Verborgene Muster

Ein Inspector-Rebus-Roman 1

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442469642
Sprache: Deutsch
Umfang: 253 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

In Edinburgh geht ein Mörder um. Ein Mörder, der bereits zwei Mädchen entführt und dann erwürgt hat. Detective Sergeant John Rebus, mit der Suche nach einem dritten, vermisst gemeldeten Mädchen beauftragt, tappt im Dunkeln. Bis er begreift, dass der Mörder versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, und dass die seltsamen anonymen Briefe, die er erhält, ihm den Weg zum Täter weisen könnten. Doch dann ist es schon fast zu spät, denn seine eigene Tochter ist plötzlich spurlos verschwunden .

Leseprobe

Das Mädchen schrie ein Mal, nur ein Mal. Und selbst das geschah nur wegen einer Unachtsamkeit seinerseits. Doch es hätte das Ende von allem bedeuten können, noch bevor es richtig begonnen hatte. Neugierige Nachbarn, die die Polizei riefen. Nein, so ging das nicht. Beim nächsten Mal würde er den Knebel etwas strammer ziehen, nur dieses kleine bisschen strammer, das die Sache ein bisschen sicherer machte. Hinterher ging er an die Schublade und nahm ein Knäuel Schnur heraus. Mit einer dieser scharfen Nagelscheren, wie sie Mädchen anscheinend immer benutzen, schnitt er ein Stück von etwa fünfzehn Zentimetern ab, dann legte er Schnur und Schere zurück in die Schublade. Draußen heulte ein Automotor auf. Er trat ans Fenster. Dabei stieß er einen Stapel Bücher auf dem Fußboden um. Das Auto war jedoch bereits verschwunden, und er lächelte in sich hinein. Dann machte er einen Knoten in die Schnur, keinen speziellen Knoten, einfach einen Knoten. Auf dem Sideboard lag ein Briefumschlag bereit. Es war der 28. April. Natürlich regnete es, und das Gras triefte vor Nässe unter seinen Füßen, als John Rebus zum Grab seines Vaters ging, der auf den Tag genau fünf Jahre tot war. Er legte einen Kranz in Rot und Gelb, den Farben des Gedenkens, auf den immer noch glänzenden Marmor. Dann verharrte er einen Augenblick und überlegte, was er sagen könnte, doch es gab nichts zu sagen, nichts zu denken. Er war ein ganz guter Vater gewesen, und das war's. Der alte Herr hätte sowieso nicht gewollt, dass er irgendwelche Worte verschwendete. Also stand er da, die Hände ehrerbietig hinter dem Rücken, während auf den Mauern um ihn herum die Krähen fröhlich krächzten, bis ihm das Wasser in die Schuhe sickerte und ihn daran erinnerte, dass vor dem Friedhofstor ein warmes Auto auf ihn wartete. Er fuhr gemächlich. Er hasste es, wieder in Fife zu sein, wo die alte Zeit nie eine "gute alte Zeit gewesen" war, wo Geister in verlassenen, leeren Häusern rumorten und wo Abend für Abend an einer Hand voll trübsinniger Geschäfte die Rollläden heruntergelassen wurden, die den Vandalen eine Fläche boten, auf die sie ihre Namen schreiben konnten. Wie Rebus das alles hasste, diese absolut trostlose Gegend. Hier stank es, wie es schon immer gestunken hatte, nach Missbrauch, nach Stillstand, nach absoluter Vergeudung von Leben. Er fuhr die acht Meilen Richtung Meer, dorthin, wo sein Bruder Michael immer noch wohnte. Der Regen ließ nach, als er sich der schiefergrauen Küste näherte. Aus Tausenden von Rissen in der Straße spritzte während der Fahrt Wasser auf. Wie kam es, fragte er sich, dass man hier die Straßen offenbar nie reparierte, während in Edinburgh so oft daran gearbeitet wurde, dass alles nur noch schlimmer wurde? Und warum vor allen Dingen war er bloß auf die wahnwitzige Idee verfallen, extra nach Fife zu fahren, nur weil heute der Todestag des alten Herrn war? Er versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch das endete damit, dass er nur noch an die nächste Zigarette denken konnte. In dem Regen, der jetzt deutlich schwächer geworden war, sah Rebus ein Mädchen ungefähr im Alter seiner Tochter. Es ging über den Grasstreifen am Straßenrand. Er drosselte das Tempo und betrachtete sie im Spiegel, während er an ihr vorbeifuhr. Dann hielt er an und winkte sie zum Fenster. Ihre kurzen Atemzüge waren in der kalten, ruhigen Luft zu sehen. Das dunkle Haar fiel ihr zottelig in die Stirn. Sie betrachtete ihn ängstlich. "Wo willst du hin, mein Kind?" "Nach Kirkcaldy." "Soll ich dich mitnehmen?" Sie schüttelte den Kopf. Wassertropfen flogen aus ihren welligen Haaren. "Meine Mutter hat gesagt, ich soll nicht mit Fremden mitfahren." "Nun ja", sagte Rebus lächelnd, "da hat deine Mutter ganz Recht. Ich hab auch eine Tochter in deinem Alter, und der sage ich genau dasselbe. Aber es regnet, und ich bin Polizist, deshalb kannst du mir vertrauen. Außerdem ist es noch ein ganz schönes Stück zu laufen." Sie blickte die menschenleere Straße auf und ab, dann schüttelt Leseprobe
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