Gesagten und die nonverbalen Signale stimmen nicht überein. Zu den nonverbalen Signalen gehören Tonfall, Aussprache, Körperhaltung und die mit der Aussage einhergehende Handlung. Wenn ein Vater etwa zu seinem Sprössling sagt: 'Toll hast du das Legohaus gebaut!' und sofort ein paar Bausteine entsprechend seinen eigenen Vorstellungen umsetzt, ist das ein weiteres Beispiel für eine inkongruente Botschaft. Botschaften bestehen, wie bereits erwähnt, aus mehr als Worten allein (Seite 15-16). Wissenswert ist dabei für Eltern, dass Kinder in der Regel eher auf den Tonfall der Stimme als auf den Inhalt des Gesagten hören. Manche entwickeln sogar ein so feines Ohr, dass sie ohne weiteres einen echten, aufrichtigen Tonfall von einem unechten, aufgesetzten unterscheiden können. Jan Weber sitzt am Tisch und liest in der Wochenzeitung, als eine seiner Töchter den Kopf zur Tür hereinstreckt. 'Bis später, Papa! Wir gehen Tischtennis spielen!' Der Vater hebt den Kopf, nickt zustimmend und lässt den Blick wieder auf die Zeitung sinken. Da fällt ihm plötzlich etwas ein. 'Halt, mein Fräulein, hier geblieben!', dröhnt er mit lauter Stimme, während sein Blick über die Zeitung wandert und die Textstelle sucht, an der er eben unterbrochen wurde. 'Ihr müsst erst euer Zimmer aufräumen. Das war so abgemacht!' Vorsichtig späht die Tochter noch einmal durch den Türspalt - und sieht, was sie erwartet hat: Der Vater liest weiter. Darauf beteuert sie hastig: 'Das machen wir morgen, ehrlich. Kathrin ist schon rausgegangen, ich muss mich beeilen. Ciao!' Und schon fällt die Haustür hinter ihr ins Schloss. In diesem Fall ist die Botschaft des Vaters in zweifacher Hinsicht unstimmig. Der laute Befehlston ist aufgesetzt; der Vater will damit zwar Entschlossenheit demonstrieren, ist aber von vornherein überzeugt: Es wird nichts nützen. Dementsprechend sieht er, nachdem er seiner Pflicht Genüge getan und die Tochter auf die getroffene Vereinbarung aufmerksam gemacht hat, die Tatsachen als vollendet an - und vertieft sich wieder in seine Lektüre. In seiner Körperhaltung liegt keine Spur von Entschlossenheit. Kinder brauchen Klarheit Sagen, was man meint, und meinen, was man sagt - das hört sich einfacher an, als es ist. Im Umgang mit dem Nachwuchs ist es jedenfalls eine absolute Notwendigkeit. Das Kind will wissen, woran es ist. Wenn ich ihm Botschaften vorsetze, in denen Worte, Stimme und Körperhaltung nicht zusammenpassen, widerspreche ich mir selber. Dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn das Kind nicht darauf eingeht. Beim kleineren Kind haben inkongruente Botschaften noch einen anderen Effekt: Sie verwirren es. Es weiß nicht mehr, woran es sich halten soll - an die Worte, den Tonfall der Stimme oder die Körpersprache. Das ist, nebenbei gesagt, der Grund, warum Ironie bei kleinen Kindern völlig fehl am Platz ist. Eine geschliffene ironische Bemerkung, bei der Worte und Stimme in bewusstem Gegensatz zueinander gehalten sind, mag für Jugendliche und Erwachsene ihren Reiz haben. Ein kleines Kind jedoch fühlt sich dadurch nur verunsichert, verlacht oder zumindest nicht ernst genommen. Mut zum Nein Nun besteht natürlich immer die Gefahr, durch eine unmissverständliche Botschaft wie ein klares Nein den Widerstand des Sprösslings herauszufordern. Doch das lässt sich, wie zu sehen war, auf die weiche Tour genauso wenig vermeiden. Hannes Mutter sollte sich also eindeutig entscheiden, ob sie ihrem Sohn seinen Wunsch erfüllen will oder nicht. Stimmt sie zu, sollte sie auf jede weitere Diskussion verzichten. Sagt sie dagegen nein, weil sie gute Gründe dafür sieht, sollte sie mit ihrer Stimme und ihrem Verhalten dazu stehen. Notfalls nimmt sie ihrem Sohn die Tafel Schokolade aus der Hand und legt sie selber ins Regal zurück. Damit macht sie deutlich, dass sie ihren Entschluss ernst meint - und ihren Nachwuchs ernst nimmt! Denn was ist ein übervorsichtiges 'Jein' denn anderes als die versteckte Botschaft an das Kind: 'Ich möchte nicht deinen Widerstand herausfordern, weil ich fürchte, dass du dich dann schlecht benimmst.' Für das Kind nicht gerade ein Kompliment! Genauso ungünstig wie das Verhalten von Renate Klein ist das von Jan Weber. Indem er seiner Tochter einen energischen Befehl erteilt und sich unmittelbar darauf in die vermeintlichen Tatsachen fügt, demonstriert er ihr: 'Ich tue mein Bestes, aber es hat keinen Sinn; du machst ja sowieso, was du willst.' Es ist schade, wenn Eltern so wenig gute Erwartungen in ihre Kinder setzen. Trauen wir unseren Kindern doch zu, dass sie sich konstruktiv verhalten und ein begründetes Nein akzeptieren können. Gewöhnen wir es uns ab, ihnen ein Theater vorzuspielen, indem wir sie umschmeicheln oder herumkommandieren, um unsere eigene Unsicherheit dahinter ...
