Beschreibung
Dieses Praxishandbuch ist ein aktueller Leitfaden zur Volkskrankheit Depression. Es bietet in Klinik und Praxis tätigen ÄrztInnen und Psychotherapeuten eine differenzierte Beschreibung der Störung mit vielen Beispielen; es nennt alle therapeutisch zur Verfügung stehenden Behandlungsansätze und beleuchtet die Erfolg versprechenden Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie.
Autorenportrait
Ralf F. Tauber, Dr. med., Facharzt für Neurologie sowie Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, langjährige Tätigkeit als Chefarzt in verschiedenen Kliniken sowie als Dozent und Supervisor, Leiter des Ausbildungsinstituts ISeTA, ist in eigener Praxis in Dresden tätig.Weitere Infos zur ISeTA: www.ISeTA.de Carola Nisch, Dr. phil., Diplom-Psychologin, ist leitende Psychologin der Klinik für Psychotherapie, Psychosomatik und Verhaltensmedizin in Bad Gottleuba bei Dresden.
Leseprobe
Zielstellung dieses Buches Man fragt sich vielleicht bei Blick auf die gegenwärtige Literaturlage: Wozu noch ein Buch zur KVT der Depression? Der Anspruch dieses Buches ist es nicht, eine Darstellung der aktuellen Forschungsergebnisse zur Depression zu geben. Es hat sich aber aus eigener klinisch-praktischer Erfahrung und im Rahmen unserer Tätigkeit als Supervisoren gezeigt, dass bei der praktischen Durchführung der Depressionsbehandlung oft ein großer Wissensdurst bzw. Wunsch danach besteht, genauere Anleitung zu bekommen, 'wie man es wirklich macht' und was man sinnvollerweise bei diesem oder jenem Problem konkret tun kann. Hier sehen wir die Aufgabe unseres Buches. Bei der Anwendung der bekannten Methoden wiederholen sich häufig bestimmte Probleme, es gibt typische 'Fallstricke' zu beachten, oder die Berücksichtigung einzelner, zum Teil nicht immer ganz offensichtlicher Aspekte haben oftmals einen ganz wesentlichen Einfluss auf den therapeutischen Effekt der eingesetzten Technik und tragen viel dazu bei, dass 'es wirklich funktioniert'. Vieles davon ist in dieser Form nach unserer Kenntnis bislang nicht beschrieben worden. Ziel dieses Buches ist die Weitergabe dieses erfahrungsbasierten Wissens aus der Anwenderperspektive. 1 Grundlegendes zur Therapie 1.1 Selbstverständnis der kognitiven Verhaltenstherapie Die kognitive Verhaltenstherapie wurde seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt und hat ihre Wurzeln in den Forschungsergebnissen und theoretischen Ansätzen des Behaviorismus. Basis der klassisch behavioralen Methodik sind die Erkenntnisse aus den Lerntheorien anfänglich primär tierexperimenteller Studien zur operanten und klassischen Konditionierung. D. h., es fand eine extreme Fokussierung auf das beobachtbare Verhalten statt. Dabei wurde der Mensch als eine 'black box' akzeptiert und eine Einflussnahme über operant und klassisch konditionierte Verhaltensformung versucht, ohne dabei weitere innerpsychische Prozesse zu berücksichtigen. Letztlich war dies auch eine betont kämpferische Abgrenzung von den damals vorherrschenden psychodynamischen Ansätzen, welche den Fokus vor allem auf die Veränderung der intrapsychischen Prozesse legten, woraus sich eine hitzige Debatte über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Verfahren ergab, welche bis heute weitergeführt wird. Ebenfalls aus dieser Zeit bis heute gehalten haben sich Vorurteile und Klischees, die vom Titel 'Rattenpsychologie' bis zur Betonung der Gefahr einer 'Symptomverschiebung' aufgrund mangelnder therapeutischer Bearbeitung der wesentlichen zugrunde liegenden Problembereiche reichen. Die Forschungslage zeigt ein anderes Bild. Hier zeigt sich eine sehr gute Wirksamkeit kognitivverhaltenstherapeutischer Verfahren bei nahezu allen psychotherapeutisch behandelbaren psychischen Störungen. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Behandlungsverfahren von heute nicht mehr mit denen der 50er-Jahre vergleichbar sind. Bereits in den 60erJahren wurde die Idee der 'black box' fallen gelassen und im Rahmen der sogenannten 'kognitiven Wende' intrapsychische Prozesse im Sinne der therapeutischen Bearbeitung von Gedanken, Einstellungen usw. mit in den Ansatz aufgenommen. Im weiteren Verlauf rückten zunehmend auch die Bedeutung der therapeutischen Beziehung, emotionale Prozesse sowie Methoden von Achtsamkeit und Akzeptanz in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Offenheit für neue Techniken und Ansatzpunkte gehört ebenso zum Selbstverständnis der KVT wie das Verlangen von empirischen Belegen für die Gültigkeit der Basisannahmen oder