Das Zeitalter der Keltenfürsten

Eine europäische Hochkultur

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608943078
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S., Karten, zahlr. Abb.
Format (T/L/B): 3 x 23.3 x 16.2 cm
Auflage: 1. Auflage 2010
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Spätestens seit der Bergung des Fürstengrabs von Hochdorf im Jahr 1978 entdeckt Deutschland 'seine' Kelten. Und die Archäologie fördert beständig neue, oft sensationelle Funde ans Licht,wie die 1996 geborgene, lebensgroße Kriegerstatue vom hessischen Glauberg. Martin Kuckenburgs große Gesamtdarstellung der frühen Keltenzeit zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert vor Christus räumt auf mit dem Klischee der kulturellen Rückständigkeit gegenüber Griechenland und Rom. Anhand neuester Funde und Ausgrabungen entsteht das Bild einer ausdifferenzierten, hoch entwickelten Gesellschaft mit prunkvollen Fürstensitzen umgeben von großen stadtartigen Siedlungen, mit umfangreichen Wirtschaftsbeziehungen in den Mittelmeerraum und mit einer faszinierenden, eigenständigen Kunst. Martin Kuckenburg zeigt, dass sich diese erste Hochkultur Mitteleuropas durchaus auf Augenhöhe befand mit den entstehenden Hochkulturen Griechenlands und Roms.

Leseprobe

Imposante Mannsbilder Sollte es sich bei den Keltenfürsten Mitteleuropas womöglich gleichfalls um eine solche dem Luxus und Wohlleben ergebene ?Symposionsaristokratie? gehandelt haben, könnte man provozierend fragen. Die elfenbeinernen Sphingen, der Fächergriff und die mit filigranen Intarsienmustern geschmückte Kline aus dem Grafenbühl (vgl. Kap. 3 und S. 88), in dessen Zentralkammer keineswegs eine Frau, sondern ein etwa 30-jähriger Mann bestattet war, könnten durchaus diesen Eindruck vermitteln, zeugen sie doch von einem raffinierten und wohl nicht zufällig orientalisch angehauchten Lebensstil, der nur schlecht zum Bild eines raubeinigen Kriegeradels passt, wie es etwa Peschel entwarf. Der inmitten dieses orientalischen Prunks bestattete Tote war freilich kein zierlicher Hänfling, sondern ein stattliches Mannsbild von über 1,80 Metern Größe, und eine noch imposantere Statur besaß der Fürst aus dem ungefähr 50 Jahre älteren Hochdorfer Grab. Seine Körpergröße von 1,87 Metern 'übersteigt die errechnete Durchschnittsgröße für die männliche Bevölkerung im späthallstattzeitlichen Württemberg um 15 Zentimeter und ist der bisher höchste nachgewiesene Wert für diese Population', wie Dirk Krausse anmerkt - die zahlreichen im Magdalenenberg bei Villingen bestatteten Männer wurden im Durchschnitt nur 1,68 Meter groß. Beide Fürsten ragten also nach Krausses Worten bereits rein körperlich 'aus der Masse der damaligen Bevölkerung heraus', und die 'kräftig ausgebildeten Muskelansätze an den Extremitätenknochen' des Hochdorfer Toten 'runden das Bild eines auffallend großen und kräftigen Mannes ab'. Nun ist es eine in der Anthropologie altbekannte Tatsache, dass die Angehörigen der sozialen Oberschicht in vielen Geschichtsepochen und Kulturen höher gewachsen waren und auch geringere körperliche Defekte aufwiesen als ihre weniger begünstigten Zeitgenossen. Viele verschiedene Faktoren spielen bei diesem von der Antike bis in unsere Zeit zu beobachtenden Phänomen eine Rolle, beispielsweise weniger Mangelerkrankungen in der Kindheit, eine qualitätvollere Ernährung und eine sehr viel geringere Belastung durch zermürbende körperliche Arbeit. Ein Leben allein auf der Bronzecouch mit dem Trinkhorn in der Hand hätte dem Hochdorfer Fürsten aber wohl kaum zu seiner imposanten Schulterbreite verholfen, die nach Krausse '3 Zentimeter über den Maximalwerten der männlichen Bevölkerung Südwestdeutschlands' lag. 41 Der Adelsherr muss seinen Körper vielmehr im Laufe seines Lebens auf irgendeine Weise intensiv trainiert haben, und wenn dies nicht durch schwere körperliche Arbeit oder durch eine Inanspruchnahme als Krieger geschah, so stellt sich die Frage, welche Tätigkeiten dafür sonst in Frage kamen. [.] 7. Kapitel Ein fürstlicher Jäger? Eine mögliche Antwort darauf könnte ein Köcher mit 14 Pfeilspitzen aus Eisen und Bronze geben, den die Archäologen im Brustbereich des Hochdorfer Toten fanden - ursprünglich hatte er an der Rückenlehne der Bronzebank direkt über dem Leichnam gehangen. Ein ähnlicher Köcher mit 51 Eisenpfeilspitzen ist auch aus einem reichen Nebengrab des Hohmichele bei der Heuneburg bekannt, und ein Männergrab im Magdalenenberg bei Villingen enthielt gleichfalls einen bronzenen Köcherbeschlag nebst einem Bündel Pfeile. Vor allem aber kam ein solcher Köcher mit drei Eisenpfeilspitzen sowie ein Rest des dazugehörigen Holz bogens in dem 1994 geborgenen Grab des ?Keltenfürsten von Glauberg? zutage. Beim Einsatz der Bogenwaffe in frühkeltischer Zeit sei generell 'eher an die Jagd als an kriegerische Auseinandersetzungen zu denken', schrieb die Archäologin Gabriele Weber-Jenisch 1999 zu dem Fund aus dem Magdalenenberg, und auch Biel möchte die Hochdorfer Pfeile nicht als Kriegswaffen, sondern vielmehr als 'Jagdgeräte' deuten. In dieser Interpretation bestärkten den Archäologen nicht zuletzt drei eiserne Angelhaken, die sein Team zusammen mit einem kleinen Nagelschneider in einem Täsch Leseprobe

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Eine neuartige Deutung der frühen Kelten in Mitteleuropa als Hoch- und Stadtkultur>

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