Beschreibung
Das Leben des Ausnahmephysikers aus einem völlig neuen Blickwinkel erzählt: Als Jane Wilde Stephen Hawking auf einer Neujahrsparty 1963 kennenlernt, ist der extravagante, blasierte Student aus Oxford bereits schwerkrank. Die beiden heiraten, obwohl Stephens Lebenserwartung damals nicht einmal zwei Jahre beträgt. Es folgen 25 gemeinsame Jahre, in denen Jane ein Schattendasein führt, zugleich aber ihren Mann 24 Stunden am Tag pflegt, drei Kinder mit ihm bekommt, und dazwischen selbst den Doktortitel erwirbt. Jane Hawking erzählt vom verzweifelten Kampf um Selbstbehauptung, von der Liebe zu einem Mann, in dessen verfallenem Körper der vielleicht größte Geist unserer Zeit steckt, vom bitteren Showdown ihrer Ehe - und zuletzt von Versöhnung und der Macht der Freundschaft.
Leseprobe
Erster Teil 1 Flügel zum Abheben Die Geschichte meines Lebens mit Stephen Hawking begann im Sommer 1962, aber möglicherweise hatte sie auch schon zehn Jahre früher begonnen, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte. Als ich Anfang der Fünfzigerjahre als siebenjährige Erstklässlerin an die St Albans High School für Mädchen kam, gab es dort für kurze Zeit einen Jungen mit strubbeligem goldbraunem Haar, der im angrenzenden Klassenzimmer gewöhnlich an der Wand saß. Die Schule nahm nämlich auch Jungen auf, meinen Bruder Christopher beispielsweise, aber den Schüler mit dem strubbeligen Haarschopf sah ich nur, wenn unser Lehrer fehlte und wir Erstklässler uns mit den älteren Kindern in einen Raum quetschen mussten. Damals haben wir nie miteinander gesprochen, aber ich bin sicher, dass diese frühe Erinnerung mich nicht trügt, denn Stephen hat dort zu jener Zeit tatsächlich ein Halbjahr verbracht, ehe er an eine private Grundschule wechselte. An Stephens Schwestern kann ich mich besser erinnern. Mary, die ältere von beiden, war nur 18 Monate jünger als Stephen und eine unverkennbar exzentrische Gestalt: sie war pummelig, stets zerzaust, geistesabwesend und von einzelgängerischem Naturell. Ihr großer Trumpf, ein hell schimmernder Teint, wurde durch eine unvorteilhafte Brille mit dicken Gläsern verdeckt. Philippa, fünf Jahre jünger als Stephen, hatte helle Augen, kurze Zöpfe und ein rundes rosafarbenes Gesicht; sie war nervös und leicht erregbar. Die Schule verlangte strenge Konformität sowohl in punkto Lehrstoff als auch, was die Disziplin anging, und die Schüler konnten auf grausame Weise intolerant gegenüber Außenseitern sein. Es war toll, einen Rolls-Royce und ein Landhaus zu haben, aber wenn jemand wie ich mit einem Standard 10 aus Vorkriegszeiten in die Schule gefahren wurde, war er eine Witzfigur oder jedenfalls der Gegenstand herablassenden Mitleids. Die Hawkings hatten es noch schlimmer erwischt: Sie wurden in einem ausrangierten Londoner Taxi zum Unterricht gebracht und legten sich im Auto auf den Boden, um von ihren Mitschülern nicht gesehen zu werden. (Unser Standard 10 hatte unten leider nicht genug Raum für solche Versteckspiele.) Beide Hawking-Schwestern verließen die Schule, ehe sie in die Oberstufe kamen. Ihre Mutter war eine kleine, drahtige Person im Pelzmantel, die oft neben der Schule am Zebrastreifen stand und auf ihren jüngsten Sohn Edward wartete, der mit dem Bus aus seiner privaten Grundschule auf dem Lande kam. Auch mein Bruder besuchte nun diese Schule, die Aylesford House hieß und in der die Jungen Rosa trugen - rosa Blazer und rosa Mützen. In jeder anderen Hinsicht war sie ein Paradies für kleine Jungen, besonders für solche, die keine gelehrten Absichten hegten. Der bezaubernde und sehr gut aussehende Edward war acht, als ich die Hawkings kennenlernte, und hatte mit seiner Adoptivfamilie gerade einige Schwierigkeiten - womöglich weil man dort die Gewohnheit pflegte, den Lesestoff mit an den Abendbrottisch zu bringen und jeden zu ignorieren, der kein Bücherwurm war. Eine meiner Schulfreundinnen, Diana King, hatte diese spezielle Hawking'sche Sitte selbst miterlebt. Vielleicht lag es daran, dass sie Jahre später, als ich ihr von meiner Verlobung mit Stephen erzählte, ausrief: 'Oh, Diana, da heiratest du ja in eine total bekloppte Familie ein!' Diana war es auch, die mich in jenem Sommer 1962 zum ersten Mal auf Stephen aufmerksam machte. Nach den Prüfungen genoss ich gemeinsam mit ihr und meiner besten Freundin Gillian die herrlich entspannte Zeit bis zum Ende des Schuljahrs. Diana und Gillian sollten in jenem Sommer von der Schule abgehen, während ich im Herbstsemester noch als Schulsprecherin fungieren würde und mich dann um einen Studienplatz bewerben wollte. An jenem Freitagnachmittag schnappten wir uns unsere Taschen, rückten die Strohhüte zurecht und steuerten das Stadtzentrum an, um dort den Fünfuhrtee zu trinken. Wir waren noch keine 100 Meter gegangen, als sich uns auf der anderen Straßenseite
Schlagzeile
Vom Leben an der Seite eines todkranken Genies.>