die Effektivität einer neuen Methodik, bevor diese ins 'Standardrepertoire' mit aufgenommen wird. Trotz der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbreiterung der Konzepte ist der Therapieansatz dennoch primär methodenintegrativ; d. h., Menschenbild und Therapieverständnis sind bis heute weitestgehend unverändert bestehen geblieben. Es wird davon ausgegangen, dass der Mensch mit einer ihm typischen genetisch-biologischen 'Grundausstattung' geboren wird und vor dem Hintergrund seiner (Lern-)Erfahrungen spezifische Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster ausbildet, die sein 'Erleben' der Realität und die Reaktionen in den verschiedenen Situationen des Lebens bestimmen. Dabei wird angenommen, dass Kindheit und Jugend besonders prägende Phasen waren, jedoch über die gesamte Lebensspanne eine Weiterentwicklung bzw. Veränderung möglich ist und stattfindet. Therapie wird vor allem als 'Hilfe zur Selbsthilfe' verstanden, und die therapeutischen Methoden sind in der Regel störungsspezifisch auf Reduktion der jeweiligen Symptomatik ausgerichtet. Die Therapie wird als ein Prozess gesehen, der geplant und strukturiert auf ein klar definiertes und mit dem Patienten vereinbartes Ziel ausgerichtet stattfindet. Die therapeutisch eingesetzten Methoden sind grundsätzlich lehr- und lernbar und auch dem Patienten gegenüber maximal transparent. Darüber hinaus widmet sich die KVT auch vorrangig den Problemen und Schwierigkeiten der Gegenwart, d. h., die Therapie fokussiert das 'Hier und Jetzt' mit den drei Fragen: Was ist aktuell schwierig?, Wie soll es sein? und Wie kommen wir dahin? 1.2 Die Rolle von Therapeut und Patient Das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie wird oftmals mit der Bergsteiger-Metapher beschrieben. Der Patient befindet sich in der Rolle eines Wanderers, der sich einen Gipfel ausgesucht hat, welchen er besteigen möchte (z. B. Bewältigung der Depression - wobei Patienten wohl eher 'wieder gesund werden' sagen würden ). Der Therapeut sieht sich in der Funktion des Bergführers, der den Weg dorthin kennt und den Patienten anleitet, auf Gefahrenquellen hinweist, bei Motivationseinbrüchen aktivierend beisteht, an schwierigen Passagen unter die Arme greift und an gefährlichen mithilfe von Seilen sichert. Dennoch kann er den Patienten nicht auf den Berg hinauftragen, laufen muss er dabei selbst, auch wenn es anstrengend ist. Dies ist ein Bild, welches auch sehr gut im Patientenkontakt genutzt werden kann, um die angestrebte gemeinsame Zusammenarbeit zu verdeutlichen. Die genaue Rollenverteilung ist letztlich im Spannungsfeld von Autonomie und Führung zu sehen. Natürlich ist der Patient einerseits hilfsbedürftig und in gewisser Weise auch 'krank' - insbesondere depressive Patienten fühlen sich in der Regel krank. Dennoch wird diese Begrifflichkeit - auch der Ausdruck Patient - oftmals in der Literatur zur kognitiven Verhaltenstherapie explizit vermieden, um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um ein klassisches 'Arzt-Patient-Verhältnis' handelt und der Patient sich nicht in einer typischen 'Krankenrolle' befindet. Es geht nicht darum, mit Fieber zu einem Arzt oder Experten zu gehen, regelmäßig abends die verschriebene Medizin einzunehmen und damit gesund zu werden und nächstes Mal bei Fieber wieder zum Arzt zu gehen. Der Patient wird eher als ein selbstbestimmter autonomer Partner gesehen, dem auf 'Augenhöhe' begegnet wird und der möglichst zum 'Experten seines Problems' werden soll, sodass er zukünftig keinen Therapeuten mehr braucht, sondern die Symptomatik oder Lebenskrisen im Selbstmanagement bewältigen kann. Auf der anderen Seite besteht vor dem Hintergrund dieses Rollenverständnisses aber die Gefahr, dass die Therapeuten zum Teil davor zurückschrecken, die Führung im therapeutischen Prozess zu übernehmen, und die Verantwortung primär an den Patienten zurückdelegieren. Auch wenn es so sein soll, dass man den Patienten im therapeutischen Kontakt als einen autonomen Partner wahrnimmt, so ist das nicht gleichbedeutend mit der Idee, dass auch der Patient bestimmt, wie therapeutisch gearbeitet werden soll, um die Krankheit oder Störung zu bewältigen. Wenn er dies wüsste oder könnte, müsste er nicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Auch der Bergführer sagt nicht: 'Möchten Sie heut lieber links laufen, oder rechts oder lieber sitzen bleiben?', sondern er hat eine Vorstellung davon, auf welche ... Leseprobe
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