Beschreibung
Wer eine Qualifikationsarbeit oder ein Forschungsprojekt konzipiert, muss ein Forschungsdesign entwerfen: eine relevante Forschungsfrage formulieren, Begriffe und Theorien spezifizieren, Fälle und Variablen auswählen und alternative Erklärungen ausschließen. In diesem Band werden unterschiedliche Strategien für Forschungsdesigns mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt. Dabei werden praktische Tipps vermittelt und an konkreten Beispielen illustriert.
Autorenportrait
Thomas Gschwend ist Professor für Quantitative sozialwissenschaftlicheMethoden an der Graduate School of Economic and Social Sciences, Universität Mannheim.Frank Schimmelfennig ist Professor für Europäische Politik an der ETH Zürich.
Leseprobe
EinleitungZiel von Politikwissenschaftlern ist es, aus ihren empirischen Beobachtungen generelle Aussagen abzuleiten. Zu diesem Zweck ziehen wir kausale und deskriptive Rückschlüsse aus empirischen Beobachtungen. Ziel dieser Rückschlüsse ist es, zuverlässige deskriptive Informationen zu gewinnen, Theorien zu testen oder neue Theorien zu formulieren (King u.a. 1994). Die Validität empirischer und kausaler Rückschlüsse hängt grundlegend von klar spezifizierten Konzepten ab. Zunächst erlaubt die klare Definition unserer Konzepte anderen zu verstehen, wovon wir reden und schreiben. Darüber hinaus legt der Inhalt unserer Konzepte sowohl den explanativen als auch den empirischen Geltungsbereich unserer theoretischen Hypothesen fest. In weiteren Schritten des Forschungsprozesses spielen klar spezifizierte Konzepte vor allem bei der Formulierung der empirischen Forschungsstrategie und der daran anschließenden Entwicklung eines adäquaten Messinstrumentes eine zentrale Rolle (zur Diskussion von Messung siehe Miller in diesem Band). Der Grund hierfür ist offensichtlich: Wie sollen wir die Qualität und Angemessenheit eines Maßes beurteilen, wenn wir zuvor nicht klar bestimmt haben, was wir messen wollen?Eine Reihe von Aufsätzen und Buchkapiteln haben sich bereits theoretisch mit Konzepten und der Konzeptspezifikation auseinandergesetzt (Sartori 1970; 1984; Collier/Mahon 1993; Gerring 2001). In diesem Kapitel verfolge ich ein wesentlich bescheideneres, instrumentelles Ziel: Zunächst wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf die zentrale Rolle von Konzepten in der politikwissenschaftlichen Forschung gelenkt. Zu diesem Zweck diskutiere ich, welchen Einfluss die Qualität von Konzepten auf die klare Verständlichkeit theoretischer Argumente sowie die Bestimmbarkeit des empirischen Geltungsbereiches einer Theorie hat. Wie in den anderen Kapiteln dieses Bandes stellt auch der dritte Abschnitt dieses Kapitels praktische Hinweise zur Verfügung, die helfen sollen, bei der Durchführung eigener Forschungsprojekte mit möglichst klaren Konzepten zu arbeiten. Der vierte Abschnitt wendet die praktischen Hinweise auf das Konzept der "Supranationalität" an, mit dem ich mich selbst im Rahmen meiner eigenen Forschung auseinandersetze. Das Kapitel schließt mit einer kurzen Diskussion.Designproblem: Konzepte und Konzeptspezifikation in der politikwissenschaftlichen ForschungDrei Elemente, die gemeinsam ein Konzept bilden, sind analytisch zu unterscheiden (Gerring 2001; Sartori 1984): Ein Terminus gibt dem jeweiligen Konzept einen Namen. Attribute, die den Inhalt und die Bedeutung des Konzeptes definieren, füllen den Terminus mit Substanz. Alle Attribute zusammengenommen bilden die Intension eines Konzeptes. Die Intension eines Konzeptes ist nicht nur deshalb wichtig, weil sie die inhaltliche Bedeutung eines Konzeptes definiert. Sie grenzt dieses gleichzeitig von anderen Konzepten ab. Starke Überschneidungen in der Intension unterschiedlicher Konzepte führen zu Abgrenzungsproblemen und provozieren inhaltliche Missverständnisse. Schließlich stellen die definierenden Attribute eines Konzeptes den Bezug zwischen dem Konzept und der empirisch beobachtbaren Welt her. Der empirische Geltungsbereich eines Konzeptes wird häufig als dessen Extension bezeichnet. Analytisch nützliche Konzepte ziehen klare Grenzen zwischen denjenigen empirischen Objekten, die sie selbst bezeichnen und denen, die von anderen Konzepten erfasst werden.Abbildung 1 fasst das hier Gesagte grafisch zusammen und stellt es in den weiteren Zusammenhang des "Designs" eines Forschungsprojektes: Wir beginnen mit einer theoretischen Aussage, das heißt einer Hypothese (vergleiche hierzu die Kapitel von DeBièvre und Dür in diesem Band). Um sicher zu gehen, dass die inhaltliche Bedeutung der Aussage klar verständlich ist, spezifizieren wir die für die theoretische Aussage verwendeten Konzepte, indem wir deren definierende Attribute explizieren. Schließlich erfolgt die Operationalisierung der Konzepte, die erlaubt, diese systematisch zu empirisch beobachtbaren Phänomenen in Bezug zu setzen (Miller in diesem Band) - und damit die empirische Plausibilität unserer theoretischen Aussagen zu testen.
