Schlangenhaus

Thriller

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442468058
Sprache: Deutsch
Umfang: 505 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.7 x 12.2 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Wahrheit tut nicht weh. Sie tötet. Der Schrecken beginnt an einem friedlichen Morgen in einem idyllischen englischen Dorf: Im Bett eines Säuglings wird eine Schlange entdeckt und die junge Tierärztin Clara Benning zu Hilfe gerufen. Es ist der Beginn einer wahren Schlangenplage, bei der es auch zu rätselhaften Todesfällen kommt. Auf der Suche nach einer Erklärung stößt Clara auf eine Spur, die fünfzig Jahre in die Vergangenheit führt. Doch die Menschen, die wissen, was damals geschah, schweigen eisern. Bis die Wahrheit mit tödlicher Macht ans Licht drängt.

Autorenportrait

Sharon Bolton wurde im englischen Lancashire geboren, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. "Todesopfer", ihr erster Roman, wurde von Lesern und Presse begeistert gefeiert und machte die Autorin über Nacht zum neuen Star unter den britischen Spannungsautorinnen. Ihrem ersten Triumph folgten mittlerweile acht weitere Thriller - darunter vier mit der grandiosen Ermittlerin Lacey Flint -, in denen Sharon Bolton ihr brillantes Können immer wieder unter Beweis stellte. Sie wurde bereits für zahlreiche Krimipreise nominiert und für "Schlangenhaus" mit dem Mary Higgins Clark Award ausgezeichnet sowie mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Oxford.

Leseprobe

Die finsterste Stunde, die ich jemals erlebt habe, brach letzten Donnerstag an, kurz bevor die Sonne aufging. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass es ein schöner Morgen werden würde, als ich das Haus verließ; sanft und schwül, voller geflüsterter Versprechen, wie nur ein Sommertag beginnen kann. Die Luft war noch kühl, doch ein Schimmern am Horizont ließ den heißen Tag bereits ahnen. Die Vögel sangen, als könne jeder Ton ihr letzter sein, und sogar die Insekten waren früh aufgestanden. Schwalben flitzten um mich herum, so nahe, dass sie mich fast berührten. Als ich auf die Auffahrt zuging, die zu Matts Haus führte, stieg der Duft wilder Kamille vom Wegrand auf. Sein Lieblingsgeruch. Einen Augenblick starrte ich regungslos den Weg an, der zwischen Lorbeerbüschen verschwand. Unwillkürlich scharrte ich mit den Schuhen im Kies, um den Geruch aufzuwirbeln und dachte, dass Kamille nach reifen Äpfeln roch und nach dem ersten Hauch von Holzrauch in der herbstlichen Brise. Ich konnte nicht anders, ich überlegte, wie es wohl wäre, die Auffahrt hinaufzugehen, mich ins Haus zu stehlen und Matt zu wecken, indem ich Kamille auf sein Kopfkissen rieb. Ich ging weiter. Als ich das obere Ende der Carters Lane erreichte, sah ich, dass die Tür von Violets Cottage einen Spaltbreit offen stand. Das konnte eigentlich nicht sein, nicht um diese Zeit. Ich ging zum Haus, blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete die abblätternde Farbe, die Dunkelheit im Flur dahinter. Wahrscheinlich war sie eine Frühaufsteherin wie viele alte Menschen, doch beim Anblick dieser offenen Tür spannte sich irgendetwas in mir an. Die Türschwelle war feucht. Jemand hatte kurz zuvor mit nassen Schuhen hier gestanden. Das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten; es konnte durchaus Zufall sein, doch meine Unruhe wuchs. Ich drückte gegen dieT ür. Sie öffnete sich ein kleines Stück, bevor sie gegen ein Hindernis stieß. 'Violet?', rief ich. Keine Antwort. Wieder drückte ich gegen die Tür. Sie gab noch etwas nach und auf dem Boden wurde eine feuchte Spur sichtbar. Ich quetschte mich durch den Spalt und trat in den Flur. Der Sack hinter der Tür war aus Jute, die Öffnung mit einer Schnur fest zugezogen. Er sah aus wie die Sandsäcke, die bei Hochwasser von der Behörde ausgegeben werden. Doch ich glaubte nicht, dass dieser Sack Sand enthielt. Zum einen war er nicht schwer genug. Außerdem hatte er nicht die pralle, regelmäßige Form eines Sandsacks, besonders eines feuchten. Und dieser hier war nicht nur feucht, er war triefnass. 'Violet!', rief ich abermals. Wenn Violet mich hören konnte, so antwortete sie nicht. Die Tür am Ende des Flurs stand offen, und ich konnte sehen, dass das Zimmer dahinter leer war. Von Violets Hund Bennie war nichts zu sehen. Das war der Augenblick, in dem sich meine Beklommenheit in Angst verwandelte. Denn ein Hund, selbst einer, der ziemlich betagt und krank ist, wird normalerweise niemandem gestatten, sein Haus zu betreten, ohne irgendwie zu reagieren. Violet könnte noch schlafen; vielleicht hatte sie mich nicht gehört. Bennie jedoch hätte mich gehört. Obwohl es das Letzte war, was ich tun wollte, drehte ich mich um und bückte mich nach dem Sack. Kalt, nass, fest, aber definitiv kein Sand. Ich zog das kleine Taschenmesser hervor, das ich immer bei mir trage, und schnitt die Schnur durch. Dann packte ich die beiden unteren Enden und kippte den feuchten, leblosen Inhalt auf den abgetretenen Linoleumboden von Violets Hausflur. Bennie sah sogar noch kleiner aus als zu Lebzeiten. Ich brauchte ihn nicht anzufassen, um zu wissen, dass er tot war, doch ich beugte mich trotzdem herab und strich über sein nasses Fell. Im Gesicht und am Hals hatte er ein paar Schürfwunden; bestimmt hatte er versucht, sich freizustrampeln, als man ihn in den Teich oder Fluss geworfen hatte. Doch der Sack war noch nicht leer. Ich schüttelte ihn leicht, und noch etwas anderes fiel heraus. Schwer verletzt, den Körper zerfleischt und stellenweise fast i