Amokjagd

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453675452
Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Howard Gardner hat den Tod verdient. Jahrelang hat er seine Frau gequält und missbraucht. Bis sie zurückschlägt und mit ihrem Geliebten den perfekten Mord plant und ausführt. Doch es gibt einen Zeugen. Und dieser Zeuge ist fasziniert von der Lust zu töten. Er glaubt, endlich Gleichgesinnte für seine perversen Vorlieben gefunden zu haben. Die Amokjagd beginnt

Autorenportrait

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association.

Leseprobe

VORWORT Der Sommer war noch jung. Rule fuhr auf dem Highway 89 nach Norden in Richtung Waterbury. Seine Windschutzscheibe bewies, dass es wirklich Sommer geworden war. Die Kadaver der Moskitos, Fliegen, Bienen, Mücken und Motten hatten eine dünne weiße Schicht hinterlassen, in der härtere Teile wie Flügel, Kneifzangen, Antennen, Blütenstaubkapseln und Facettenaugen steckten. Faszinierend, dachte er. Es ist unmöglich, sich in der Welt zu bewegen, ohne anderen Kreaturen Schmerzen zuzufügen. Jeder seiner Schritte war die Katastrophe eines anderen. Der Highway zog vor ihm vorbei, wie die Flugbahn einer Pistolenkugel. Und Rule ritt auf dieser Kugel. Raste durch die von Leben erfüllte Sommerluft. DONNERSTAG Es regnete schon wieder. Die ganze Woche über hatte es geregnet. Die Luft im Schlafzimmer war so feucht, dass sich seine Hände, sein ganzer Körper klebrig anfühlten. Die Laken waren stickig, so als hätten sie lange und leidenschaftlich miteinander geschlafen. In Wahrheit hatte er sie nicht einmal berührt. 'Wir müssen miteinander reden', sagte Lee. 'Carole?' Sie schüttelte den Kopf. 'Jetzt nicht.' Er beobachtete sie, wie sie da lag und an die Decke starrte. Sie hatte sich in ihr Laken gewickelt und die nackten, langen Arme über den Brüsten verschränkt. Die Katzen, die gerade noch auf dem Fußboden neben ihr gelegen hatten, rannten plötzlich aus dem Raum, verfolgten sich gegenseitig, verschwanden in dem mit dunklem Holz getäfelten Korridor und stürmten die Treppe hinunter. Ihre Krallen schlitterten über das blank polierte Parkett. Er hörte, wie eine der Katzen mit dem Treppengeländer zusammenstieß. Dann mit einem Möbelstück. Früher hätten sie die Tiere belauscht und gelacht, wenn sie unten herumtollen. Aber, wie sie treffend gesagt hatte: Jetzt nicht. Sie hatte die Lippen zusammengekniffen, was sie um zehn Jahre älter aussehen ließ. Ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde. 'Wir müssen aber darüber reden', sagte Lee. 'Daran führt kein Weg vorbei.' Sie fing an zu weinen. Die Tränen schossen aus ihren Augen, als hätten sie schon die ganze Zeit auf diesen Augenblick gewartet. 'Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben', sagte sie. 'Ich kann das nicht.' 'Wenn dir eine andere Möglichkeit einfällt, dann schieß los. Es gibt nichts, was wir nicht schon versucht hätten.' Ihre Schluchzer erinnerten an weit entfernte Detonationen und ließen das Bett erzittern. Er streckte den Arm aus und berührte sie, obwohl er wusste, dass er damit nicht viel bewirken würde. Sie waren an einem Punkt angekommen, an dem vertraute Gesten nichts mehr bedeuteten. Die Freude an so einfachen Berührungen war verschwunden, das Verlangen danach verstummt. Mein Gott, dachte er. Was hat dieser Mann nur angerichtet? Er hätte sich nie im Leben träumen lassen, dass er sich irgendwann einmal dazu zwingen musste, sie zu berühren - sonst hatte er es immer mit Freuden getan. Trotzdem nahm er sie in den Arm. Sie schien seine Umarmung kaum wahrzunehmen. Nichts drang zu ihr durch. In ihrem Inneren herrschte ein Durcheinander aus bedrohlichen, chaotischen Bildern. Keines davon hatte etwas mit dem Mann zu tun, der neben ihr lag. Es waren Erinnerungen an ihre Zeit mit Howard. Sie und Howard. Howard und sie. Wie sie bei Rockford am Strand gestanden hatten. Wie er ihr das Versprechen gegeben hatte, sie zu beschützen, vor der gewaltigen, endlosen Wand aus Meer und Himmel. Dann das Bett. Ihr Bett. Ihre Arme und Beine sind daran gefesselt. Howard, der sich von ihr herunterwälzt und sagt, sie solle sich keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht umbringen. Ich nehme dir jetzt den Knebel aus dem Mund. Ich werde dich nicht umbringen. Diesmal nicht. Das erste Weihnachtsfest nach ihrer Hochzeit. Schließ die Augen. Komm. Trau dich. Und jetzt mach sie wieder auf. Und da war Beastie, damals noch ein so kleines Kätzchen, dass es problemlos auf ihrer Handfläche Platz hatte. Verwirrt und erschrocken lugt das Tier über den grellroten Saum des Weihnachtsstrum

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