Beschreibung
Ein packender Thriller über die scheinbar perfekte Welt der Zukunft. Alles in Globalia ist perfekt. Und nichts ist wirklich echt. Alles in Globalia ist erlaubt. Und niemand ist wirklich frei. Es ist eine Welt ohne Krankheit, ohne Alter und ohne Sorgen. Selbst Regen fällt unter der Glaskuppel, die Globalia schützt, nur an ausgewählten Tagen. Nach draußen kommt keiner - warum auch. Als der junge Baikal gemeinsam mit seiner Freundin dennoch aus dieser perfekten Welt fliehen will, wird er zum Spielball des mächtigen Regimes, das die Menschen vollkommen kontrollieren will. Eine tödliche Jagd beginnt .
Autorenportrait
Jean-Christophe Rufin, geboren 1952, ist Arzt und Schriftsteller, Mitbegründer und ehemaliger Vizepräsident von "Ärzte ohne Grenzen" und war Staatssekretär im französischen Verteidigungsministerium. Rufin hat Zentralamerika und Ostafrika bereist, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Für "Rouge Brésil" erhielt er 2001 den Prix Goncourt. Heute ist er Vorsitzender des Vereins "Aktion gegen den Hunger".
Leseprobe
Es war fünf Minuten vor sechs, als Kate den neuen Trekkingsaal erreichte. Sie hatte sich eilig durch das überfüllte Untergeschoss gedrängt. Ehe sie eintrat, blieb sie plötzlich stehen, zögerte. Sie dachte an das, was sie vorhatte, und sagte sich kopfschüttelnd: »Armes Ding! Liebe macht offenbar dumm.« Aber es tat so gut, sich dieser Kraft hinzugeben, die sie dazu gebracht hatte, in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu springen und leise, ohne ihre Mutter zu wecken, aus der Wohnung zu schleichen. Diese Kraft trug sie nun durch die verschlafene, nach Parfum stinkende Menschenmenge, einem Plan folgend, der von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Sie ging unter einer großen Leuchttafel hindurch, auf der »Eingang für Wanderer« stand, stieg eine Wendeltreppe hinauf und stand in der Eingangsschleuse des Saals. Sie nahm den Rucksack ab, der ihr in die Schultern schnitt, stellte ihn auf das Laufband eines Röntgengeräts und passierte ein Sicherheitstor. Es piepte, eine Lautsprecherstimme wies sie an, die Schlüssel und ihr Medaillon abzulegen. Sie ging erneut durch das Tor, diesmal ohne ein Warnsignal auszulösen, und stand endlich im hellen Morgenlicht. Die Lage des neuen Trekkingsaals war großartig. Natürlich wusste Kate, dass Seattle am Rand der Kaskadenberge lag, aber sie hatte das Gebirge bisher nur aus der Ferne wahrgenommen. Aus der Untergrundschnellbahn, die sie hergebracht hatte, konnte man gar nichts sehen. Beim Betreten des Saals bekam man einen Schock: Der Raum begann in einem grasbewachsenen Tal und erstreckte sich bis zu hohen Gipfeln, die mit funkelnden Gletschern bedeckt waren. Kate hatte nichts Vergleichbares empfunden, seit sie im Vorjahr in dem überdachten Wasserbecken in der Juan-de-Fuca-Meerenge an einer Regatta für Boote mit 15 Quadratmeter Segelfläche teilgenommen hatte. Die meisten Wanderer hatten sich hingesetzt, banden ihre Wanderschuhe zu oder packten ihre Rucksäcke. Ab und zu hielten sie inne, um die überraschten Neuankömmlinge zu beobachten und über ihren Gesichtsausdruck zu lachen. Eine Frau bekam beim Anblick dieser Landschaft nervöse Zuckungen und jammerte, ihr sei schwindlig. Umstehende mussten sie beruhigen: Wie alle anderen auch, hatte sie der offene Raum und das natürliche Licht verwirrt. Man wies sie auf die Glaswände hin, die den Saal von allen Seiten umgaben und hoch über den Köpfen ein riesiges Gewölbe bildeten. Das waren doch die gleichen Wände, die auch die Stadt umschlossen und zu einer gesicherten Zone machten. Die Frau entspannte sich allmählich. Kate hielt unauffällig nach Baikal Ausschau, als blickte sie einfach nur mit zusammengekniffenen Augen in die Gegend, um sich an das Licht zu gewöhnen. Sie sah ihn mit seinem Rucksack auf dem Rücken abseits von den anderen Wanderern stehen und unverwandt auf die Berge, in die Ferne starren. Wie vereinbart schlenderte sie zwischen den Gruppen hin und her, um dann scheinbar zufällig auf ihn zu stoßen. Er hatte ihr geraten, ihn höflich zu begrüßen, wie einen Bekannten, den man zufällig trifft. Als er ihr die Hand reichte, wurde Kate unwillkürlich blass. Sie schaute auf seine sinnlichen Lippen und verspürte ein brennendes Verlangen, sie zu küssen, zu beißen. »Alles in Ordnung«, sagte er ganz entspannt, als wechselten sie ein paar belanglose Worte. »Vergiss nicht, nach dem ersten Anstieg die Letzte in der Gruppe zu sein.« Er spielte den Gleichgültigen, aber sie kannte ihn gut genug, um zu merken, dass er vor Sorge und Aufregung leicht zitterte. Seine hellgrünen Augen blitzten in vertrautem Glanz, einem Glanz von Zärtlichkeit und Verlangen. »Immer noch entschlossen?«, fragte sie, ehe sie weiterging. »Immer noch.« Sie nickte, drehte sich um und mischte sich wieder unter die Wartenden. Die meisten Wanderer waren mit ihren riesigen Rucksäcken zum Aufbruch bereit. Der Saalwanderweg war etwa vierzig Kilometer lang, ein Zeltlager war vorgesehen. Die Mahlzeiten in der Berghütte waren sehr teuer, deshalb hatten sich alle Kocher und Fertiggericht
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