Uli Hoeneß - Alles auf Rot

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492056601
Sprache: Deutsch
Umfang: 278 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Leseprobe

Einleitung       'Uli Hoeneß ist kein geborener Fußballer, der später einen Verein managte. Uli Hoeneß ist ein geborener Manager, der früher Fußball spielte.'     Ein Missverständnis sollte man gleich zu Beginn ausräumen, denn es ist zum Verständnis dieses Mannes entscheidend. Uli Hoeneß ist kein geborener Fußballer, der später einen Verein managte. Uli Hoeneß ist ein geborener Manager, der früher Fußball spielte. Daran ändert auch nichts, dass er zu den erfolgreichsten deutschen Profis aller Zeiten gehört. 1970, Hoeneß war gerade mal 18, kam er zu Bayern München und wurde sofort Vizemeister und Pokalsieger. Mit 20 holte er die Meisterschaft und wurde Europameister, mit 22 Weltmeister, mit 24 hatte er drei Mal den Europapokal der Landesmeister gewonnen. 'Der schnellste lebende Stürmer Europas' wurde er Anfang der 1970er-Jahre genannt, was vermutlich stimmte. Udo Lattek, sein erster Trainer bei den Bayern, der Hoeneß bereits als Jugendnationaltrainer kennengelernt hatte, hielt ihn sogar für 'das vielleicht größte Nachkriegstalent', was nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher eine ziemliche Übertreibung war. Hoeneß war ein durchschnittlicher Fußballer, der überdurchschnittlich engagiert und weit überdurchschnittlich selbstbewusst war. 'Märchenhaft selbstbewusst', schrieben die Zeitungen. 250 Bundesliga-Spiele, 86 Tore. Uli Hoeneß hat so Fußball gespielt, wie er später den FC Bayern München zu einem der reichsten Vereine des Planeten gemacht hat: zielstrebig, ausdauernd, durchaus kreativ, aber vor allem sagenhaft effizient. Hoeneß war Außenstürmer, ein klassischer Konterspieler. Udo Lattek versuchte sogar, ihn zum Offensivverteidiger umzuschulen. Hoeneß weigerte sich aber, obwohl er einige gute Partien auf der Position machte. Er sah sich immer als Angreifer. Sein Spiel war simpel, es fußte auf Kraft, Schnelligkeit, Willen und kühler Exekution. Seine berühmtesten Tore sind Produkte schierer Entschlossenheit. Was seinem Spiel an Raffinesse, Eleganz und Magie fehlte, kompensierte er durch Tempo und einen Belastungspuls von über 190 Schlägen in der Minute. Hoeneß konnte schneller und länger laufen als alle anderen. Er war durchsetzungsstärker, aggressiver und ehrgeiziger. 'Ungeheuer, fast hoffnungslos ehrgeizig', wie er früh gestand. Zu den schönsten Eigenschaften des Fußballs gehört seine Großzügigkeit. Toleranter als andere Sportarten, ermöglicht Fußball auf sehr unterschiedliche Weise Erfolg. Nur der Sieg ist entscheidend, nie der Weg. Nicht für die Mannschaft, nicht für den Einzelnen. Es gibt keine Kür, keine Materialfragen, keine Idealmaße. Man kann kleinwüchsig wie Messi, kokainabhängig wie Maradona, faul wie Ronaldinho, rechtsradikal wie Di Canio, verbissen wie Gattuso, dämlich wie Balotelli, Kettenraucher wie Cruyff oder schlichtweg verrückt wie Paul Gascoigne sein, am Ende zählt nur, was die Anzeigetafel sagt. Und darum schaffte es auch der ehemals pummelige Schwabe Ulrich Hoeneß. Nicht mit Hackentricks und Übersteigern, sondern mit den hart antrainierten Leistungswerten eines Zehnkämpfers und der Überzeugung, dass Fußball der Weg vom Ulmer Eselsberg nach oben ist. Selbst wenn Franz Beckenbauer glaubte, dass etwas weniger Waldlauf nicht geschadet hätte. 'Na ja, er ist viel in den Wald gegangen, ein bisschen viel im Wald herumgelaufen. Es wäre vielleicht gescheiter gewesen, ein bisschen die Ballfertigkeit zu schulen.' Fans, früher wie heute, lieben Spieler wie Uli Hoeneß. Kämpfer, die aus einem Fußballspiel eine Schlacht machen. Die fehlendes Talent mit Einsatz wettmachen und einem Stockfehler die Bereitschaft entgegensetzen, auch Bällen nachzusprinten, die sicher ins Seitenaus trudeln. Die meisten Fans lieben Sportler, die sich der sicheren Niederlage mit nichts anderem entgegenstemmen als dem FC-Bayern-Theorem vom 'Glück,das sich erzwingen lässt'. Solche Spieler werden geliebt, weil sie auf ihre sehr eigene Art dem Zuschauer Trost spenden. In den Beschränkungen dieser Spieler erkennt sich der Fan. Auch ihm ist