Beschreibung
Auf der Kunst der Maske basiert das soziale Rollenspiel der frühneuzeitlichen höfischen Gesellschaft. Hier werden Anfang des 16. Jahrhunderts eine Theorie des "uomo universale" formuliert und eine Ästhetik des (schönen) Scheins in die politische und gesellschaftliche Praxis implementiert, die in der sozialen Realität, in einer weitreichenden Kultur der Maske, Maskerade und Verstellung, sichtbar ist. Literatur, Theater, Musik und Bildkünste reflektieren den Seinsmodus des ,als ob', der in der Maske spielerisch und zugleich machtvoll ausagiert wird, und erkennen darin ebenso die Wirkmacht ihrer Kunst wie auch - in der moralischen Ausprägung - das Instrument für Verstellung, Täuschung und Lüge. Die nicht nur bei Hofe, aber dort mit der größten Wirksamkeit sich auf alle anderen gesellschaftlichen Schichten ausbreitende Kunst der Maske und Verstellung wird zum Angelpunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit der höfisch-absolutistischen Gesellschaft, wie sie etwa Michel de Montaigne, der sich vom Hof fernhielt, und die Moralistik des 17. Jahrhunderts formuliert sowie auf breiter Basis das Zeitalter der bürgerlichen Aufklärung kritisiert haben. In der Maske, so lautet die These des Bandes, werden sich die Künste ihrer selbst bewusst. Die hier versammelten Beiträge werfen prononcierte Schlaglichter auf die Voraussetzungen und Folgen dieses spannungsvollen Prozesses bis in das 19. Jahrhundert hinein.
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