Beschreibung
Stephan Clary, der begabte, hochsensible junge Erzähler, wächst im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf. Der Endzeit, dem zerfallenden Kakanien, entspricht die langsame Auflösung der Ehe seiner Eltern. Der Vater sieht die politischen Veränderungen und sozialen Umschichtungen illusionslos voraus, verabscheut sie, weiß ihnen jedoch nichts entgegenzusetzen als Zynismus. Seine Mutter hingegen findet eine Möglichkeit, auf stille Weise zu überleben: sie liebt, was immer war, die Dinge der Natur, die Geschenke der Jahreszeiten, was lange war, die Wohnungen der kleinen Leute und die kleinen Leute darin nicht weniger als ihr Stadthaus in Wien. Stephan schließt sich der mütterlichen Philosophie der Naturromantik an, da sie ihm Verlängerung einer idyllischen Lebensweise zu gewähren scheint und auch er mit dem heraufziehenden Neuen nicht paktieren mag. In leisen Tönen malt Lenz ein Bild von emotionaler Mutterbindung und Außenseitertum, von stiller Treue und dem Glauben an eine erfüllte Zukunft.
Autorenportrait
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