Inhalt
InhaltsangabeEinleitung 1 Was ist Kommunikation? Vom Sender zum Empfänger Grundlegende Aussagen Gleich oder ungleich? Eine Frage des Typs Die vier Stresstypen Das stimmige Muster 2 Wenn Eltern mit dem Nachwuchs reden Mit Worten allein ist es nicht getan Die Botschaft muss stimmig sein Kinder brauchen Klarheit Mut zum Nein Lernen Sie, von sich zu sprechen! Statt Vorwürfen - Gefühle zeigen Von der DuBotschaft zur IchBotschaft Wie aus einem Lob ein schöneres Lob wird Die Grenzen der Ich-Botschaft Aktiv zuhören - wie geht das? Zwölf Möglichkeiten, ein Gespräch abzuwürgen Der Türöffner - eine Einladung zum Gespräch So wie ich dich verstehe. Aktiv zuhören ist gar nicht so einfach Lass uns noch mal darüber reden! Plötzlich steht man neben sich Metakommunikation - die Situation von oben betrachten Schluss mit der Fragerei! Den kleinen Tyrannen geweckt Wer entscheidet nun? Ich hab eine Idee! Könntest du mal bitte.? Die Sprache des Körpers Kinder lernen mit allen Sinnen Führen ist besser als belehren Wirksamer Körperkontakt Wenn mich der Zorn packt Ich will dir was erzählen Geschichten von früher Auch Eltern waren einmal klein Das Kind als Hauptfigur Schneeweißchen und Tiger 3 Wie sich Elternpaare miteinander verständigen Vier Ohren auf Empfang Das kam nicht gut an Babylonische Verwirrung Trainieren Sie Ihre Ohren! Die Kraft der Sprache entdecken Unser verkümmerter Wortschatz Energetisches Sprachtraining - das Konzept anwenden Der Weg zur partnerschaftlichen Kommunikation Wie soll man sich nur einig werden? Wichtige Gesprächsregeln Kommunikationstraining für Paare 4 Der Familienrat tagt Wie man Verantwortung teilt und Konflikte löst Regeln, die für alle gelten Neue Themen finden sich von selbst Eine Chance dazuzulernen 5 Transaktionsanalyse - Erfahrungen aus der eigenen Kindheit Elternhaft, kindlich, erwachsen - wie kommuniziere ich? Drei IchZustände Sich selber beobachten Kommunikation aus der Sicht der Transaktionsanalyse 6 Die Rolle der Großeltern Gut gemeinte Ratschläge Streitthema Nummer eins: Die Großeltern mischen sich ein Alte Beziehungsmuster - neu aufgelegt Verständnis schafft Verständigung Bei Oma und Opa kriegen sie alles Streitthema Nummer zwei: Die Großeltern verwöhnen das Kind Auseinandersetzungen - und das Kind dazwischen Das Gespräch suchen, Kompromisse finden 7 Gespräche mit Freunden und Bekannten Wie peinlich! Von allen Seiten beansprucht Die Freunde wollen plaudern - das Kind auch Keine Ausreden erfinden Lob und Tadel - alle sollen es hören Was mein Kind doch alles kann! Ständig macht er Ärger! 8 Sprechstunde Das Gespräch im Kindergarten Unbequeme Wahrheiten Das Elterngespräch - wofür es gut sein kann Das LehrerElternGespräch Wohin mit den Emotionen? Die Perspektive wechseln Besuch beim Arzt Fachkompetenz versus Bauchgefühl Gesprächssituationen unter die Lupe nehmen 9 Themenzentrierte Interaktion Konstruktiver Austausch in der Gruppe Das Modell: ein Dreieck im Kreis Drei Grundwerte und zwei Kernsätze Hilfreiche Kommunikationsregeln TZI lernen Anhang Adressen und Internet-Links Literatur Dank Register Die Autorin ********
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