Beschreibung
Biblische und moderne Prophezeiungen - ein spannendes Thema der katholischen Kirche Die großen Prophezeiungen sind bis heute Mysterien des Glaubens mit sehr realen Auswirkungen: ob Josuas Verheißung zur Ankunft seines Volkes im Gelobten Land, die bis in die aktuelle Nahost-Politik des 21. Jahrhunderts nachwirkt, oder die Weissagung Marias in Fatima, in der Papst Johannes Paul II. seinen Auftrag erkannte, den Eisernen Vorhang einzureißen. Andreas Englisch, seit zwei Jahrzehnten Vatikankorrespondent mit besten Verbindungen ins Machtzentrum der katholischen Kirche, folgt den Spuren alter und neuer Prophezeiungen. Am Beispiel der Ratzinger-Prophezeiung zeigt er, mit welcher Intensität in der Kirche bis heute mit göttlichen Weissagungen regiert und gelebt wird. Andreas Englisch ist seit 20 Jahren Vatikan-Korrespondent und einer von sechs ständigen Pressebegleitern des Papstes.
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Als ich 1987 als Vatikankorrespondent nach Rom kam, war ich erst 24 Jahre alt. Schon deswegen nahm mich in der Vatikanstadt niemand ernst. Es gab eine weit verbreitete Methode, mir zu zeigen, wie unerfahren ich war. Die Prälaten erinnerten sich in Gesprächen mit mir an die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sodass ich sagen musste, dass ich damals noch gar nicht geboren worden war. Oder sie machten eine Anspielung auf den Tag, an dem Papst Paul VI. einmal im Fahrstuhl des Hauptquartiers der Jesuiten stecken geblieben war. Ich musste natürlich zugeben, dass ich im letzten Regierungsjahr Papst Paul VI. erst 14 Jahre alt gewesen war und meine Firmung noch vor mir gehabt hatte. "Gott, sind Sie jung", sagten die Prälaten dann zu mir, ganz väterlich, aber natürlich auch von oben herab. Ich weiß noch, wie unsicher ich war, wenn ich mit Arturo Mari arbeiten musste, dem Papstfotografen, der später ein echter Freund wurde. Vor ihm hatte ich einen Heidenrespekt, weil er schon unter Papst Pius XII. im Vatikan gearbeitet hatte, also lange vor meiner Geburt. Besonders herablassend allerdings wurde ich von meinen Kollegen behandelt, den "vaticanisti", den italienischen Journalisten, die sich ausschließlich mit der Berichterstattung aus dem Kirchenstaat beschäftigen. Dieser Club gestandener Veteranen nahm mich, das Küken mit dem deutschen Akzent, überhaupt nicht wahr. Ganz schlimm wurde es auf längeren Papstreisen. Dann frühstückten die Herren schon miteinander und sprachen den Tag durch, während ich von meinem einsamen Tisch aus zu ihnen hinüberschielte. Ich ahnte, dass sie sich auch für die Abendessen verabreden würden. Um das zu tun, scharten sich die Journalisten um einen Mann mit graumeliertem Haar, der aussah wie ein in die Jahre gekommener Filmstar, stets einen Reiseführer dabeihatte und immer wusste, wo sich der "place to be" befand, also in welchem Restaurant man den spannendsten Abend verbringen würde. Seltsamerweise war dieser schlanke Herr in der Lage, in Syrien oder Sant Louis, in Delhi oder Jerusalem treffsicher das beste Lokal auszusuchen. Ich wurde zu diesen Abendessen nie eingeladen. Ich starrte nach der Arbeit in meinem Hotelzimmer gegen die Wand und stopfte Fast Food in mich hinein. Das Ungeheuerlichste aber war, dass diese Kollegen den wichtigsten Mann, den damaligen Papstsprecher Joaquín Navarro Valls, schlicht duzten. Ich hörte "Joaquin, komm bitte mal her", "Joaquin erklär doch mal, was meint der Papst denn da?". Ich selber wagte ihn nur als "Direttore" anzusprechen, mit seinem Titel als Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls. Auch vom Informationsfluss war ich ausgeschlossen. Die italienischen Kollegen telefonierten den ganzen Tag miteinander. Sie konnten sich auf ein engmaschiges Netz verlassen. Immer war mindestens ein Kollege in der unmittelbaren Umgebung des Papstes, alle anderen nahmen sich gern mal ein paar Stunden frei, um sich die Städte anzusehen. Sie waren aber stets super aktuell informiert. Während sie auf der Fifth Avenue in New York shoppten, informierte sie der Kollege, der gerade den Papst begleitete, darüber, was der Heilige Vater gepredigt hatte oder wann er wieder in die Nuntiatur zurückkehren würde. Ich selbst wurde nie angerufen und blieb deshalb stets in der Nähe des Papstes, langweilte mich manchmal entsetzlich und bekam nie etwas von dem normalen Leben in den Städten mit, die der Heilige Vater gerade besuchte. Ich sah nur Kirchen, Kirchen, Kirchen. Es gab aber eine Ausnahme in diesem - aus meiner damaligen Sicht - Senioren-Club der "vaticanisti": Ausgerechnet der Herr mit dem grauen Haar, der Feinschmecker Orazio Petrosillo, nahm mich unter seine Fittiche. Orazio war zwar auch weitaus älter als ich, ließ mich aber nicht ständig spüren, dass ich von nichts eine Ahnung hatte. Orazio setzte sich sogar manchmal zum Frühstück an meinen verwaisten Tisch, fragte mich nach meinem Leben, nahm mich zu Treffen mit der Entourage des Papstes mit, von deren Existenz ich nichts geahnt hatte, Leseprobe
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