Inhalt
VorwortEinleitungForschungsdesign in der Politikwissenschaft: Ein Dialogzwischen Theorie und DatenThomas Gschwend und Frank SchimmelfennigForschungsproblemNa Und? Überlegungen zur theoretischen und gesellschaftlichenRelevanz in der PolitikwissenschaftMatthias Lehnert, Bernhard Miller und Arndt WonkaKonzepte und TheorieUm was geht es? Konzeptspezifikation in der politikwissenschaftlichen ForschungArndt WonkaSinn und Unsinn von TypologienMatthias LehnertMessungMaßvoll Messen: Zur konzeptorientierten Entwicklung vonMessinstrumentenBernhard MillerIdentisch und doch verschieden, verschieden und doch vergleichbar?Zur Äquivalenz von SekundärdatenJulia RathkeFallauswahlZum Umgang mit Selektionsverzerrungen in Forschungsdesignsmit großer FallzahlJanina ThiemFallauswahl in der qualitativen SozialforschungDirk LeuffenDie mittlere Sprosse der Leiter: Fallauswahl in Forschungsdesignsmit kleiner FallzahlChristoph HönnigeKontrolle alternativer Erklärungen"Aber könnte es nicht auch sein dass?": Die Auswahl unabhängigerVariablen in X-zentrierten und Y-zentrierten ForschungsdesignsUlrich SiebererEinige Anregungen zur Auswahl zwischen konkurrierendenErklärungsansätzen in Y-zentrierter ForschungAndreas DürTheoretische SchlussfolgerungenÜber Falsifikation in theoriegeleiteter empirischer Sozialforschung:Wie man während der Fahrt den Reifen wechseltDirk De BièvreLehren für den Dialog zwischen Theorie und DatenThomas Gschwend und Frank SchimmelfennigAutorinnen und AutorenStichwortverzeichnis
Schlagzeile
Mannheimer Jahrbuch für Europäische Sozialforschung>
Informationen zu E-Books
Herzlichen Glückwunsch zum Kauf eines Ebooks bei der BUCHBOX! Hier nun ein paar praktische Infos.
Adobe-ID
Hast du E-Books mit einem Kopierschutz (DRM) erworben, benötigst du dazu immer eine Adobe-ID. Bitte klicke einfach hier und trage dort Namen, Mailadresse und ein selbstgewähltes Passwort ein. Die Kombination von Mailadresse und Passwort ist deine Adobe-ID. Notiere sie dir bitte sorgfältig.
Achtung: Wenn du kopiergeschützte E-Books OHNE Vergabe einer Adobe-ID herunterlädst, kannst du diese niemals auf einem anderen Gerät außer auf deinem PC lesen!!
Lesen auf dem Tablet oder Handy
Wenn du auf deinem Tablet lesen möchtest, verwende eine dafür geeignete App.
Für iPad oder Iphone etc. hole dir im iTunes-Store die Lese-App Bluefire
Lesen auf einem E-Book-Reader oder am PC / MAC
Um die Dateien auf deinen PC herunter zu laden und auf dein E-Book-Lesegerät zu übertragen gibt es die Software ADE (Adobe Digital Editions).
Andere Geräte / Software
Kindle von Amazon. Wir empfehlen diese Geräte NICHT.
EPUB mit Adobe-DRM können nicht mit einem Kindle von Amazon gelesen werden. Weder das Dateiformat EPUB, noch der Kopierschutz Adobe-DRM sind mit dem Kindle kompatibel. Umgekehrt können alle bei Amazon gekauften E-Books nur auf dem Gerät von Amazon gelesen werden. Lesegeräte wie der Tolino sind im Gegensatz hierzu völlig frei: Du kannst bei vielen tausend Buchhandlungen online Ebooks für den Tolino kaufen. Zum Beispiel hier bei uns.
Software für Sony-E-Book-Reader
Computer/Laptop mit Unix oder Linux
Die Software Adobe Digital Editions ist mit Unix und Linux nicht kompatibel. Mit einer WINE-Virtualisierung kommst du aber dennoch an deine E-Books.